Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)
in die Kontaktdaten geschrieben? Was war er nur für ein Idiot!
Marco biss sich auf die Faust und überlegte fieberhaft. Er kannte Zolas Leute. Sehr bald schon würden sie die Fährte aufgenommen haben, daran zweifelte er keinen Augenblick. Hector würde keine Sekunde verlieren und Zola informieren.
Es war passiert. Sie hatten ihn gefunden.
9
Frühjahr 2011
»Na, Rose, hast du unseren Täter gefunden? Wusste Birthe Enevoldsen in Brumleby etwas?«
Carl hielt das Handy fest ans Ohr gepresst. Er sah ihr weiß getünchtes Gesicht förmlich vor sich. Er wusste nur zu gut, wie sie aussah, wenn sie so richtig wütend war. In der Türöffnung erschien Assad.
Carl winkte seinen Assistenten heran und aktivierte den Lautsprecher des Handys. Rose hatte sich da draußen sicher völlig umsonst die Beine in den Bauch gestanden, und den jetzt zu erwartenden Ausbruch wollte Carl Assad nicht vorenthalten. Das würde ihn bestimmt aufheitern. Wenn Rose erst mal so richtig in Fahrt war, dann war das schon ein Spektakel.
Carl grinste. Es würde ihn nicht wundern, wenn die Putzfrau mit dem losen Mundwerk ihnen was vorgemacht hatte und ihre Arbeitgeberin nie aufgetaucht war.
Aber Roses Stimme war trocken wie Zwieback. »Sverre Anweiler wohnte letzte Woche zwei Tage lang in der Wohnung«, begann sie. »Anweiler hatte seinen eigenen Schlüssel für Birthes Wohnung verlegt, aber die Frau, mit der er auf dem Überwachungsvideo zu sehen ist, Louise Kristiansen, hielt sich zur gleichen Zeit in Birthes Wohnung auf, und sie hatte ihren Schlüssel. Deshalb haben Sverre und sie verabredet, wo und wann sie sich treffen wollten, um zusammen nach Hause zu gehen. Willst du noch mehr wissen, Assistent?«
Carls Lächeln verblasste in dem Maße, in dem Assads Lachgrübchen tiefer wurden. »Okay Rose. Nun lass mal gut sein,ja? Interessante Informationen, aber sei doch so nett und wiederhol’s noch einmal für Daddy. Du sagst, dieses Birthemädchen hat den Deppen höchstpersönlich eingeladen, bei ihr zu wohnen?«
»Ja, und dieses Birthemädchen, wie du sie nennst, sitzt neben mir. Wenn du willst, kannst du selbst mit ihr sprechen.«
Herrje, konnte Rose indiskret sein! Aber immerhin schien Assad auf seine Kosten zu kommen.
»Ich glaube, das schaffst du schon allein, aber trotzdem danke. Warum hat Anweiler bei ihr gewohnt, waren alle drei gleichzeitig in der Wohnung?«
»Nein. Birthe hat zurzeit ein Engagement als Querflötistin beim Symphonieorchester Malmö. Deshalb haben sie ihre Wohnungen für die Tage, die sie zu Proben drüben war, getauscht. Das Konzert ist offenbar anspruchsvoll.«
»He warte, Moment mal, das geht mir zu schnell. Hast du Birthe erzählt, dass Anweiler gesucht wird?«
»Ja, das wusste sie nicht. Und Anweiler weiß es auch nicht, sagt sie.«
»Aha. Dann muss sie echt naiv sein, wenn sie das glaubt.«
»Möchtest du ihr das selbst sagen? Wie gesagt, sie sitzt …«
»Nein, danke, wenn ich so frei sein darf. Sag ihr, wir würden den Mann sehr gern kontaktieren.«
»Ich habe seine Telefonnummer.«
Das war doch zum Verrücktwerden.
»Ausführlicher Bericht, sobald du zurück bist, klar? Und diese Birthe behalten wir im Auge, sie muss uns darüber unterrichten, wo sie sich in den nächsten Tagen aufhält.«
»Zu Befehl.«
Aus Assads Richtung war jetzt ein Glucksen zu hören. Das hatte Carl gerade noch gefehlt.
»Eins noch, Carl«, fuhr Rose fort. »Wir sitzen hier draußen auf dem Platz im Park-Café, und direkt neben uns lehnt eine Leiter an einer Litfaßsäule. Irgendwie seltsam. Als ob derPlakatkleber seine Arbeit abrupt beendet hätte. Ist schon seit Ewigkeiten fort. Sein Spachtel hängt aber noch in dem Papierwust.«
»Das ist ja unerhört: ein Mann, der seinen Arbeitsplatz verlassen hat. Das würde ich doch gleich mal der Dienstaufsicht melden.«
Carl holte tief Luft. Warum in aller Welt saß Rose im Café und nicht bei Birthe Enevoldsen zu Hause? Aber falls sie glaubte, sie könnte ihren Caffè Latte abrechnen, hatte sie sich getäuscht.
»Hör doch erst mal zu, Carl. Außer dem Spachtel hängt da noch eine Suchmeldung, es geht um einen vermissten Mann. Meiner Erinnerung nach ist das einer der Fälle, die bei uns unten gelandet sind. Ich hab die Anzeige jedenfalls abgepult und bringe sie nachher mit. So, du bist vorgewarnt.«
Das durfte doch wohl nicht wahr sein! Ohne echten Fall gab die einfach keine Ruhe. Aber wenn sie meinte, dass alle unaufgeklärten Fälle über seinen Schreibtisch gehen müssten,
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