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Erzähl es niemandem!: Die Liebesgeschichte meiner Eltern (German Edition)

Erzähl es niemandem!: Die Liebesgeschichte meiner Eltern (German Edition)

Titel: Erzähl es niemandem!: Die Liebesgeschichte meiner Eltern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lillian Crott Berthung , Randi Crott
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Ihr
deutscher Freund, Ihre Arbeit auf der Kommandantur für uns Deutsche – Sie
sollten jetzt in Südnorwegen sein. Schon längst …«
    Dann räuspert sich der Rittmeister, setzt sich auf und beginnt den
sehr wichtigen Text zu diktieren, den Lillian übersetzen soll. Es geht um einen
Verwaltungserlass. Der Verschwendung von Büromaterial soll an allen Fronten und
auf allen Ebenen entgegengewirkt werden.

Ich werde weggehen
    Harstad, November 1944
     
    Lillian ist erst spät am Abend nach Hause gekommen und will
deshalb heute am Sonntag etwas länger schlafen. Doch plötzlich heulen die Sirenen.
Nach über vier Jahren gibt es wieder Fliegeralarm in Norwegen.
    Lillian springt aus dem Bett und zieht sich an. Ihre Eltern, Pus und
Bjørn warten schon unten auf sie. Dann rennen alle zusammen zum nächsten
Schutzraum, der bereits ziemlich voll ist. Er muss jetzt nicht nur für die
Menschen aus Harstad reichen, sondern auch für die Vertriebenen aus dem Norden,
die man im Gotteshaus Bethel einquartiert hat. Jeden Tag kommen neue
Flüchtlinge dazu, und das, was sie berichten, ist erschütternd.
    Der Alarm dauert 20 Minuten, dann dürfen alle wieder nach draußen.
Die englischen Lancaster-Bomber haben abgedreht. Erleichterung will sich
deshalb nicht einstellen. Diesmal ist man davongekommen. Aber was ist beim
nächsten Mal?
    Als sich die Berthungs wieder im Esszimmer versammeln, ist alles
Sonntägliche verflogen. Umso größer ist das Erstaunen, als John vorschlägt,
dass man zum Grunnvannet gehen soll, um Eis zu laufen. Das Wetter sei einfach
zu schön und man wolle sich nicht jedes Vergnügen vom Krieg nehmen lassen.
    Abends schaut Lillian aus dem Fenster über den Vågsfjord. Der Mann,
den sie liebt, ist jetzt irgendwo da oben im Norden. Sie stellt sich vor, wie
er hundert Kilometer weiter auf jene fernen Gebirgsspitzen im Süden schaut und
an das Mädchen denkt, das dort lebt und ihn liebt. Sie setzt sich hin und
schreibt:
     
    Min kjære Helmut, da ich Dich telefonisch nicht erreichen
kann, versuche ich es mit diesem Brief. Alle Gerüchte über die schrecklichen
Geschehnisse im Norden machen uns sehr nervös. Zu Hause werden die Möbel zum
Teil weggeschafft, und wahrscheinlich werden wir nach Kilbotn evakuiert
werden. Morgen kommt der Lastwagen und holt die Sachen.
    Wir haben hier in den letzten paar Tagen viel Unruhe gehabt,
und gestern war es besonders schlimm. Bis zu drei Mal Fliegeralarm. Ich denke
immer an Dich und Deine Eltern, besonders an deine Mutter. Ich ersehne Post von
Dir und kann nur hoffen, daß die augenblickliche Situation bald ein Ende hat.
Es ist kaum auszuhalten. Ich vermisse Dich so sehr. Deine Lillian.
     
    In den folgenden Tagen wird die Halvdansgate tatsächlich
teilweise ausgeräumt. John und Annie wollen alles, was ihnen wichtig ist, bei
Verwandten auf dem Land unterbringen. Auch ein Koffer mit Lillians persönlichen
Sachen, ihren Büchern und lieb gewonnenen Erinnerungsstücken kommt auf den kleinen
Lastwagen. Die Briefe von Helmut behält sie natürlich bei sich. Wenn sie sie
nicht mit sich herumtragen kann, liegen sie in der hinteren Ecke ihres
Kleiderschranks. Der soll nämlich nicht abgeholt werden. Trotzdem, das Haus, die
Zimmer – alles wirkt so trostlos. Wo ist ihr Heim, ihr Zuhause geblieben?
     
    Auf der Kommandantur haben inzwischen alle den Verstand verloren.
Vollständig. Meint jedenfalls Ulvall. Und Lillian muss ihm zustimmen.
    Der neue Stadtkommandant, ein wuchtiger Pedant aus Westfalen, hat
herausgefunden, dass die norwegischen Angestellten nur 44 Stunden statt 48
Stunden in der Woche arbeiten. Also wird ab sofort auch am Samstagnachmittag
gearbeitet und die Mittagspause um eine Stunde verkürzt.
    Lillian muss zum ersten Mal bei einem Kriegsgerichtsverfahren
dolmetschen. Die Verhandlung findet in einer Baracke der Brigade statt. Ein
Wehrmachtsangehöriger soll ein norwegisches Mädchen geschwängert haben. Das
Mädchen verlangt, dass die Vaterschaft anerkannt werden soll. Davon will der
Soldat aber nichts wissen.
    Die Verhandlung ist schwierig und sehr unangenehm. Auch für Lillian.
Ein deutscher Soldat, ein norwegisches Mädchen. Ulvall wird, wenn sie wieder
zurück in der Kommandantur ist, nicht mit seinen Bemerkungen zurückhalten. Die
Verhandlung endet ohne Ergebnis und wird vertagt.
    Wenn sie nur wüsste, was zu tun ist. Die Schreibarbeit auf der
Kommandantur ist grässlich. Das, was sie übersetzen muss, noch grässlicher. Und
dass der neue Kommandant ihr auch noch

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