Erzaehlungen aus Kolyma 04 - Die Auferweckung der Lärche
Arbeitseinsätze in der Sowjetunion (von russ. subbotnik: Sonnabend); siehe auch: udarnik.
»Tatra« – tschechische Automarke (seit 1920).
Timoschenko – Semjon (Semen Timošenko; 1895-1970); sowjetischer Militärführer; wurde im Mai 1940 zum Marschall ernannt; war von Mai 1940 bis Juli 1941 Volkskommissar für Verteidigung der UdSSR.
Tod Stalins – Stalin starb am 5. März 1953.
Trotzkisten – in den Lagern Bezeichnung für Häftlinge (meist nach Artikel 58 Verurteilte), die als Politische galten; ursprünglich: Bezeichnung für die Anhänger von Leo Trotzkij (Lev Trockij; 1879-1940); Revolutionär und sowjetischer Politiker (Volkskommissar für Äußeres, Kriegswesen und Inneres); nach prinzipiellen Differenzen mit Stalin wurde er 1929 aus der Sowjetunion abgeschoben; ging über die Türkei, Frankreich, Norwegen nach Mexiko; dort auf Stalins Veranlassung ermordet.
Tschekist – Angehöriger der Sicherheitsorgane (siehe: NKWD).
tschifir
– extrem stark aufgebrühter Tee (ca. 50g Tee auf ein Glas) mit narkotisierender Wirkung.
Tschukotka – Halbinsel im äußersten Nordosten Russlands, die vorwiegend von den Tschuktschen bewohnt ist und an die Behringstraße grenzt.
»tufta«
– Lüge, Vortäuschung falscher Tatsachen; taucht erstmals in der Sprache der kriminellen Rückfalltäter im Lager auf den Solowezker Inseln auf und findet von dort Eingang in die russische Umgangssprache.
udarnik
– Arbeitseinsatz mit dem Ziel einer besonders hohen Arbeitsleistung (Stoßarbeit; russ.: udarnyj trud, von udar: Stoß); siehe auch: Subbotniks.
»Umschmiedung« – (russ.: perekowka) propagandistisches Schlagwort für die sowjetische Umerziehungspolitik mittels physischer Zwangsarbeit; geprägt Anfang der dreißiger Jahre bezogen auf die am Bau des Weißmeer-Ostsee-Kanals beteiligten Lagerhäftlinge; es implizierte die Vorstellung vom »Menschenmaterial« (Nikolaj Bucharin), aus dem »neue sowjetische Menschen« geformt werden sollten.
urka
– (Pl.:
urki
) auch:
urkagan, urkatsch
; in der Gaunersprache Bezeichnung für professionelle Verbrecher.
URO – siehe: URTSch.
URTSch – Abkürzung für Registrierungs- und Verteilungsabteilung eines Zwangsarbeitslagers.
USLON – siehe: SLON
»Volksfeinde« – offizieller Begriff der sowjetischen Terminologie, mit dem Menschen zu politischen Gegnern gemacht wurden; wurde zum juristischen Terminus; im Gegensatz dazu wurden Kriminelle als »Volksfreunde« bezeichnet und als »sozial Nahestehende« (sozialno bliskie) eingestuft.
»Volkswille« – (russ.: Narodnaja wolja; das russische Wort »wolja« bedeutet sowohl Freiheit als auch Wille); konspirative revolutionäre Organisation, die 1879 aus der Spaltung der Partei »Land und Freiheit« (Semlja i wolja) hervorging; Hauptmittel ihres Kampfes war der Terror (u.a. das Attentat, bei dem 1881 der Zar Aleksandr II. getötet wurde).
Weißmeerkanal – der Bau des Ostsee-Weißmeer-Kanals (1931-1933) ist das erste Großbauprojekt unter Stalin, bei dem ausschließlich Strafgefangene aus den Lagern des GULag eingesetzt wurden; die Baugeschichte des Kanals ist in einem mit Fotos von Aleksandr Rodtschenko ausgestatteten Band mit Essays und Erzählungen namhafter Schriftsteller dokumentiert, die den Bau 1933 besichtigt hatten.
»Willys« – Bezeichnung für die amerikanischen Militärgeländewagen.
Wischchims – Abkürzung für den Chemiebetrieb in der Region des Wischera-Flusses im Nordural (Wischerskij chimitscheskij sawod).
Wischera – Region im Nordural; dort befand sich ein großes »Arbeitsbesserungslager«, das zum »Solowezker Lager zur Besonderen Verwendung« (siehe: SLON) gehörte und in dem Schalamow seine erste Lagerhaft (1929-1931) verbrachte.
Wlassow – Andrej (Vlasov; 1901-1946); sowjetischer General, wechselte in deutscher Kriegsgefangenschaft die Seiten und baute die »Russische Befreiungsarmee« auf, die mit der Wehrmacht gegen die Sowjetunion kämpfte; wurde 1946 in Moskau zum Tode verurteilt und hingerichtet.
Wojatschek – Wladimir (Vojaček, Vladimir; 1876-1971); bekannter sowjetischer Arzt für Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten; Professor an der sowjetischen Militärmedizinischen Akademie.
Wyschinskij – Andrej (Vyšinskij; 1883-1954); Jurist, Revolutionär; sowjetischer Politiker; 1935-1939 Generalstaatsanwalt der Sowjetunion; 1949-1953 sowjetischer Außenminister; war in den Jahren von 1936 bis 1938 Chefankläger bei den Moskauer Schauprozessen.
Textgrundlage:
Varlam Šalamov, Sobranie
Weitere Kostenlose Bücher