Erzählungen
ihn
angeschlagen; er drehte ihn und rieb ihn an dem Teppich vor
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Ärger und Schmerz.
"Da drin ist etwas gefallen", sagte der Prokurist im Nebenzimmer links. Gregor suchte sich vorzustellen, ob nicht auch
einmal dem Prokuristen etwas Ähnliches passieren könnte, wie
heute ihm; die Möglichkeit dessen mußte man doch eigentlich
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zugeben. Aber wie zur rohen Antwort auf diese Frage machte
jetzt der Prokurist im Nebenzimmer ein paar bestimmte Schrit-
te und ließ seine Lackstiefel knarren. Aus dem Nebenzimmer
rechts flüsterte die Schwester, um Gregor zu verständigen:
"Gregor, der Prokurist ist da." "Ich weiß", sagte Gregor vor 25
sich hin; aber so laut, daß es die Schwester hätte hören kön-
nen, wagte er die Stimme nicht zu erheben.
"Gregor", sagte nun der Vater aus dem Nebenzimmer links,
"der Herr Prokurist ist gekommen und erkundigt sich, warum
du nicht mit dem Frühzug weggefahren bist. Wir wissen nicht,
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was wir ihm sagen sollen. Übrigens will er auch mit dir persön-
lich sprechen. Also bitte mach die Tür auf. Er wird die Unord-
nung im Zimmer zu entschuldigen schon die Güte haben."
"Guten Morgen, Herr Samsa", rief der Prokurist freundlich dazwischen. "Ihm ist nicht wohl", sagte die Mutter zum Proku-35
risten, während der Vater noch an der Tür redete, "ihm ist
nicht wohl, glauben Sie mir, Herr Prokurist. Wie würde denn
Gregor sonst einen Zug versäumen! Der Junge hat ja nichts im
Kopf als das Geschäft. Ich ärgere mich schon fast, daß er a-
bends niemals ausgeht; jetzt war er doch acht Tage in der
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Stadt, aber jeden Abend war er zu Hause. Da sitzt er bei uns
am Tisch und liest still die Zeitung oder studiert Fahrpläne. Es _________________________________________________________________
Franz Kafka: Erzählungen
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ist schon eine Zerstreuung für ihn, wenn er sich mit Laubsäge-
arbeiten beschäftigt. Da hat er zum Beispiel im Laufe von zwei,
drei Abenden einen kleinen Rahmen geschnitzt; Sie werden
staunen, wie hübsch er ist; er hängt drin im Zimmer; Sie wer-
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den ihn gleich sehen, bis Gregor aufmacht. Ich bin übrigens
glücklich, daß Sie da sind, Herr Prokurist; wir allein hätten
Gregor nicht dazu gebracht, die Tür zu öffnen; er ist so hart-
näckig; und bestimmt ist ihm nicht wohl, trotzdem er es am
Morgen geleugnet hat."
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"Ich komme gleich", sagte Gregor langsam und bedächtig und rührte sich nicht, um kein Wort der Gespräche zu verlieren. "Anders, gnädige Frau, kann ich es mir auch nicht erklä-
ren", sagte der Prokurist, "hoffentlich ist es nichts Ernstes.
Wenn ich auch andererseits sagen muß, daß wir Geschäftsleu-
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te - wie man will, leider oder glücklicherweise - ein leichtes
Unwohlsein sehr oft aus geschäftlichen Rücksichten einfach
überwinden müssen." "Also kann der Herr Prokurist schon zu dir hinein?" fragte der ungeduldige Vater und klopfte wiederum an die Tür. "Nein", sagte Gregor. Im Nebenzimmer links trat 20
eine peinliche Stille ein, im Nebenzimmer rechts begann die
Schwester zu schluchzen.
Warum ging denn die Schwester nicht zu den anderen? Sie
war wohl erst jetzt aus dem Bett aufgestanden und hatte noch
gar nicht angefangen sich anzuziehen. Und warum weinte sie
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denn? Weil er nicht aufstand und den Prokuristen nicht herein-
ließ, weil er in Gefahr war, den Posten zu verlieren und weil
dann der Chef die Eltern mit den alten Forderungen wieder
verfolgen würde? Das waren doch vorläufig wohl unnötige
Sorgen. Noch war Gregor hier und dachte nicht im geringsten
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daran, seine Familie zu verlassen. Augenblicklich lag er wohl
da auf dem Teppich, und niemand, der seinen Zustand ge-
kannt hätte, hätte im Ernst von ihm verlangt, daß er den Pro-
kuristen hereinlasse. Aber wegen dieser kleinen Unhöflichkeit,
für die sich ja später leicht eine passende Ausrede finden wür-
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de, konnte Gregor doch nicht gut sofort weggeschickt werden.
Und Gregor schien es, daß es viel vernünftiger wäre, ihn jetzt
in Ruhe zu lassen, statt ihn mit Weinen und Zureden zu stö-
ren. Aber es war eben die Ungewißheit, welche die anderen
bedrängte und ihr Benehmen entschuldigte.
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"Herr Samsa", rief nun der Prokurist mit erhobener Stimme,
"was ist denn los? Sie verbarrikadieren sich da in Ihrem Zim-_________________________________________________________________
Franz Kafka: Erzählungen
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mer, antworten bloß mit ja und nein, machen Ihren Eltern
schwere, unnötige Sorgen und
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