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Erzählungen

Erzählungen

Titel: Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Allan Poe
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könnten, wenn man uns dafür honorierte?«
    Wie ich dies las, wurde ich von Augenblick zu Augenblick kleiner, und als ich an die Stelle kam, wo der Redakteur ironisch von ›Versen‹ spricht, war nicht viel mehr von mir übrig als eine Unze. Was den ›Oppodeldoc‹ anbetrifft, so begann ich mit dem armen Teufel Mitleid zu fühlen. Aber die Blechschmiede übte, wenn möglich, noch weniger Gnade als der Honigsüße . Das Blatt schrieb:
    »Ein erbärmlicher Poetaster, der ›Oppodeldoc‹ unterschreibt, ist töricht genug, sich einzubilden, wir würden seinen bombastischen, unzusammenhängenden, ungrammatikalischen Mischmasch, den er uns übersandte, drucken und zahlen. Das Zeug beginnt mit der faselnden Zeile:
    ›Heil, göttliches Licht. Erstling des Himmels!‹
    Wir sagen ›faselnd‹. ›Oppodeldoc‹ (oder wer sich hinter diesem Pseudonym verbirgt) ist vielleicht so gütig, uns darüber aufzuklären, wie ›Hagel * göttliches Licht‹ sein kann [ *  Für ›Heil‹ und ›Hagel‹ hat die englische Sprache das gleiche Wort (hail). Der Parallelismus ist im Deutschen nicht wiederzugeben. (Anm. d. Übers.)]. Wir haben ihn immer für gefrorenen Regen gehalten. Will er uns wohl auch sagen, wie gefrorener Regen zugleich ›göttliches Licht‹ (was dies auch bedeuten möge) und ein ›Erstling‹ sein kann? Letztere Bezeichnung wird (wenn wir uns der Kenntnis unserer Sprache rühmen dürfen) nur auf kleinste Babys bis etwa zur sechsten Woche angewendet. Doch es wäre Torheit, sich überhaupt mit solchen Absurditäten abzugeben, wenn ›Oppodeldoc‹ (oder wer sich hinter diesem Pseudonym verbirgt) nicht auch noch die unvergleichliche Frechheit besäße, vorauszusehen, daß wir seine blöden Wahnprodukte nicht nur ›abdrucken‹, sondern sogar ›bezahlen‹ würden!
    Das ist denn doch unglaublich. Und wir hätten fast Lust, diesen jungen Schmierer für sein überhebendes Gekrähe dadurch zu bestrafen, daß wir seinen Erguß ›verbatim et literatim‹ genau publizieren, wie er ihn geschrieben hat. Wir könnten keine schwerere Strafe für ihn finden, und wir würden ihm diese auch zudiktieren, wenn wir unsern Lesern nicht die schreckliche Langeweile dieser Lektüre ersparen wollten.
    ›Oppodeldoc‹ (oder wer sich hinter diesem Pseudonym verbirgt) mag alle künftigen Werke dieser Art an die Brummtrommel , den  Honigsüßen oder den Radau schicken. Sie werden ihre Spalten dafür öffnen, sie veröffentlichen ja jeden Monat solches Zeug. Schicken Sie es ihnen nur ein. Wir aber lassen uns nicht ungestraft beleidigen.«
    Das gab mir den letzten Stoß. Wie aber die Brummtrommel , der  Radau und der Honigsüße den Angriff überstanden, ist mir bis heute schleierhaft. Ihre Namen waren in der kleinstmöglichen Kolonelschrift gesetzt (das war nämlich der Hieb, um zu zeigen, wie niedrig, wie gering sie seien), während das ›Wir‹ von der Blechschmiede in riesigen Buchstaben gewissermaßen auf sie herabblickte. Das war doch zu bitter! Das war Wermut, das war Galle. Wenn ich eine dieser Zeitschriften gewesen wäre, so hätte ich alles dafür geopfert, der Blechschmiede einen Prozeß anzuhängen. Man hätte das Blatt auf Grund der Tierschutzgesetze in Anklagezustand versehen können.
    Was nun den ›Oppodeldoc‹ (oder wer sich hinter diesem Pseudonym verbarg) anbetrifft, so hatte ich endlich alle Geduld mit dem Burschen verloren, und alle meine Sympathie für den Kerl war dahin. Ein Narr war er (wer sich auch hinter seinem Pseudonym verbarg) und hatte die erhaltenen Fußtritte alle wohl verdient.
    Das Resultat meines Versuchs mit den alten Büchern überzeugte mich erstens, daß ›Ehrlichkeit am längsten währt‹, und zweitens, daß, wenn ich nicht besser schreiben könnte als Mr. Dante, die zwei Blinden und die übrigen alten Datteln, es doch immerhin schwer sein würde, schlechter zu schreiben. Ich faßte daher Mut und beschloß, von jetzt an mich nur mehr dem ›völlig Originellen‹ (wie es auf dem Titelblatte der Zeitschriften heißt) zu widmen, wieviel Arbeit und Mühe mir auch immer die Durchführung dieses Entschlusses verursachen möchte. Und wieder hielt ich mir die glänzenden Verse über das ›Bobsche Öl‹, die dem Herausgeber der Bremse ihren Ursprung verdankten, vor Augen und beschloß, über das gleiche erhabene Thema eine Ode zu verfassen und so in Wettbewerb mit dem bereits bestehenden Meisterwerk zu treten.
    Die Niederschrift der ersten Zeile ging ohne Schwierigkeit vonstatten. Sie

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