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Erzählungen

Erzählungen

Titel: Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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mehr als meinen Dank, rief das junge Mädchen begeistert! meine Verehrung und Freundschaft für immer!«
    Und sie verließ sofort die Cajüte, um James Playfair aufzusuchen und ihn ihrer überquellenden Gefühle zu versichern.
    »Nun ist die Kugel im Rollen, murmelte der Amerikaner, wir wollen hoffen, daß sie schneller und schneller läuft und endlich am Ziel ankommt.«
    James Playfair ging Nichts ahnend auf den Deckzimmern spazieren und war nicht wenig überrascht und erstaunt, als er das Fräulein in tiefer Bewegung, thränenden Auges auf sich zukommen sah. Sie streckte ihm sogleich ihre Hand entgegen und rief, indem sie ihn voll und dankbar anschaute:
    »Wie innig danke ich Ihnen, Herr Kapitän, für Ihren Edelmuth gegen mich, eine Fremde, die solche Aufopferung nie erwartet haben würde.«
    James Playfair machte ein Gesicht, wie Jemand, der nicht begreifen kann, um was es sich handelt.
    »Ich weiß wirklich nicht, Miß … begann er.
    – O doch! Herr Kapitän, rief Jenny; Sie wollen meinetwillen so vielen Gefahren Trotz bieten, vielleicht gar Ihr eigenes Interesse schädigen und haben doch schon so viel für mich gethan, indem Sie mir auf Ihrem Schiffe eine Gastlichkeit gewährten, auf die ich nicht im Mindesten ein Recht hatte.
     

    »Wie innig danke ich Ihnen, Herr Kapitän!« (S. 191.)
     
    – Verzeihen Sie, Miß Jenny, nahm jetzt James Playfair das Wort, ich versichere Ihnen, daß ich Ihre Worte nicht verstehe; ich habe mich gegen Sie benommen, wie sich jeder wohlerzogene Mann gegen eine Dame benehmen würde, aber meine Handlungsweise verdient weder so viel Erkenntlichkeit, noch irgendwelche Danksagungen.
    – Herr Playfair, sprach Jenny in unerschütterlichem Glauben an ihre Sache, Sie suchen vergeblich, sich meinem Dank noch länger zu entziehen; Crockston hat mir bereits Alles mitgetheilt.
    – Ah so! sagte Kapitän Playfair ein wenig gedehnt, Crockston hat Ihnen Alles mitgetheilt? Aber dann begreife ich, offen gestanden, noch viel weniger, was Sie aus Ihrer Cajüte hervorgelockt hat, um mich Worte hören zu lassen, die …«
    Als der junge Mann so sprach, war er in nicht geringer Verlegenheit; er erinnerte sich noch sehr genau an die brutale Art und Weise, mit der er den Amerikaner abgewiesen hatte, aber Jenny ließ ihm zum Glück keine Zeit, sich weiter zu erklären, und unterbrach ihn mit den Worten:
    »Herr James, ich hatte von vornherein nur die Absicht, nach Charleston zu reisen, und hoffte, daß die Sklavenhalter dort, so grausam sie auch sein mögen, mir nicht verweigern würden, das Gefängniß mit meinem Vater zu theilen.
    Auf eine mögliche Rückkehr nach England hätte ich nie gehofft; da aber Ihr Edelmuth so weit geht, daß Sie meinen armen gefangenen Vater befreien und Alles zu seiner Rettung versuchen wollen, seien Sie meiner aufrichtigsten Dankbarkeit versichert und gestatten sie mir, Ihnen die Hand zu reichen.«
     

    Die nordstaatliche Corvette in Sicht. (S. 195.)
     
    James wußte nicht, was er zu alledem sagen, wie er sich dabei benehmen sollte; er biß sich auf die Lippen und wagte die Hand des jungen Mädchens nicht anzunehmen. Natürlich sah er, daß Crockston ihn »compromittirt« hatte, um ihm den Rückzug abzuschneiden, und doch kam es ihm nicht in den Sinn, sich in eine so böse Geschichte, wie die Befreiung Mr. Halliburli’s füglich werden konnte, zu verwickeln.
    Andererseits konnte er sich nicht entschließen, die Hoffnungen, die das arme Mädchen gefaßt hatte, mit grausamem Schlage zu vernichten; wie konnte er diesen Händedruck ablehnen, den sie ihm in so herzlichem Freundschaftsgefühl zugedacht hatte? Er brachte es nicht über das Herz, die Thränen der Dankbarkeit, die jetzt ihren Augen entströmten, in Thränen der Scham und des Schmerzes zu wandeln.
    So versuchte denn der junge Mann, ausweichend zu antworten und sich die Freiheit seiner Handlungsweise für die Zukunft vorzubehalten.
    »Miß Jenny, begann er und nahm ihre kleine Hand in die seine, glauben Sie mir, daß ich thun werde, was in meinen Kräften steht, um …«
    Aber bei dem sanften Druck ihres Händchens fühlte er, wie sein Herz weich wurde und seine Gedanken sich verwirrten; die Worte, um auszudrücken, was er sagen wollte, fehlten ihm in diesem Augenblick, und er stammelte nur unbestimmte Ausdrücke, wie:
    »Miß … Miß Jenny … für Sie …«
    Der Amerikaner hatte unterdessen von ferne gestanden und die Beiden beobachtet; jetzt rieb er sich die Hände und brummte vor sich hin:
    »Es wird etwas!

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