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Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Titel: Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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verharrte er so, bevor er dem Mann schließlich Mund und Nase zuhielt. Tatsächlich vollzog sich das Ganze undramatisch und friedlich.
    Ach Gott, du armer Kerl, dachte er. Aber du solltest nicht leiden, und das hättest du schon bald getan.
    Dann nahm er eine Flasche mit medizinischem Alkohol vom Tisch und schüttete sie über den beiden Leichen aus.
    Als er einen Schritt zurücktrat, um das Streichholz zu werfen, fiel ihm etwas ins Auge. Der Afrikaner lag mit weit hintenübergestrecktem Kopf da, der Mund stand offen. Am Oberkiefer des Mannes klebte ein Gebiss. Für die Dauer eines Moments betrachtete René den Toten, verwundert über die Unwahrscheinlichkeit dieses Umstands. Dann zog er ihm kurzentschlossen das Gebiss aus dem Mund, steckte es in die Tasche, nahm sein eigenes heraus und schob es der Leiche in den Mund.
    Anschließend goss er den Inhalt einer weiteren Flasche Alkohol über dem Afrikaner aus, trat ein paar Schritte zurück und warf das brennende Streichholz.
    Mit einem dumpfen Knall entzündeten sich die Dämpfe, und ein bläulicher Schein tauchte den muffigen Raum in ein Licht, als wäre es heller Tag.

38
    Zola klappte das Handy zusammen und lehnte sich zurück.
    Gerade hatte er von seiner Kontaktperson die erlösenden, aber auch endgültigen Worte gehört: »Machen Sie Ihre Arbeit, oder fahren Sie zur Hölle!«
    Mit dieser klaren Botschaft vor Augen wollte er jetzt ein paar mögliche Szenarien durchspielen.
    Es musste auf jeden Fall schnell etwas passieren, denn das Risiko, dass Marco ihnen entkam, wurde immer größer. Der Junge konnte auch noch von ferne gefährlich sein, ganz besonders jetzt, wo er mitangesehen hatte, wie er, Zola, seinen Vater vor den Bus gestoßen hatte. Aber was hätte er tun sollen? Wenn die hundertprozentige Loyalität nicht mehr gegeben war, dann musste er einen Schlussstrich ziehen – was am Ende natürlich auch bedeutete, dass das lästige Beuteteilen wegfiel.
    Seine Arbeit solle er machen, hatte die Kontaktperson gesagt. Sehr witzig, als hätten sie bislang die Füße hochgelegt. Krummgelegt hatten sie sich, alle durch die Bank, um Marco zu finden. Und jetzt fingen sie womöglich wieder ganz von vorne an …
    Es stimmte, der Junge war mit dem Taxi in nördliche Richtung gefahren, aber was ließ sich daraus schon ableiten? Nichts. Zwei Minuten später konnte er den Fahrer gebeten haben, nach Osten, Westen, Süden oder sonst wohin abzubiegen. Das Straßennetz war endlos. Und trotzdem wollten diese verdammten Afrikaner, die seit Neuestem auch noch mitmischten, einen Anhaltspunkt.
    Er nickte Chris zu, der neben ihm saß. »Hol Pico ans Telefon.«
    Chris wählte eine Nummer, wartete zwanzig Sekunden und reichte Zola dann das Handy.
    »Gib mir Pico«, mehr sagte er nicht.
    Es dauerte einen Moment, dann kam in gebrochenem Englisch die Antwort.
    »Ich nicht weiß, wo ist. Früher an Ecke, jetzt weg. Redet mit Mann von dir. Mann neben mir sagt, war Hector. Sonst nichts.«
    Dass diese Osteuropäer kein gescheites Englisch sprechen konnten! Das machte Zola immer wieder rasend. Er klappte das Handy zu, reichte es Chris und starrte einen Moment mit leerem Blick in die Bredgade.
    Die Jahre im kriminellen Milieu hatten ihn gelehrt, ein Prinzip über alle anderen zu stellen: Die Behörden durften die kriminellen Machenschaften seiner Leute unter keinen Umständen bis zu ihm zurückverfolgen. Deshalb hatte er dieses Telefonsystem eingeführt. Und deshalb hatte er ein blütenweißes Strafregister und lange Zeit eine richtig lukrative Phase gehabt.
    Das System war denkbar einfach: Außer ihm und Chris besaß niemand in seinem Clan ein Handy. So konnten seine Leute ihn jederzeit und überall erreichen, aber sollte einer von ihnen gefasst werden, gab es nichts Handfestes, was sich nachverfolgen ließ, keine kompromittierenden Kurzmitteilungen, Anruflisten, Mailbox-Nachrichten auf dem beschlagnahmten Handy.
    Darüber hinaus hatte er in den letzten Jahren ein großes Netzwerk geschaffen. Die an der Jagd auf Marco beteiligten osteuropäischen Hilfstruppen konnten Nachrichten in die verschiedenen Reviere seiner Clanmitglieder weiterleiten. Das funktionierte im Alltag ausgezeichnet, nur war es inzwischen lange her, dass sie einen Alltag gehabt hatten.
    Nein, zurzeit war sein Telefonsystem eindeutig zu umständlich und störanfällig.
    »Lass uns noch etwas warten, dann ruft er bestimmt zurück«, sagte Chris.
    Aber Zola hatte nicht das Gefühl, noch warten zu können. Marco konnte jede Minute

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