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Erzählungen

Erzählungen

Titel: Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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erbarmungslos geopfert werden, und ich selbst würde mit Feuer und Schwert die Stadt zerstören, wenn ich in ihr die geringste unionistische Bewegung entdeckte. Jefferson Davis hat mir Charleston anvertraut, und Sie können sich versichert halten, daß die Stadt in treuen Händen ist.
    – Haben Sie Gefangene von den Nordstaatlichen? fragte James Playfair, der hiermit an dem interessanten Gegenstand der Unterhaltung anlangte.
    – Ja, Kapitän, lautete die Antwort des Generals; in Charleston wurde der erste Schuß in diesem Kriege abgefeuert; die Abolitionisten, welche sich gerade hier befanden, versuchten Widerstand zu leisten, unterlagen aber und werden jetzt als Kriegsgefangene hier zurückgehalten.
    – Sind ihrer viele?
    – Etwa hundert.
    – Gehen sie frei in der Stadt umher?
    – Ich gestattete das bis zu dem Tage, wo eine Verschwörung unter ihnen entdeckt wurde; es war ihrem Rädelsführer gelungen, sich mit den Belagerern in Verbindung zu setzen; ich habe natürlich sofort die gefährlichen Gäste einkerkern lassen, und mehrere Gefangene werden ihre Zelle nur verlassen, um sich auf den Glacis vor zehn Kugeln der Conföderirten zu stellen.
    – Wie, sie sollen erschossen werden? rief der junge Kapitän unwillkürlich von einer Bewegung ergriffen, die er mit Mühe zurückhielt.
    – Ja, und vor Allem ihr Rädelsführer; es ist ein sehr entschlossener, in einer belagerten Stadt geradezu gefährlicher Mensch. Ich habe seine Correspondenzen der Präsidentschaft in Richmond übersandt, und in einem Zeitraum von acht Tagen wird zweifelsohne sein Schicksal besiegelt sein.
    – Wer ist der Mann, von dem Sie soeben sprechen? fragte James Playfair, scheinbar mit vollkommener Gleichgiltigkeit.
    – Ein Journalist aus Boston, ein enragirter Abolitionist und gewissermaßen die rechte Hand Lincoln’s.
    – Wie heißt er?
    – Jonathan Halliburli.
    – Der arme Teufel! meinte James, der sich Gewalt anthun mußte, um seine Erregung zu beherrschen. Wie sehr er auch sein Schicksal verdient haben mag, man kann doch nicht umhin, ihn zu bedauern. Sie glauben also, er wird erschossen werden?
    – Ich zweifle keinen Augenblick daran, erwiderte Beauregard; wir wehren uns, so gut wir können.
– C’est la guerre!
    – Man muß sich so objectiv wie möglich zu derartigen Scenen stellen, sagte der Kapitän; überdies werde ich, wenn die Hinrichtung stattfindet, sehr wahrscheinlich nicht mehr in der Stadt sein.
    – Wie! Sie denken schon wieder an Ihre Abreise?
    – Ja, Herr General; ich bin vor allen Dingen Geschäftsmann, und meine Handelsinteressen gebieten mir in See zu stechen, sobald meine Baumwollenladung gestaut ist. Es ist mir zwar gelungen, glücklich nach Charleston hineinzukommen, die Hauptfrage bei meinem Unternehmen bleibt aber doch, wie ich wieder herauskomme. Der Delphin ist ein gutes Schiff und kann es in Bezug auf Schnelligkeit mit allen Fahrzeugen der nordstaatlichen Marine aufnehmen, aber eine hundertpfündige Kugel in ihrem Lauf zu überholen, würde ihm doch schwer werden, und solch ein Stück Eisen in seinem Rumpf oder seiner Maschine könnte meinen kaufmännischen Combinationen einen argen Fehlschlag bereiten.
    – Ganz wie es Ihnen am Besten scheint, Herr Kapitän, bemerkte Beauregard, ich habe Ihnen in solcher Lage keinen Rath zu ertheilen und würde an Ihrer Stelle wahrscheinlich wie Sie handeln. – Uebrigens hat der Aufenthalt in Charleston wenig Angenehmes, und eine Rhede, auf der es so häufig Bomben regnet wie bei uns, ist den Schiffen nicht geradezu zu empfehlen. Reisen Sie also ab, wann Sie für gut finden. Aber eine Nachfrage werden sie mir erlauben; wie verhält es sich mit der Macht und Zahl der nordstaatlichen Schiffe, die vor Charleston kreuzen?«
    James Playfair befriedigte, so gut er konnte, die Wißbegierde des Generals und verabschiedete sich von ihm im besten Einvernehmen. Dann kehrte er mit sorgenschwerem Herzen über die soeben empfangenen Nachrichten nach dem Delphin zurück.
    »Was werde ich Miß Jenny sagen, fragte er sich; soll ich sie vollständig über die schreckliche Lage, in der Mr. Halliburli schwebt, aufklären, oder ist es besser, das arme Kind in Unkenntniß über die Gefahr zu lassen, in der ihr Vater schwebt?«
    James Playfair war in diesen Ueberlegungen noch zu keinem Resultat gekommen, als plötzlich Crockston auf seinem Wege neben ihm auftauchte; der würdige Amerikaner hatte ihm, seit er das Schiff verließ, nachgespürt und hier aufgelauert.
    »Wie steht’s, Herr

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