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Erzaehl mir ein Geheimnis

Erzaehl mir ein Geheimnis

Titel: Erzaehl mir ein Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Cupala
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Bist du sicher, dass ich nicht doch deine Mutter holen soll? Oder hast du eine Schwester, die …«
    »Nein.«
    »Okay«, sagte sie. »Aber es wäre gut, wenn jemand bei dir wäre. Die nächsten zwölf Stunden werden … schwierig. Du solltest das nicht alleine durchstehen. Hier ist dein Handy, nur für den Fall.« Ich sah auf das Display, sieben verpasste Anrufe.
    »Ich versuche, den Narkosearzt aufzutreiben, der dir die PDA zur Betäubung legen wird.« Sie ließ mich mit der Krankenschwester allein.
    Ich kann dir nichts versprechen . Als mich eine neue Schmerzwelle überrollte, überkam mich gleichzeitig auch ein Gefühl der Hoffnung. Sie hatte gesagt, falls Lexi überlebt. Als wäre es tatsächlich möglich, dass Lexi auf die Welt kommen und völlig in Ordnung sein würde. Wir könnten dann immer noch, wie der weiße Vogel aus meinen Zeichnungen, zusammen davonfliegen.
    Doch dieser winzige Hoffnungsschimmer war nicht ausreichend, um die Stimmen der Angst in mir zum Schweigen zu bringen. Ich fragte mich, was mit der Hoffnung passiert, wenn es keinen Ausweg mehr gibt?
    Hoffnung hält uns aufrecht , hörte ich Nik in meinen Gedanken sagen. Ihre Stimme klang wie Shelleys. Eine Stimme, die Glas daran hindern konnte, zu zerspringen.
    Mein Handy hatte Empfang und war immer noch auf lautlos gestellt – noch von dem Nachmittag, an dem es in der Bank unter der Theke gelegen hatte. Ich ging meine Kontaktliste durch, bis ich Niks Nummer fand. Vielleicht war sie doch nicht Shelley. Vielleicht würde sich mich nicht hassen, wenn sie herausfand, dass ich die ganze Zeit gelogen hatte. Dass es keinen Ehemann, keine Kunstschule gab. Die einzige Wahrheit war Lexi.
    Und Niks Baby. Micah James.
    Hilfe , tippte ich sorgfältig. Baby stirbt. Brauch dich. XandasEngel.

36
    Sobald ich auf senden gedrückt hatte, war es zu spät, um zurückzurudern. Egal was passierte, ich hatte definitiv einige Erklärungen abzugeben. Vermutlich saß sie gerade beim Familienfrühstück. Vielleicht hatte sie es aber auch endlich mal geschafft, eine Nacht ohne Albträume zu verbringen. Vielleicht war heute der erste Tag, an dem sie aufwachte, ohne zu weinen. Meine Nachricht würde sie wie ein Dolch aus der Vergangenheit mitten ins Herz treffen.
    Als nur Sekunden später mein Handy vibrierte, konnte ich es kaum glauben. FemmeNikita hatte geantwortet. Wo bist du? und: Ich komme .
    Ich simste zurück: intensiv uw krankenh.
    Wieder überprüfte die Krankenschwester meine Werte – Blutdruck zu hoch, Sauerstoffanteil zu niedrig. Sie meinte, ich müsse wieder an das Sauerstoffgerät.
    »Deine Mom ist im Warteraum. Soll ich sie reinschicken?«
    »Nein.« Der Herzschlag des Babys beschleunigte sich. Lexi hatte Angst.
    Ein lautes Klopfen an der Tür brachte mein Herz zum Rasen. Wer würde so gegen die Tür hämmern?
    »Vielleicht ist das deine Mom«, sagte sie fröhlich. »Sie ist schon seit Tagen hier.«
    Die Tür ging auf und ich wurde panisch.
    »Nicht!«, rief ich. Noch bevor ich überhaupt wusste, ob es meine Mom war, konnte ich genau spüren, wie ihre Anschuldigungen den Raum erfüllten und mir die Luft zum Atmen nahmen. Das war ihre Art, mich für die Sünde büßen zu lassen, dass ich Xanda zu sehr vermisste.
    Aber es war nur ein junger Mann in einem Arztkittel, der eine Brise Frischluft mit ins Zimmer brachte. Er sah aus wie Kamran, mit derselben olivfarbenen Haut, den dunklen Haaren und goldgrünen Augen. Er erinnerte mich daran, dass ich Kamran weggeschickt hatte. Ich hatte seine Anwesenheit einfach nicht ertragen können, jetzt da ich wusste, was er von mir hielt.
    »Ich wollte sehen, ob sie für die PDA bereit ist.«
    Ich klammerte mich an den Arm der Krankenschwester. »Ich will niemanden sehen.«
    »Nicht einmal deine Eltern? Du möchtest deine Familie nicht hier haben?«
    Xanda war eine Frühgeburt . War es ihre Schuld, dass mir all das passierte?
    »Nein. Ich will niemanden hier haben.«
    Der Narkosearzt stand unbeholfen da und sah abwechselnd mich und die Schwester an. »Hm, vielleicht sollte ich später wiederkommen?«
    Die Schwester streckte ihre Hand nach ihm aus, um anzudeuten, dass er warten solle. »Vielleicht möchtest du sie bei dir haben, nachdem der Arzt die PDA gesetzt hat? Die Wehen werden dann wesentlich leichter sein«, schlug sie vor.
    »Ich will sie nicht sehen. Wie oft muss ich das noch sagen?« Der Monitor des Sauerstoffgeräts piepste ungeduldig.
    Die Schwester sah mich mit großen Augen und einem Anflug von Traurigkeit an.

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