Erzählungen
die aus ihr resultierende Notwendigkeit, diese Umwälzungen als anormale und zwecklose anzusehen, sehr abgeschwächt. Ellison jedoch behauptete, daß sie Anzeichen des Todes seien, und suchte sie so zu erklären: »Nehmen wir an, die irdische Unsterblichkeit des Menschen sei eigentlich ihre Urabsicht gewesen.
Die erste Anordnung der Oberfläche der Erde war also diesem seligen Zustande angepaßt, einem Zustand, der nicht verwirklicht, doch beabsichtigt wurde. Diese Umwälzungen waren nur Vorbereitungen für seinen später beabsichtigten und auch verwirklichten sterblichen Zustand.«
»Überdies« – behauptete mein Freund weiter – »was wir als eine Vervollkommnung der Landschaft ansehen, kann wirklich eine solche sein, doch nur vom moralischen oder menschlichen Standpunkte aus. Jede Änderung der natürlichen Szenerie kann möglicherweise für das Gesamtbild einen Makel bedeuten, wenn wir uns dasselbe, im großen, en masse gesehen, von irgendeinem von der Oberfläche der Erde entfernten, doch nicht außerhalb ihrer Atmosphäre liegenden Punkte überschaut vorstellen. Jeder wird leicht verstehen, daß die Vervollkommnung eines in der Nähe gesehenen Details den allgemeinen, erst auf eine gewisse Entfernung hin erreichbaren Eindruck, stören kann. Es ist auch nicht unmöglich, daß es eine Klasse von Wesen gibt, welche, einst menschlich, dennoch der Menschheit unwahrnehmbar bleiben, für die ordentlich erscheint, was uns un ordentlich, malerisch, was uns nicht malerisch ist; mit anderen Worten eine Art irdischer Engel, für deren durch den Tod verfeinertes Schönheitsgefühl noch mehr als für unseres die Gottheit vielleicht die ungeheuren Landschaftsgärten der Hemisphären entstehen ließ.«
Im Laufe dieses Gespräches führte mein Freund eine Stelle aus dem Buche eines Schriftstellers, den man für eine Autorität auf dem Gebiete der Landschaftsgärtnerei hält, an:
›Eigentlich teilt sich die Landschaftsgärtnerei nur in zwei Stile, den natürlichen und den künstlichen. Der eine sucht die ursprüngliche Schönheit der Landschaft wieder zu erwecken, indem er seine Mittel der Umgebung anpaßt; indem er Bäume pflanzt, die mit den Hügeln oder der Ebene ringsumher harmonieren und jene schönen Beziehungen von Größen, Verhältnissen und Farben entdeckt oder unterstreicht, die sich, dem gewöhnlichen Beobachter verborgen, dem erfahrenen Schüler der Natur sofort enthüllen. Das Resultat des natürlichen Stils der Gärtnerei äußert sich mehr als Abwesenheit aller Fehler und Störungen und in der Herrschaft einer gesunden Harmonie und Ordnung als in der Schöpfung irgendwelchen besonderen Wunder und Mirakel. Der künstliche Stil hat so viele Variationen, wie es Geschmacksarten zu befriedigen gibt. Er hat eine gewisse allgemeine Beziehung zu den verschiedenen Baustilen. Erinnern wir uns an die majestätischen Alleen und stillen Verstecke von Versailles; an die italienischen Terrassen; an den zusammengesetzten alten englischen Stil, der mit der häuslichen Gotik oder dem alten elisabethanischen Stil Ähnlichkeit hat. Was man auch immer gegen den Mißbrauch der künstlichen Landschaftsgärtnerei sagen mag, die Einführung reiner Kunst in einen Landschaftsgarten teilt ihm eine neue, große Schönheit mit. Diese ist zum Teil eine moralische, zum Teil eine äußere, die dem Auge durch ihren Ausdruck von Ordnung und Absicht gefällt.
Eine Terrasse mit einer alten, moosbewachsenen Balustrade ruft uns sofort die schönen Geschöpfe ins Gedächtnis zurück, die in früheren Zeiten auf ihr geweilt haben. Das geringste Zeichen von Kunst spricht uns von Sorgfalt und menschlichem Interesse.‹
»Aus dem eben Gesagten«, sprach Ellison weiter, »werden Sie schon entnommen haben, daß ich die Idee, die ursprüngliche Schönheit der Landschaft wiederherstellen zu wollen, zurückweise. Diese Schönheit ist niemals so groß wie jene, die man neu hinzufügen könnte.
Natürlich hängt alles von der Wahl eines geeigneten Ortes ab. Was von dem ›Entdecken oder Unterstreichen jener schönen Beziehungen von Größen, Verhältnissen und Farben‹ gesagt war, ist von einer Unbestimmtheit, die nur die unzureichenden Gedanken verschleiern sollte. Der fragliche Satz bedeutet vielleicht etwas, vielleicht auch nichts, und kann uns zu nichts nützen. Und daß ›das Resultat des natürlichen Stils der Gärtnerei sich mehr in der Abwesenheit aller Fehler und Störungen und der Herrschaft einer gesunden Harmonie und Ordnung als in der
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