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Erzählungen

Erzählungen

Titel: Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Allan Poe
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durchdrungen; indes ist es nicht überflüssig zu bemerken, daß das ungetrübte Glück, das sein Leben überstrahlte, das Resultat eines streng befolgten Systems war. Denn es liegt wohl auf der Hand, daß sich Ellison ohne jene instinktive Philosophie, die zuweilen die Erfahrung vollkommen ersetzt, in den Wirbel von Unglück gestürzt haben werde, der alle vom Schicksal außerordentlich begünstigten Menschen umkreist. Doch beabsichtige ich nicht, einen Essay über das Glück zu schreiben. Die Ideen meines Freundes lassen sich in wenige Worte zusammenfassen. Sie beschränken sich auf nur vier Prinzipien oder, genauer, vier Elementarbedingungen zum Glück. Für die hauptsächlichste hielt er – es klingt seltsam genug – körperliche Übungen im Freien. Er pflegte zu sagen: »Die Gesundheit, die man auf andere Weise erwirbt, ist dieses Namens kaum wert.« Er sprach mit Feuer von den Freuden der Fuchsjagd und nannte die Ackerbauern die einzigen Menschen, die man als Klasse füglich für glücklicher halten könne als irgendeine andere. Die zweite Bedingung war die Liebe zum Weibe. Die dritte und am schwersten erfüllbare war die Verachtung jeglichen Ehrgeizes. Die vierte Bedingung endlich war das Objekt seines unaufhörlichen Strebens; und er behauptete, daß, wenn alle anderen Bedingungen gleich gut erfüllt würden, die Größe des erreichbaren Glücks im Verhältnis zu der Geistigkeit dieses Objektes stehe.
    In ganz merkwürdiger Weise hatte das Schicksal meinen Freund Ellison mit seinen Gaben überhäuft. An Anmut und persönlicher Schönheit übertraf er alle Menschen, die ich je gekannt habe. Sein Verstand war von der Art, für die die Erwerbung von Kenntnissen weniger eine Arbeit als Intuition und Notwendigkeit ist. Seine Familie gehörte zu den vornehmsten des Landes. Seine Gattin war die lieblichste und zärtlichste Frau. Er hatte stets ein bedeutendes Vermögen besessen; als er volljährig wurde, stellte es sich heraus, daß das Schicksal zu seinen Gunsten wieder einmal eine jener Bizarrerien vollführt hatte, die das ganze soziale Milieu, indem sie sich ereignen, in höchstes Erstaunen setzen und es kaum jemals verfehlen, die moralische Konstitution der von ihnen Betroffenen gänzlich umzugestalten.
    Ungefähr hundert Jahre vor der Großjährigkeit des Herrn Ellison war in einer entfernten Provinz ein gewisser Herr Seabright Ellison gestorben. Dieser Herr hatte ein fürstliches Vermögen erworben, und da er keine direkten Verwandten besaß, war er auf die Laune verfallen, dies Vermögen – und zwar für den Zeitraum von hundert Jahren von seinem Tode an – sich einfach aufhäufen zu lassen. Nachdem er selbst auf das genaueste und mit großer Klugheit bestimmt hatte, wie das Geld angelegt werden sollte, vermachte er seinen gesamten Besitz derjenigen Person, die, nach Ablauf des hundertsten Jahres nach seinem Tode, sein nächster Blutsverwandter sein werde. Mehrere Versuche waren gemacht worden, dies seltsame Vermächtnis für nichtig zu erklären, da jedoch alle Einwendungen ex post facto kamen, blieben sie wirkungslos. Sie hatten nur zur Folge, daß die Eifersucht der Regierung erregt wurde und ein Gesetz ins Leben trat, das eine derartige Anhäufung von Kapital für die Zukunft untersagte.
    Es konnte jedoch nicht mehr verhindern, daß der junge Ellison an seinem einundzwanzigsten Geburtstage als Erbe seines Vorfahren Seabright in den Besitz eines Vermögens voll vierhundertundfünfzig Millionen Dollar gelangte.
    Als es bekannt wurde, welch großen Reichtum er geerbt hatte, wurden, was erklärlich ist, viele Vermutungen über die Art seiner Anwendung laut. Die ungeheure Höhe der Summe und ihre sofortige Erreichbarkeit verwirrten alle Köpfe, die sich mit der Lösung dieser Frage abgaben. Hätte es sich um den Besitzer irgendeiner berechenbaren Summe gehandelt, so hätte man sich wohl vorstellen können, auf welche von den tausend landläufigen Arten er sein Geld ausgeben würde. Hätten seine Reichtümer bloß die seiner Mitbürger überschritten, so hätte man mit Sicherheit annehmen dürfen, daß er sich irgendeiner gerade modernen Extravaganz überlassen werde, daß er sich in den Strudel der politischen Intrigen stürzen oder nach der Ministerwürde streben, daß er sich einen höheren Adelsrang erkaufen oder Kunstsammlungen anlegen, daß er die Rolle eines freigebigen Mäzens der Künste und Wissenschaften spielen oder große wohltätige Stiftungen fundieren werde. Für den unschätzbaren Reichtum

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