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Erzählungen

Erzählungen

Titel: Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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versäumen - dies nur nebenbei
    erwähnt - Ihre geschäftliche Pflichten in einer eigentlich uner-
    hörten Weise. Ich spreche hier im Namen Ihrer Eltern und
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    Ihres Chefs und bitte Sie ganz ernsthaft um eine augenblickli-
    che, deutliche Erklärung. Ich staune, ich staune. Ich glaubte
    Sie als einen ruhigen, vernünftigen Menschen zu kennen, und
    nun scheinen Sie plötzlich anfangen zu wollen, mit sonderba-
    ren Launen zu paradieren. De Chef deutete mir zwar heute
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    früh eine möglich Erklärung für Ihre Versäumnisse an - sie
    betraf das Ihnen seit kurzem anvertraute Inkasso - , aber ich
    legte wahrhaftig fast mein Ehrenwort dafür ein, daß diese
    Erklärung nicht zutreffen könne. Nun aber sehe ich hier Ihren
    unbegreiflichen Starrsinn und verliere ganz und gar jede Lust,
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    mich auch nur im geringsten für Sie einzusetzen. Und Ihre
    Stellung ist durchaus nicht die festeste. Ich hatte ursprünglich die Absicht, Ihnen das alles unter vier Augen zu sagen, aber
    da Sie mich hier nutzlos meine Zeit versäumen lassen, weiß
    ich nicht, warum es nicht auch Ihr Herren Eltern erfahren sol-
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    len. Ihre Leistungen in der letzten Zeit waren also sehr unbe-
    friedigend; es ist zwar nicht die Jahreszeit, um besondere
    Geschäfte zu machen, das erkennen wir an; aber eine Jahres-
    zeit, um keine Geschäfte zu machen, gibt es überhaupt nicht,
    Herr Samsa, darf es nicht geben."
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    "Aber Herr Prokurist", rief Gregor außer sich und vergaß in der Aufregung alles andere, "ich mache ja sofort, augenblicklich auf. Ein leichtes Unwohlsein, ein Schwindelanfall, haben
    mich verhindert aufzustehen. Ich liege noch jetzt im Bett. Jetzt bin ich aber schon wieder ganz frisch. Eben steige ich aus dem
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    Bett. Nur einen kleinen Augenblick Geduld! Es geht noch nicht
    so gut; wie ich dachte. Es ist mir aber schon wohl. Wie das nur
    einen Menschen so überfallen kann! Noch gestern abend war
    mir ganz gut, meine Eltern wissen es ja, oder besser, schon
    gestern abend hatte ich eine kleine Vorahnung. Man hätte es
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    mir ansehen müssen. Warum habe ich es nur im Geschäfte
    nicht gemeldet! Aber man denkt eben immer, daß man die
    Krankheit ohne Zuhausebleiben überstehen wird. Herr Proku-
    rist! Schonen Sie meine Eltern! Für alle die Vorwürfe, die Sie
    mir jetzt machen, ist ja kein Grund; man hat mir ja davon
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    auch kein Wort gesagt. Sie haben vielleicht die letzten Aufträ-
    ge, die ich geschickt habe, nicht gelesen. Übrigens, noch mit
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    Franz Kafka: Erzählungen

    - 10 -
    dem Achtuhrzug fahre ich auf die Reise, die paar Stunden
    Ruhe haben mich gekräftigt. Halten Sie sich nur nicht auf, Herr
    Prokurist; ich bin gleich selbst im Geschäft, und haben Sie die
    Güte, das zu sagen und mich dem Herrn Chef zu empfehlen!"
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    Und während Gregor dies alles hastig ausstieß und kaum
    wußte, was er sprach, hatte er sich leicht, wohl infolge der im
    Bett bereits erlangten Übung, dem Kasten genähert und ver-
    suchte nun, an ihm sich aufzurichten. Er wollte tatsächlich die
    Tür aufmachen, tatsächlich sich sehen lassen und mit dem
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    Prokuristen sprechen; er war begierig zu erfahren, was die
    anderen, die jetzt so nach ihm verlangten, bei seinem Anblick
    sagen würden. Würden sie erschrecken, dann hatte Gregor
    keine Verantwortung mehr und konnte ruhig sein. Würden sie
    aber alles ruhig hinnehmen, dann hatte auch er keinen Grund
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    sich aufzuregen, und konnte, wenn er sich beeilte, um acht
    Uhr tatsächlich auf dem Bahnhof sein.

    Zuerst glitt er nun einige Male von dem glatten Kasten ab,
    aber endlich gab er sich einen letzten Schwung und stand
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    aufrecht da; auf die Schmerzen im Unterleib achtete er gar
    nicht mehr, so sehr sie auch brannten. Nun ließ er sich gegen
    die Rückenlehne eines nahen Stuhles fallen, an deren Rändern
    er sich mit seinen Beinchen festhielt. Damit hatte er aber auch
    die Herrschaft über sich erlangt und verstummte, denn nun
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    konnte er den Prokuristen anhören.
    "Haben Sie auch nur ein Wort verstanden?", fragte der Prokurist die Eltern, "er macht sich doch wohl nicht einen Narren aus uns?" "Um Gottes willen", rief die Mutter schon unter Weinen, "er ist vielleicht schwer krank, und wir quälen ihn. Grete!
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    Grete!" schrie sie dann. "Mutter?" rief die Schwester von der anderen Seite. Sie verständigten sich durch Gregors Zimmer.
    "Du mußt augenblicklich zum Arzt. Gregor ist krank. Rasch um den Arzt. Hast du Gregor jetzt

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