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Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Titel: Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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aus.« Sie zog einen großen zerknitterten Zettel und zwei Postkarten aus ihrer Jackentasche und legte sie vor sich auf Carls Schreibtisch.
    »Birthe Enevoldsen zufolge hat Anweiler sein Hausboot am Monatsende vor dem Brand verkauft. Birthe hat er erzählt, dass er für das Schiff hundertfünfzigtausend Kronen bekommen hätte, mit Einrichtung und allem. Aber sie wusste weder, wer es ihm abgekauft hat, noch, dass das Schiff wenige Tage später ausbrannte. Sie wirkt nicht wie ein Mensch, der sich viel aus Klatsch macht. Eher so ein Nerd, wenn ihr wisst, was ich meine.«
    Assad nickte eifrig. Das war wieder ein schönes Wort für seine Klischeekiste.
    »Jedenfalls würde sie ihren Kopf drauf verwetten, sagt sie, dass Anweiler überhaupt nicht in Dänemark war, als die Frau bei dem Brand umkam, sondern bei seiner Mutter in Kaliningrad. Und ich weiß auch, warum. Seht selbst.«
    Sie schob ihnen die erste der beiden Postkarten hin. Offensichtlich ein mit dem Tintenstrahldrucker selbst fabriziertes Exemplar eines völlig unattraktiven Motivs.
    »Das wirft doch aber ein ganz anderes Licht auf den Fall, nicht wahr, Carl?«
    Die Vorderseite der Postkarte, adressiert an Birthe Enevoldsen, zeigte einen lächelnden Sverre Anweiler und eine uniformierte Frau in enger Umarmung vor aufgestapelten Containern in der zubetonierten Umgebung irgendeines Hafens.
    An Anweilers Mund hatte jemand eine Sprechblase gezeichnet, darin stand »Grüße von Mutter und mir«.
    »Abgesehen vom Geschlecht gleichen sich Mutter und Sohn wie zweimal Wasser.«
    »Zwei Tropfen, Assad. Wie zwei Tropfen Wasser.«
    Das war gar nicht so verkehrt. Bis auf Anweilers Tätowierung und die mächtige Brustpartie der Frau war der kleine Mann ihr Abbild, und zwar eins zu eins. Ungesunde und blasse Haut, schmaler Mund und Schlupflider. Zwei Gesichter, geprägt von suboptimalen Lebensbedingungen und ebensolchen DNA-Strängen.
    Carl drehte die Postkarte um. Sie war in Kaliningrad abgestempelt, und zwar am Tag vor dem Bootsbrand. »Könnt ihr dieses Krickelkrakel lesen? Ich nicht.«
    »Witziges Wort, Carl. Krickelkrakel, ja, das verstehe ich.« Assad nickte eifrig, sein schiefes, teilweise gelähmtes Gesicht wurde fast gerade.
    Rose nahm die Karte an sich und las vor: »›Die Überfahrt von Karlshamn nach Klaipeda hat vierzehn Stunden gedauert. Die Busfahrt hierher fast genauso lange, der Bus hatte drei Reifenpannen.‹ Das steht da natürlich auf Schwedisch.«
    Carl kniff die Augen zusammen. Ja, aus Kopenhagen kam man leicht weg. Für die Strecke von Kopenhagen nach Karlshamn in Südschweden brauchte man lediglich ein Bahnticket, und das konnte man an jedem Fahrkartenschalter kaufen, ohnesich ausweisen zu müssen. In wenigen Stunden konnte Anweiler mit größter Leichtigkeit die Fähre zweihundertfünfzig Kilometer entfernt erreicht haben.
    Er nahm die Postkarte an sich und besah sie noch einmal prüfend.
    »Ja, ja, Rose. Das sieht ziemlich überzeugend aus, aber die Karte kann lange vor der Datierung vorbereitet worden sein, du siehst ja selbst, die ist Marke Eigenbau. Was spricht dagegen, dass Anweiler seine Mutter gebeten hat, die Karte zu irgendeinem Zeitpunkt X abzuschicken? Der Poststempel beweist allenfalls, wann und wo die Karte abgeschickt wurde, aber nicht, von wem.«
    Rose zupfte an ihrem Halstuch. Anscheinend kein Einwand, den sie besonders ernst nahm.
    »Aber da du dem nun so große Bedeutung beimisst, wollen wir gründlich vorgehen«, fuhr Carl fort. »Deshalb checkst du jetzt die Registrierungsnummern der Mærsk-Container hinter Anweiler und seiner Mutter, okay? Und falls sich herausstellt, dass auch nur einer dieser Container kurz vor dem Brand dort abgestellt wurde, gehen wir zu Marcus und Konsorten und sagen ihnen, dass sie den falschen Mann verdächtigen.« Er nickte. »Gut gemacht, Rose. Was hast du sonst noch für mich?«
    Sie ließ das Halstuch los. »Birthe Enevoldsen kennt Anweiler schon seit Jahren. Sie hat mir erzählt, er hätte oft davon gesprochen, dass er seine Mutter in Kaliningrad besuchen und anschließend ein Motorrad kaufen wolle, um einmal quer von West nach Ost durch Russland zu fahren. Auf dem Hinweg am Eismeer entlang bis zur Beringstraße und dann hinunter nach Wladiwostok – und zurück von Ost nach West an der südlichen Grenze entlang. Dass er das auch gemacht hat, könnte vielleicht diese nächste Postkarte hier beweisen.«
    Carl lehnte sich über den Tisch. Die zweite Ansichtskarte war eindeutig eine gekaufte. Eine kleine

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