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Erzählungen

Erzählungen

Titel: Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Grunde?
    – Im Grunde und auch auf der Oberfläche, Herr Kapitain.
    – Es ist gut, Du kannst Dir Deine Complimente sparen.
    – Keine Complimente, Herr Kapitän; die werde ich Ihnen erst machen, wenn Sie Alles fertig gebracht haben.
    – Wie denn ›Alles fertig‹?
    – Nun, wenn Ihre Aufgabe zu Ende ist, meine ich, Herr Kapitän.
    – So! ich hätte also eine Aufgabe zu erledigen?
    – Natürlich, Herr Kapitän! Sie haben mich und das Fräulein an Bord aufgenommen – gut. Sie haben Miß Halliburli Ihre Cajüte gegeben – gut, sehr gut! Sie haben mir das Kätzchen geschenkt – sehr angenehm, ganz ausgezeichnet, Herr Kapitän! Sie wollen uns direct nach Charleston fahren! das ist herrlich! aber Alles ist das doch nicht, Herr Kapitän.
    – Wie, noch nicht Alles? rief James Playfair, über solch anspruchsvolles Gebahren erstaunt.
    – Gewiß nicht, Herr Kapitän, entgegnete Crockston mit seinem listigen Blinzeln; der Vater von Fräulein Jenny wird da unten gefangen gehalten.
    – Nun, und? …
    – Nun, und wir müssen doch den Vater befreien.
    – Den Vater der Miß Halliburli soll ich befreien?
    – Gewiß, Herr Kapitän; ein ehrenwerther Mann, ein muthiger Bürger, unser Herr Halliburli? es lohnt schon, daß man für ihn Etwas riskirt.
    – Höre Crockston, sagte James Playfair nach einer kleinen Pause, Du scheinst mir ein Spaßvogel erster Sorte zu sein! aber wenn ich Dir rathen soll, so merke Dir ein für alle Mal: ich habe keine Lust, mit Dir meine Scherze zu machen.
    – Sollen Sie auch nicht, Herr Kapitän, ich spreche im vollsten Ernst. Mein Vorschlag mag Ihnen zuerst wohl abgeschmackt scheinen, aber wenn Sie sich Alles überlegt haben, werden Sie zu der Ansicht kommen, daß Sie nicht anders handeln können.
    – Du behauptest also, ich müßte Mr. Halliburli befreien?
    – Gewiß, Herr Kapitän; Sie werden von General Beauregard seine Freilassung fordern, und er wird sie Ihnen nicht verweigern.
    – Und wenn er sie mir nun verweigert?«
    Diese Querfrage des Kapitäns setzte Crockston keinen Augenblick in Verlegenheit:
    »Dann wenden wir eben ein Kraftmittel an, meinte er, ohne sich zu besinnen, und entführen den Conföderirten ihren Gefangenen vor der Nase.
    – So? rief James Playfair, empört über diese Zumuthung; nicht genug, daß ich durch die nordstaatliche Flotte dringe und die Blokade von Charleston breche, soll ich auch noch unter den Kanonenschüssen der Forts wieder meine Rückreise antreten, und das Alles weshalb? Um einen mir wildfremden Herrn, einen Abolitionisten, den ich verabscheue, zu befreien, einen Federfuchser, der sich damit begnügt, Tinte zu verspritzen, statt sein Blut für’s Vaterland zu vergießen!
    – Ein Kanonenschuß mehr oder weniger wird dem Delphin nichts schaden, Herr Kapitän, bemerkte Crockston.
    – Verstehe mich recht, Meister Crockston, sagte jetzt Playfair: Unterstehe Du Dich noch einmal, mir von dieser Geschichte zu sprechen, so schicke ich Dich für die ganze Dauer der Fahrt in den untersten Schiffsraum; dort kannst Du lernen, Deine Zunge besser im Zaum zu halten.«
    Der Amerikaner machte sich eiligst aus dem Staube, murmelte aber, als er eine Strecke entfernt war, vergnügt vor sich hin:
    »Ich bin durchaus nicht unzufrieden mit dieser Unterhaltung! Die Sache ist jetzt eingefädelt und wird sich machen!«
    Als James Playfair von einem Abolitionisten, den er verabscheue, gesprochen hatte, war seine Zunge, wie man wohl zu sagen pflegt, mit ihm durchgegangen. Er war nichts weniger als ein Anhänger der Sklaverei, aber er mochte nicht zugestehen, daß die Sklavenfrage die vorwiegende in dem Bürgerkriege der Vereinigten Staaten sei, trotzdem Präsident Lincoln dies in den formellsten Ausdrücken erklärt hatte. Behauptete er vielleicht, daß die Südstaaten – acht gegen sechsunddreißig – principiell Recht hatten, sich abzusondern, da sie sich doch freiwillig dem Bundesstaat angeschlossen hatten?
    Auch das nicht; er war gegen die Männer des Nordens eingenommen, und zwar weil sie, ehemalige Brüder, sich von der gemeinsamen Familie losgerissen hatten, eigentlich Engländer, die eben nur für gut befunden hatten zu thun, was er, James Playfair, jetzt bei den conföderirten Staaten billigte. So weit die politischen Ansichten des Kapitäns, vor allen Dingen aber war ihm der amerikanische Krieg persönlich lästig, und er hegte ein Gefühl der Erbitterung gegen Diejenigen, von denen er ausging. Nach alledem begreift man wohl, weshalb James Playfair den

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