Erzaehlungen
Verbesserung, was mich betrifft, Verschlechterung. Die Sache fing damit an, daß er seinen Sohn die Bestattungswäscheerzeugung erlernen habe lassen, eine Art von höherem Schneiderhandwerk, schreibt Enderer, wie ich jetzt weiß, schreibt Enderer, tatsächlich ein überaus subtiles Kunsthandwerk, er, Humer, seinen Sohn, wie Humers Vater ihn, Humers Großvater, Humers Vater und so fort. Mit siebzehn waren sie, war auch sein Sohn ausgelernt, und zwar im Vatergeschäft, dem einzigen Bestattungswäschegeschäft Tirols. Man kann fragen, kein Mensch weiß davon, schreibt Enderer, tatsächlich gibt es aber das Bestattungsgeschäft Humer schon an die achtzig Jahre in der Oberen Saggengasse. Und wenn man weiß, wie groß der Aufbahrungsaufwand ist und vor allem hier in Tirol ist der Aufbahrungsaufwand der allergrößte, muß man annehmen, daß ein solches Geschäft ein gutes Geschäft ist. Das verschweigt Humer auch nicht, während er spricht, in allem, was er sagt, denkt man fortwährend, was für ein gutes Geschäft! und vor allem das spielt in dem Geschehen um Humer, das er plötzlich auf seinem Höhepunkt nicht mehr auszuhalten imstande gewesen war, die Hauptrolle. Aber, so Humer, schreibt Enderer: wir arbeiten sogar für den Export. Bei dem Wort Export ist seine Stimme unsicher. Wie gesagt, so Humer, schreibt Enderer, ich suche Sie wegen der Unerträglichkeit auf, in welcher ich existieren muß. Allein daß ich, Besitzer eines so gut gehenden Geschäfts, mit einer Struxhose herumlaufe und mit einem Struxrock, sollte Ihnen zu denken geben, sagt Humer, schreibt Enderer, als Geschäftsinhaber in einer Struxhose und in einem Struxrock und in solchen derben Schuhen ... das soll mir zu denken geben, schreibt Enderer und er schreibt: Sie kennen meinen Sohn nicht, sagt Humer, aber gesehen haben Sie meinen Sohn schon oft, wahrscheinlichhaben Sie meinen Sohn schon öfter gesehen als mich, alle Augenblicke läuft er durch die Obere Saggengasse, dieser große Mensch in dieser auffallenden Kleidung, sagt Humer und dann: seit Jahren geht mein Sohn in den Grauen Bären , wissen Sie, was das heißt! Dazu hat ihn meine Schwiegertochter aus Matrei gebracht, daß er tagtäglich in den Grauen Bären geht, während ich selbst mit dem allereinfachsten vorliebnehmen muß, und mein Sohn, sagt Humer, schreibt Enderer, gibt viel aus! Und außerdem und immer wieder auch noch in ein anderes Restaurant und sehr oft in das Stadttheater. Man fragt sich, sagt Humer, schreibt Enderer, was geht in so einem Menschen vor! Das ganze Problem ist aber, daß sich mein Sohn auf die unglücklichste Weise verheiratet hat und zu dem ungünstigsten Zeitpunkt, nur gibt er das nicht zu, ich weiß genau, diese Ehe ist unglücklich, nur gibt er das nicht zu. Mein Sohn ist unglücklich, diese Frau hat sein Leben verpfuscht, sagt Humer, schreibt Enderer. Im übrigen gehe Humers Sohn jetzt schon längere Zeit nicht mehr in den Grauen Bären , sondern in die Kaiserkrone , stellen Sie sich vor, sagt Humer, schreibt Enderer, er geht in die Kaiserkrone! Da Sie selber, sagt Humer zu mir, schreibt Enderer, wie ich weiß, sehr oft in den Grauen Bären gehen, müssen Sie ja meinen Sohn kennen, wie gesagt, auffallend groß und auffallend angezogen, eine auffallend große Erscheinung, sagt Humer und ich frage mich, schreibt Enderer, woher Humer weiß, daß ich tatsächlich sehr oft in den Grauen Bären gehe, wie Sie wissen, schreibt uns Enderer, gehe ich jeden Samstag und Sonntag in den Grauen Bären , das ist noch das beste. Aber natürlich kann es einem auch im Grauen Bären passieren, daß man etwas vorgesetzt bekommt, das nicht zu essen ist, schreibt Enderer und: Humer sagt, seine Schwiegertochter habe überdurchschnittlich lange Haare, und fortwährend, schreibt Enderer, sagt Humer, ungekämmt, meine Schwiegertochter ist immer ungekämmt , dabei hasse ich nichts tiefer als einen ungekämmten Menschen, sagt Humer, aberallein, daß sie ungekämmt ist, ist nicht Ursache meiner Abneigung, sagt Humer, durch diese Frau, die aus der untersten Kategorie kommt, ihr Vater ist noch heute als Zimmeranstreicher in Matrei tätig, sagt Humer, ihre Mutter bessert sich den Unterhalt als Zugehfrau auf, wie er das sagt, darin ist alle nur mögliche Verachtung, schreibt Enderer, wie gesagt, seit längerer Zeit gehen die beiden schon in die Kaiserkrone , schreibt Enderer, in der Kaiserkrone bezahlen sie für alles doppelt so viel wie im Grauen Bären , sagt Humer und ich denke, mit meinem Geld,
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