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Erzaehl mir ein Geheimnis

Erzaehl mir ein Geheimnis

Titel: Erzaehl mir ein Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Cupala
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»Oh, Liebes.«
    »Ich komme gleich wieder, ich seh nur schnell nach meinem nächsten Patienten«, sagte der Narkosearzt und schob sich langsam in Richtung Tür, um dann still und leise hinauszuschleichen.
    Der Monitor neben meinem Bett überwachte meine Wehen, Minute um Minute, und zeichnete sie als Berge und Täler auf den herauslaufenden Papierstreifen. Eine neue Wehe war im Anmarsch. Ich musste mich entspannen.
    »Bitte, lassen Sie sie nicht rein«, presste ich mit einem tiefen Atemzug heraus.
    Sie wartete, bis ich mich wieder entspannt hatte. »Also gut, aber lass es mich wissen, falls du deine Meinung änderst. Kann ich dir etwas holen? Ein paar Eiswürfel vielleicht?«
    Ich nickte. Ich konnte nicht mehr sprechen. Es war so anstrengend, nicht zu weinen. Ein paar Minuten später kam sie mit einem Becher Eiswürfel zurück und ich lutschte sie hastig hinunter.
    »Ach ja«, sagte die Schwester, »du hast Besuch. Nein, nicht deine Mom. Zumindest denke ich, dass sie deinetwegen da ist. Bist du XandasEngel?«
    Ich nickte.
    »Die Dame, die dich sehen möchte, heißt Nichelle Jones. Kann ich sie in die Festung lassen?«
    »Nik?«, fragte ich. Die Schwester nickte.
    Den einzigen Menschen namens Jones, den ich kannte, war Shelley.
    Alexandra. Lexi. Xanda.
    Miranda. Mandy. Rand.
    Nichelle. Nik. Shelley.
    Ich kannte Nik. Nik kannte mich. Und ich wusste ganz sicher, dass ich jetzt gefeuert war.
    Meine Zimmertür öffnete sich. Und plötzlich war der Raum nicht mehr groß genug für mich und diese überwältigende Präsenz, die ins Zimmer gerauscht kam. Da war diese Person, die mich ansah, ihre übergroße Handtasche fallen ließ, sodass jeder Kuli, jedes Bonbon und das Kleingeld über den Boden rollten.
    Ihr Gesichtsausdruck verwandelte sich binnen Sekunden von überrascht zu vorwurfsvoll zu mitfühlend.
    »Rand?« Ihre Stimme war weich und heiser. »Rand? Bist du das wirklich? Du bist XandasEngel?«
    Das Gewicht meiner Lügen erdrückte mich unter einer weiteren Wehe, auf die ich nicht vorbereitet war und die ich nicht aufhalten konnte. Die Wucht dieser Wehe brachte mich dazu, dass ich mich auf dem Bett wie ein Bündel zusammenrollte.
    Die ausgeleerte Tasche lag auf dem Boden, völlig unbemerkt, während Shelley zu mir eilte und ihre starken Arme um mich legte.
    »Atme mit der Wehe«, flüsterte sie. »Entspann dich und atme mit ihr. Es ist gleich vorbei. Du bist fast über den Berg. Halte noch ein bisschen durch.«
    Ich verkrampfte mich und wünschte mir beinahe, dass es nicht aufhören würde. Ich wusste, wenn es vorbei war, würde ich so richtig Ärger bekommen.
    »Nik?«, stammelte ich.
    Sie nahm mein Gesicht in ihre Hände. Jetzt würde sie mir eine runterhauen. Oder mich hassen. Oder mir sagen, dass mein Job, meine Karriere und mein Leben vorbei wären.
    Stattdessen sagte sie: »Rand. Es ist okay.« Sanft streichelte sie meine Wange, so sanft wie ein Flüstern. »Ich bin jetzt hier. Für XandasEngel.«

37
    »Estutmirleidestutmirleidestutmirleid«, wiederholte ich ständig, als ob mein Sprechgesang nicht nur Shelley beschwichtigen, sondern auch den Nebel aus Drogen, Übelkeit und Wehen noch ein wenig länger fernhalten könnte. Meine Stimme krächzte.
    Shelley drückte mich noch fester an sich und streichelte meine Haare. »Shhhh. Es wird alles gut.«
    »Bitte, du musst verstehen«, hechelte ich, »ich wollte nicht lügen. Ich dachte … wegen Micah James.« Ich zuckte zusammen und Shelleys Augen weiteten sich. »Es tut mir leid.« Wenn sie jetzt gegangen wäre, ich hätte es verstanden.
    Stattdessen wurde ihr Gesichtsausdruck weich. »Du erinnerst dich an seinen Namen.«
    Ich dachte an Xanda, deren Namen auszusprechen in meiner Familie genauso schlimm war wie den Namen des Herrn zu missbrauchen. Es war mir nicht in den Sinn gekommen, dass Micah James Name auch nicht genannt wurde.
    »Dass du seinen Namen noch weißt, bedeutet, dass er dein Herz berührt hat.« Sie sah mich so liebevoll an. So liebevoll, wie meine Mutter es niemals getan hatte.
    »Bleibst du bei mir?«, fragte ich.
    »Mach dir keine Gedanken. Ich bleibe bei dir. Es wird alles gut und du wirst es überstehen.«
    Wieder eine Wehe. Sie kamen jetzt im Abstand von etwa drei Minuten. Shelley presste mich an sich und ich spürte ihren Atem auf meinem Gesicht.
    »Was ist mit DaShawn? Ist er okay? Kümmert sich jemand um ihn? Es muss sich doch jemand um ihn kümmern.«
    »Shhhh«, sagte sie und strich mir die Haare aus dem Gesicht, als ob ich ihr kleines

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