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Erzaehl mir ein Geheimnis

Erzaehl mir ein Geheimnis

Titel: Erzaehl mir ein Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Cupala
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nicht?«
    »Ich müsste mich schon von einer Brücke stürzen, damit mein Dad irgendwas bemerkt«, sagte sie trocken.
    Ich wusste genau, was sie meinte.
    ***
    Nach alldem, was ich bei Big Boss gesehen hatte, konnte ich meiner Mutter unmöglich alleine gegenübertreten. Ich konnte überhaupt niemandem unter die Augen treten. Ich fuhr wie gelähmt herum, bis ich eine Drogerie fand, um den Test zu kaufen. Und natürlich die Zahnbürste. Aber keine noch so große Zahnbürste hätte den Schmerz, die Panik, die ich fühlte, auch nur annähernd wegschrubben können.
    Kamran rief in dieser Woche zweimal an, aber ich traute mich einfach nicht, zurückzurufen. Nicht jetzt.
    Was, wenn er nur angerufen hatte, weil er mit mir Schluss machen wollte? Es ihm jetzt zu erzählen, wäre, als spielte man einen Trumpf aus, würde das Spiel aber trotzdem verlieren. Er musste schon von sich aus das Verlangen haben, mit mir davonfliegen zu wollen. So wie Andre es mit Xanda wollte. Dann könnte ich es ihm erzählen. Wir würden gemeinsam überlegen, was wir tun konnten.
    Nach seiner dritten Nachricht auf der Mailbox rief ich zurück.
    »Du bist wieder zu Hause.« Allein der Tonfall seiner Stimme drohte, meine Entschlossenheit zunichte zu machen.
    Mir lagen die Worte, die ich ihm sagen wollte, auf der Zunge. Ich vermisse dich . Ich holte tief Luft, doch plötzlich fiel er mir ins Wort.
    »Ich muss mit dir reden …«, doch er verstummte, denn das Gelächter eines Mädchens war im Hintergrund zu hören.
    »Wer ist das?«, fragte ich und versuchte, lässig zu klingen.
    »Ich bin auf der Arbeit.« Im Hörer rauschte es. »Hey, ich kann jetzt nicht reden. Ich versuch ein paar Stunden vor Montag lockerzumachen, damit wir reden können. Ich ruf dich später an, oder …« Eine Stimme im Hintergrund unterbrach ihn und murmelte irgendwas von – Oh Mann …
    »Ich muss auch mit dir reden. Wann kann ich dich sehen?«
    Kamran war wieder am Telefon. »Ein paar von uns gehen heute Abend ins Chop Suey.«
    »Ein paar von uns?«
    »Jep. Ich, Delaney …«
    »Delaney? Ist sie zurück aus Amsterdam?«
    »Ja, äh, das …«
    Mir war eh schon alles klar. Während ich Bilder mit Fingerfarben malen musste und Grundschüler davon abhielt, in den Wald abzuhauen, hatte Kamran den Sommer damit verbracht, Familienpackungen Brezel und Motoröl mit Delaney in Regale einzusortieren. Vielleicht umwarb er sie gar mit Erklärungen über das Raum-Zeit-Kontinuum. Vielleicht hatte sie seine Blicke mit ihrem perfekten Dekolleté gefesselt. Vielleicht sollte ich lieber damit aufhören, bevor ich mich noch in den Wahnsinn trieb.
    » … sie war gar nicht in Amsterdam.«
    »Tatsächlich.«
    »Ihr Vater hat mitgekriegt, was wir in der Blockhütte angestellt haben, also hat er ihre Reise storniert und sie gezwungen, sich einen Job zu suchen.«
    »Das hat sie erzählt?« Es schüttelte mich. »Und keiner von euch hat es mir gesagt?«
    Pause.
    »Stopp, warte mal kurz. Warum machst du dir so einen Kopf deswegen?«
    »Na vielleicht – weil du es nicht mal erwähnt hast?«
    »Ich hab’s nicht erwähnt, weil …« Er hielt inne. »Du hast recht, ich hätte was sagen sollen. Ich dachte nur, dass Delaney es dir erzählt hätte.«
    Ich wusste, was er dachte – ich sei total unsicher. Warum nur machte ich mir so viele Sorgen? Was glaubte ich, hätte Delaney, das ich nicht habe? Sie war doch meine Freundin.
    »Du kennst sie doch gar nicht richtig«, sagte ich heiser. Vielleicht kannte ich sie aber noch viel weniger.
    »Du musst ja nicht unbedingt kommen heute Abend«, sagte er. »Ich dachte nur …« Das Rauschen im Hörer klang leiser, dann hörte ich seinen Atem wieder.
    »Okay«, sagte ich. »Wir sehen uns dort.«

4
    Delaney holte mich ab. Aber sie war nicht allein.
    »Du erinnerst dich doch an Chloe, nicht wahr? Sie ist eine von den Französinnen.«
    Ich erinnerte mich an Chloe, die Stille, die immer an irgendjemandem dranklebte, typische Mitläuferin. Sie saß auf dem Beifahrersitz von Delaneys Audi. Seit wann hingen wir mit Chloe rum?
    »Wer kommt noch alles mit?«, fragte ich, als ich auf den Rücksitz kletterte.
    Delaney drehte sich um und grinste. »Nur wir und Milo …« Dann fügte sie mit sexy Unterton noch hinzu: »Und Lover-Man Kamran.«
    Chloe kicherte. Meine Wangen glühten. Hatte Kamran es ihr erzählt? Womöglich gar, als sie gemeinsam Kondome bei Big Boss in die Regale sortierten? Ich musste an den Test denken, der noch immer in meiner Handtasche auf mich

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