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Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Titel: Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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Landkarte von ganz Russland,auf der mit feinem blauem Filzstift eine Linie gezogen war, von Sankt Petersburg über die Städte Archangelsk, Magadan, Chabarowsk, Wladiwostok und Irkutsk. Der Baikalsee war dick eingekringelt, und eine gestrichelte Linie führte über Nowosibirsk, Wolgograd und Nowgorod nach Moskau.
    »Er schreibt auf der Karte, dass dies seine Route zum Baikalsee war, wo er sich dann fast vier Monate aufgehalten hat. Dort sei ihm das Geld ausgegangen und er habe gearbeitet, ehe er weiterfahren konnte. Die gestrichelte Linie gibt die geplante Route von dort aus an.«
    Assad nahm die Karte und warf einen Blick auf die Rückseite. »Da, Carl, das Datum. Das ist ein halbes Jahr nach dem Brand.«
    Einen Augenblick herrschte Stille, jeder versuchte, die Gedanken der anderen zu erraten. Assad eröffnete schließlich den Reigen.
    »Sverre Anweiler hatte also eine russische Mutter und garantiert einen schwedischen Vater. Da fällt mir ein, dass sowohl Schweden als auch Russland die doppelte Staatsbürgerschaft zulassen. Stimmt doch, oder?«
    Herrgott noch mal, woher sollte Carl denn so etwas wissen? Er war weder das eine noch das andere.
    »Damit kann Anweiler also ungehindert in Schweden und in Russland herumreisen«, nahm Rose den Gedanken auf. »Ich hab keine Ahnung, wie es zwischen Litauen und der russischen Exklave Kaliningrad mit der Visumspflicht aussieht, aber nach Sankt Petersburg kann er von Kaliningrad aus problemlos geflogen sein.«
    »Und das Motorrad?«
    »Na, der wird sich dort für billig Geld irgendeine russische Maschine gekauft haben, meinst du nicht?« Sie warf ihm einen matten, leicht ungeduldigen Blick zu. War er ein bisschen blöd, oder was?
    Carl ignorierte das und wandte sich an Assad.
    »Interpols Suchmeldung ging erst raus, als Anweiler schon durch die russische Steppe gebrettert ist, ist es das, was ihr denkt?«
    Beide zuckten die Achseln. Das war nicht unwahrscheinlich, das wussten sie alle drei.
    »Und nachdem er nach Hause gekommen war, Rose, was war dann?«
    »Da nahm er sich einen Untermieter für seine Wohnung in Malmö und wurde Roadie für Daggers an’ Swords.«
    Carl runzelte die Stirn, aber Rose kam ihm zuvor.
    »Das ist eine Death-Metal-Band aus Schonen, Anweiler ist gerade mit denen in Kopenhagen gewesen. Letzte Woche haben sie im Pumpehuset gespielt. Deshalb war er hier.«
    Er nickte. »Okay, langsam zeichnet sich was ab. Theoretisch könnte er sich also bis vor Kurzem in Russland aufgehalten haben, wo er möglicherweise bereits wenige Tage vor dem Brand eingereist ist. In der Zwischenzeit wurde er von Interpol gesucht, hatte jedoch vermutlich keinen Kontakt zu den russischen Behörden, und die Kontrollen an der Öresundbrücke sind ja nun auch ein absoluter Witz. Und da seine Wohnung in Malmö seitdem untervermietet ist, gab es für die schwedische Polizei auch keinen Grund, ihn dort aufzusuchen. Trotzdem: Ist es wirklich denkbar, dass Anweiler überhaupt nichts von dem Brand wusste und deshalb sein Leben weiterführte, als wäre nichts geschehen?« Nachdenklich nagte Carl an seiner Unterlippe. Auch wenn das alles recht schlüssig klang – überzeugt war er noch nicht. »Und ihr sagt, während er sich in Kopenhagen aufhielt, übernachtete unser Birthemädchen in seiner Wohnung?«
    »Ja. Seine Wohnung in Malmö liegt in nächster Nähe der Oper, was es für sie so bequem macht.«
    Assad lehnte sich zurück und streckte seinen Rücken. »Schon ein merkwürdiger Deal, finde ich. Woher kannten sich Birthe Enevoldsen und Sverre Anweiler überhaupt?«
    »Durch Louise Kristiansen. Das ist die auf dem Video, mit der er sich am Park-Café traf. Sie spielt Percussion, wurde hier am Konservatorium ausgebildet und ist jahrelang mit Bands aufgetreten, für die Anweiler Roadie war. Sie hatte letzte Woche auch ein Konzert in Kopenhagen.«
    Carl sah auf die Uhr. In einer halben Stunde war er mit Mona verabredet. In einem trendigen Café in einer schicken Straße, was eigentlich nicht ihr Stil war – aber immerhin gut, dass es im Café stattfand und nicht bei ihr zu Hause, wo man immer Gefahr lief, sich um den nervigen Enkel mit seiner ewigen Rotznase kümmern zu müssen.
    »Ja«, sagte er in gedämpftem Ton, der signalisieren sollte, dass die Besprechung nun beendet sei. »Ich sehe, es gibt da einiges, das in eine andere Richtung weist und Anweiler gewissermaßen entlastet. Und es gibt vieles, was man eigentlich ganz gerne in den Berichten der werten Kollegen hätte lesen wollen:

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