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Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Titel: Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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an Hardys gelähmten Gliedmaßen anwendete, waren in mancherlei Hinsicht unverständliche Dinge mit Hardy passiert.
    Vor zwei Jahren hatten die Ärzte in den Spezialkliniken für Wirbelsäulenleiden Hardy unverblümt ein Leben in der Horizontalen prophezeit. An dem Urteil hatte Carl inzwischen seine Zweifel.
    »Es ist merkwürdig mit ihm«, sagte er. »Früher hatte er eine Art Phantomschmerzen, aber jetzt ist es etwas anderes. Ich weiß nur nicht, was.«
    Carls Assistent kratzte sich im Nacken. »Ich meinte nicht so sehr seinen Körper, sondern eher, wie es seinem Kopf geht.«
    Assad hatte seine Bürowände mit neuen Plakaten dekoriert – vielleicht weil er mehr Muße hatte, seit er insgesamt hatte runterschalten müssen, vielleicht zeigte sich darin aber auch ein gewisser neuer Kosmopolitismus. Jedenfalls hatte er seine alten Plakate mit den exotischen Gebäuden und den Kringeln arabischer Schriftzeichen gegen ein kleines Poster von Einstein ausgetauscht, der dem Betrachter die Zunge rausstreckte, und gegen ein etwas größeres, auf dem ein schlanker Mann mit Rockgitarre abgebildet war. »Mahmoud Radaideh and Kazamada perform in Beirut« stand dort. Vollkommen unaussprechlich.
    »Neue Bürodeko?«, kommentierte Carl und deutete auf das Plakat. Eigentlich hatte er noch fragen wollen, was das denn überhaupt sei, aber so weit kam er nicht, denn Assad wirkte plötzlich total abwesend. Seine sonst so lebhafte Mimik war wie eingefroren, seine Schultern hingen schlaff in dem karierten Hemd – ein Anblick des Jammers. Carl hatte diesen abrupten Umschwung jetzt schon ein paarmal erlebt.
    »Ich hab auch eine CD von denen, willst du sie hören?«, fragte Assad in Carls Gedanken hinein, wartete aber dessen Antwort gar nicht erst ab, sondern drückte gleich auf die Play-Taste des CD-Players. Und bevor Carl auch nur hätte Piep sagen können, dröhnte flächendeckendes Klangbombardement durch das winzige Büro.
    »Donnerwetter«, rief er und schaute sehnsüchtig zur Tür.
    »Das sind Kazamada. Die spielen gemeinsam mit allen möglichen Musikern aus der arabischen Welt«, rief Assad zurück.
    Carl nickte, das bezweifelte er nicht. Das Problem war vielleicht nur, dass Kazamada mit ihnen allen gleichzeitig spielten. Vorsichtig drückte er auf die Stopp-Taste.
    Die Stille war ohrenbetäubend. »Du hast nach Hardys Kopf gefragt. Auch wenn Mika ihn viele Male am Tag zum Lächelnbringt, glaube ich leider nicht, dass es Hardy psychisch gut geht. Seine Gedanken fliegen überallhin, sagt er. All das Leben, das ihm entgeht. All seine Pläne, alles, was er tun wollte, sobald die Zeit dafür reif gewesen wäre. Assad, er kann NICHTS. Wie oft haben wir ihn nachts leise schluchzen hören – du kannst dir bestimmt vorstellen, wie einem das an die Nieren geht –, aber darüber spricht er natürlich nicht.«
    »Alles, was er tun wollte, sobald die Zeit dafür reif gewesen wäre.« Assad nickte nachdenklich. »Ich glaube, ich verstehe. Vielleicht sogar besser als die meisten.«
    Und augenblicklich schien er wieder in sich zusammenzufallen.
    Was ist denn das jetzt schon wieder für eine kryptische Bemerkung?, dachte Carl, fragte aber nicht weiter nach. Irgendwie hatte er nach dem Gespräch mit Jacobsen keine Nerven mehr für persönliche Offenbarungen. Und überhaupt: Wenn Assad schon so drauf war, konnte Carl genauso gut gleich die Handgranate werfen. »Ich hab leider eine schlechte Nachricht, Assad. Marcus Jacobsen hört auf.«
    Assad drehte sich langsam zu Carl um. »Er hört auf?«
    »Ja, am Freitag.«
    »Am Freitag? Schon am Freitag?«
    Carl nickte. Lief der Mann jetzt in Zeitlupe, oder hatte es in seinem Hirn einen Synapsenkurzschluss gegeben?
    Komm doch wieder, guter alter Assad. Wo steckst du?, dachte er, während er sein Gespräch mit dem Chef der Mordkommission referierte. »Dann werden wir Lars Bjørn am Hals haben, leider Gottes.«
    »Das ist sonderbar«, sagte Assad und stierte vor sich hin.
    Sonderbar? Nicht gerade die Reaktion, die Carl erwartet hatte.
    »Warum ›sonderbar‹? Furchtbar, ja. Grauenvoll, ja. Aber ›sonderbar‹? Wie meinst du das?«
    Assad kaute auf seiner Lippe herum und wirkte, als sei er gedanklichauf einem völlig anderen Planeten. »Sonderbar, weil er mir das gar nicht erzählt hat«, kam es schließlich nach einer ganz und gar Assad-untypischen Pause.
    Carl runzelte die Stirn. »Und warum sollte er das, Assad?«
    »Ich habe auf sein Haus und alles aufgepasst, als er und seine Frau weg waren. Als sie

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