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Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Titel: Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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dem Verkehr ziehen. Koste es, was es wolle.«
    »Na, dann ist ja alles in bester Ordnung«, höhnte sein Auftraggeber. »Sie werden verstehen, dass ich gezwungen bin, auch mein eigenes Netzwerk zu mobilisieren, Zola. Ach ja, und rechnen Sie nicht damit, dass wir Sie das nächste Mal wieder kontaktieren, wenn wir einen Auftrag zu vergeben haben.«

    ***
    Bankdirektor Teis Snap war so schockiert, dass er sich an der Tischkante abstützen musste. Vor wenigen Sekunden hatte ihn Jens Brage-Schmidt, der Aufsichtsratsvorsitzende, darüber informiert, sein Mann habe eingeräumt, dass der Junge, nach dem sie suchten, in Starks Haus eingebrochen sei. Und noch ehe die ganze Tragweite des Satzes zu ihm durchgedrungen war, hatte Brage-Schmidt schon eine halbe Million Kronen bar auf den Tisch verlangt, als Teil eines gemeinsamen Budgets, das er für das »Unschädlichmachen des Jungen« aufwenden wollte.
    »Ermordung eines Kindes auf dänischem Boden«, protestierte Snap leise. »Ihr wollt wirklich, dass die Hauptaktionäre der Karrebæk-Bank das finanzieren? Das Strafmaß für Mord ist lebenslänglich, und gesetzt den Fall, das fliegt auf, wer soll dafür einsitzen?«
    »Keiner«, lautete die kurze Antwort.
    »Keiner?«
    »So weit wird es nicht kommen, nicht wahr? Aber falls esdoch schiefläuft, schlage ich vor, dass René E. Eriksen diesen Part übernimmt.«
    Teis Snaps Blick fiel auf das Foto auf dem Schreibtisch. Es zeigte René und ihn, zwei Studenten, breit lächelnd. Ganze Ozeane von zerstörten Hoffnungen trennten diese jungen Männer von denen, die sie heute waren.
    »Du bist ja total übergeschnappt. Was für eine krude Idee.« Er musste sich extrem zusammennehmen, um einigermaßen ruhig zu bleiben. »Wieso, bitte schön, sollte René darauf eingehen?«
    »Im Zweifelsfall werden wir ihn natürlich nicht fragen. Er wird seine Schuld schon selbst bekennen.«
    »Wie denn das?«
    »Na, in einem Abschiedsbrief.«
    Teis Snap ließ sich schwer auf seinen ledernen Strand & Hvass-Schreibtischstuhl fallen. Der »Abschiedsbrief« klingelte in seinen Ohren, ihm war schwindelig, er konnte und mochte nicht weiterdenken.
    »Sicherheitshalber, und um nachher nicht unter Zeitdruck zu geraten, müssen wir bereits jetzt formulieren, was in diesem Brief stehen soll«, fuhr Brage-Schmidt ungerührt fort. »Außerdem müssen wir dringend alle Verbindungen zwischen Eriksen und unseren Mittelsmännern in der Kameruner Bürokratie verschleiern. Du musst ihn bitten, das selbst zu tun, denn das kann er am besten. Hast du unsere Aktien in Curaçao unter Kontrolle?«
    »Ja, die liegen im Schließfach von Maduro & Curiels, der MCB-Bank.«
    »Und haben wir Schlüssel?«
    »Ja, sowohl René als auch ich haben einen, aber ich bräuchte eine Vollmacht von ihm.«
    »Okay. Du kümmerst dich darum, dass du die heute Nachmittag bekommst. Und dann fliegst du rüber, holst sämtliche Aktien aus dem Schließfach und sorgst anschließend dafür,dass der Zugang zu diesem Depot neu geregelt wird. Wichtig ist, dass wir die Aktien rausbekommen, solange er lebt. Dann haben wir die und unsere eigenen, falls etwas schiefgeht und ein schneller Rückzug nötig sein sollte. Alles klar?«
    »Hm. Ja.« Teis Snap schwitzte wie ein Pferd nach einem Galopprennen. Er versuchte, die Konsequenzen zu überschauen. »Wenn das Undenkbare tatsächlich geschehen muss, was sollte seinen Selbstmord begründen?«, fragte er. Das Wort »Selbstmord« flüsterte er fast.
    »Na, ganz klar: sexueller Missbrauch eines Strichers. Das ist doch mehr als plausibel: René E. Eriksen und sein Mitarbeiter William Stark haben regelmäßig Geschlechtsverkehr mit diesem Marco gehabt, und Stark hat schon vor Langem diesen ultimativen Ausweg gewählt. Aus Scham.«
    Teis Snap war erschüttert. Und trotzdem merkte er, wie sich sein Puls etwas beruhigte. Dieser Gedanke hatte schon etwas – zumal damit auch gleich Starks Verschwinden plausibel würde.
    »Verstehe«, murmelte er. »Und deshalb ist es erforderlich, dass wir den Jungen finden – und dafür sorgen, dass er nicht mehr in der Lage sein wird, dieser Erklärung irgendwann mal zu widersprechen. Aber was, wenn er eliminiert ist, wer soll Stark und Eriksen dann wegen sexuellen Missbrauchs anzeigen?«
    »Das geschieht durch Eriksens Abschiedsbrief. Da müsste genau drinstehen, wie er die Leiche des Jungen beseitigt hat, bevor er sich selbst das Leben nahm.«
    Teis Snap runzelte die Stirn. Wie viele Abertausende von Entscheidungen waren schon hinter

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