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Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Titel: Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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Mai. Da, kannst du dir ansehen.«
    Marcus Jacobsen reichte Carl ein Video und ein Foto des Mannes. Nach einem vergleichbar nichtssagenden Gesicht müsste man lange suchen. Hohe Stirn, dünnes blondes Haar, wässrig blaue Augen, Lider ohne Wimpern. Fast kindlich. Die Art von Gesicht, die sich bis zur Unkenntlichkeit tarnen ließ, indem man lediglich ein kleines Schönheitspflaster auf die Wange klebte.
    »Ein Überwachungsvideo? Wo kommt das her?«
    Der Chef der Mordkommission zuckte die Achseln. »Es gibt nicht nur eins, sondern mehrere.«
    »Das wird nicht leicht, Marcus. Aber was mich viel mehr interessiert: Wie um Himmels willen konnte man diese Wachspuppe hier überhaupt wiedererkennen? Der Typ ähnelt doch nichts und niemandem!«
    »Schau dir das Band an und lies den Bericht, dann weißt du’s.«
    Carl schüttelte den Kopf, das war doch die reinste Bauernfängerei. »Tja, wenn das also das Beste ist, was du anzubieten hast, dann kann ich wohl nicht Nein sagen. Also gut: Ich gehe mit Rose raus. Aber höchstens einen Tag, Marcus, nur damit du es weißt. Das hier sieht nach einem ordentlichen Zeitfresser aus.«
    »Ja, Carl. Deine Entscheidung. Du machst es so, wie du willst.«
    Da war sie wieder, diese fast resignierte Art, die Marcus Jacobsen so gar nicht ähnlich sah.
    »Ist doch gut, Lars Bjørn wieder hier zu haben.« Carl versuchte es mit einem freundlicheren Ton.
    »Ja. Ach, und da ist noch etwas, Carl. Morgen findet die Budgetkonferenz statt. Fürs Erste bleibt alles, wie es ist. Aber in Zukunft wird sich einiges ändern. Jetzt, wo Bjørn vorzeitig zurückbeordert wurde, verteilen wir die Rollen neu. Bis alles wieder seinen Platz gefunden hat.«
    Carl verstand nur Bahnhof. »Wurde er denn frühzeitig zurückbeordert?«
    »Ja, eigentlich war er noch für weitere anderthalb Monate dort eingeplant, aber so ist es praktischer.«
    »Null capisco. Bis alles seinen Platz gefunden hat? Was ist praktischer? Kannst du mir vielleicht mal sagen, was hier vor sich geht?«
    »Ach ja, stimmt, du warst ja gestern in Holland, deshalb hast du das Treffen der Führungsgruppe verpasst. Nein, du weißt es ja noch gar nicht, das hatte ich ganz vergessen. Habe ich denn schon gefragt, ob in Rotterdam alles gut ging?«
    Carl rollte die Augen. »Was. Geht. Hier. Vor. Marcus?«
    »Äh, also eigentlich nichts weiter, als dass meine Frau und ich beschlossen haben, in Pension zu gehen, ehe uns die Regierung die völlig kappt.«
    »In Pension? Dafür bist du doch viel zu jung!«
    »Da irrst du dich. Am Freitag ist mein letzter Tag.« Er lächelte etwas kleinmütig. »Freitag, der Dreizehnte. Das muss ein gutes Omen sein.«
    Carl riss die Augen auf. Freitag! Das war in drei Tagen! Das konnte doch wohl nicht wahr sein.
    Eine Kette von Flüchen ausstoßend, stieg Carl die Treppe hinunter in den Keller. Die Mordkommission ohne Marcus Jacobsen, das war einfach unvorstellbar. Aber schlimmer noch war die Aussicht, dass Lars Bjørn dessen Platz einnehmen sollte. Das war einfach bodenlos. Dann doch lieber mit dem Fahrrad auf die Lofoten radeln und sich dort von den Mücken auffressen lassen. Verdammt kalte Dusche an einem gewöhnlichen Dienstag.
    »Du siehst aus wie eine Essiggurke«, tönte es irgendwo weiter unten auf der Treppe. Børge Bak transportierte im üblichen Schneckentempo Diebesgut aus der Asservatenkammer zu irgendwelchen Polizeibeamten und glaubte, er sei witzig.
    »Na, dann sind wir ja schon zwei«, muffelte Carl zurück. Um sich den Mann vom Leib zu halten, war er durchaus willens, ein paar Stufen zu überspringen.
    »Wie ich höre, war die Fahrt nach Holland nicht der große Erfolg. Aber warst du daran denn überhaupt interessiert?«
    Carl blieb stehen. »Was zum Teufel willst du damit sagen?«
    »Na jaaa. Eigentlich nur, dass der Fall gerade dabei ist, sich so weit zu verzweigen, dass es für dich unbequem werden könnte.«
    »Unbequem?«
    »Ja. Du weißt doch, hier drinnen verbreiten sich die Gerüchte schneller als Grippeviren.«
    Carl runzelte die Stirn. Wenn diese Stinkmorchel nicht auf der Stelle verduftete, würde er das Kriegsbeil ausgraben, direkt hier auf der Treppe, zwischen zwei Stufen.
    Bak schien das zu merken.
    »Na ja, äh, ich muss weiter, Carl. Mach’s gut.«
    Höchstens drei Zentimeter schaffte es sein Fuß zur nächsten Stufe, da hatte Carl ihn gepackt.
    »Welche Gerüchte, Bak?«
    »Lass mich los«, keuchte Bak. »Sonst hast du die Dienstaufsichtsbeschwerde am Hals, um die du bei der Amager-Geschichte

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