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Erzaehl mir ein Geheimnis

Erzaehl mir ein Geheimnis

Titel: Erzaehl mir ein Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Cupala
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wurde, belegte Kamran Ferienkurse und hatte zwei Jobs. Delaney war nach Amsterdam abgehauen, und Essence ging ins Theater-Camp, wie jeden Sommer seit der vierten Klasse.
    Ich kam erst eine Woche vor Schulbeginn wieder nach Hause, in das Haus der Mathisons, zu Mom, der hysterischen Drama-Queen, und Dad, dem ewig Abwesenden.
    Ich … eine Siebzehnjährige mit viel zu vielen Geheimnissen – und meinem ganz eigenen Berg, der zu explodieren und mich schier zu erschlagen drohte.

2
    Nach fast drei Monaten wieder zu Hause zu sein, ist, als betrete man ein fremdes Haus, das genauso aussieht wie das eigene. Dieselben glänzenden Holzböden auf dem Flur zur hellen, sonnigen Küche, die weißen Zierleisten, Ton in Ton mit den Tapeten – absurde Idee, hier ein Staubkorn oder Spuren finden zu wollen, die darauf hindeuteten, dass hier echte Menschen leben. Aber da war ja mein Spiegelbild, als ich über die Türschwelle trat. Ich betrachtete mein Gesicht, wollte sehen, ob mir mein Geheimnis anzusehen war. Doch das war es nicht. Dreckig, verwahrlost, müde, die sichtbaren Spuren des Sommercamps.
    »Warte, bis du mein Skript gelesen hast, Mandy«, sagte meine Mutter, als sie sich durch die Eingangstür drängelte und dabei meinen Koffer hinter sich herzog.
    »Ich hab’s bald, hatte gehofft, es fertig zu bekommen, bevor du zurück bist, aber dann lief mir die Zeit davon. Du weißt ja wie das ist, hier ist immer so viel zu tun.«
    »Ich weiß«, sagte ich. In mir kam alles wieder hoch. Die Notizen. Die Skripte. Die To-do-Listen. Dieses nie endende Unbedingt-alle-Menschen-beeindrucken-Wollen. Den ganzen Weg nach Hause hatte Mom nur über ihr neues Skript für die diesjährige Weihnachtsaufführung gesprochen . Fast fertig, ich kann’s kaum erwarten, deine Meinung zu hören, es wird das Beste, was ich je geschrieben hab. Sie kriegte sich gar nicht mehr ein.
    Es war jetzt schon klar, dass ich von Dad nicht viel sehen würde – das war nichts Neues. Die Saison der Sommerrenovierungen war noch nicht vorbei, dann würde die Saison der Innenrenovierungen beginnen, dann die Fertighaus-Saison, dann die Saison der Winterrenovierungen. Ich brauchte keine Erklärung dafür, dass Dad in all den Jahren nie zu Hause war. Ich wartete nur ständig auf irgendein Zeichen stiller Rebellion, einen Hinweis darauf, dass er vielleicht eines Tages ausbrechen und ganz abhauen würde, auf Nimmerwiedersehen.
    »Und das Beste daran ist«, fuhr sie fort, streifte mir die Haare aus dem Gesicht und wischte sich die Hände an ihrem Rock ab, »das, was ich für dich schreibe …« Sie hielt inne, als ob sie den maximalen Effekt herausholen wollte. »Die Hauptrolle.«
    Es gab einmal eine Zeit, da wäre ich wahrscheinlich begeistert gewesen, wenn irgendwer so etwas zu mir gesagt hätte statt zu meiner Schwester. Jeder von uns hatte schließlich seine Rolle in diesem perfekten Familiendrama zu spielen: Mom war die Regisseurin, Xanda die Schauspielerin, Dad der Kerl vom Bau, und ich taugte für das Bemalen der Kulissen. Ich hatte schon so viele Kulissen gemalt, dass ich mich gar nicht mehr an alle erinnern konnte. Wohnzimmer, Kriegsgebiete, Krankenhausflure. Nur ein einziges Mal hatte ich in einem Stück meiner Mutter mitgespielt. Das war in dem Jahr, als Xanda starb.
    ***
    »Mein Gott, Mom, du musst doch nicht jeden zwingen, in deinem lahmarschigen Theaterstück mitzuspielen«, hatte Xanda zu Mom gesagt, als die ankündigte, dass ich die Hauptrolle spielen sollte, die Tochter eines traumatisierten Soldaten, die ursprünglich mal für Xanda gedacht gewesen war. Auf der Bühne sollte sie die Tochter sein, die meine Mutter sich immer gewünscht hatte – so eine, wie ich es war. Wenn sie das nur verstehen würde. Aber Xanda lehnte die Rolle ab.
    »Ich zwinge dich doch gar nicht«, sagte Mom. »Ich habe Mandy schon gefragt.«
    »Also zwingst du stattdessen Rand, ja? Merkst du überhaupt, was für ein Kontrollfreak du bist?«
    Die beiden kamen mir vor wie Engel und Teufel, die sich um meine Seele stritten. Gute Mandy – böse Rand. Oder war es die böse Mandy und die gute Rand?
    »Mandy«, fragte Mom mit zusammengebissenen Zähnen. »Zwinge ich dich etwa?«
    Die Frage traf mich völlig unvorbereitet.
    Xanda drehte sich erwartungsvoll zu mir um. »Und?«, fragte sie. » Willst du in dem Stück mitmachen?«
    »Ich … ich denke schon.«
    Mom blickte arrogant drein. Xanda war geschlagen. Und ich fühlte mich wie eine Verräterin.
    »Herzlichen Glückwunsch«, schnappte

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