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Erzählungen von der Eroberung Spaniens (German Edition)

Erzählungen von der Eroberung Spaniens (German Edition)

Titel: Erzählungen von der Eroberung Spaniens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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Kronräuber und mein Todfeind. Er hat meine Ehre an dem empfindlichsten Theile verwundet, und mein Vaterland bietet mir keine Genugthuung. Hilf mir zur Rache, und ich liefere dir ganz Spanien in deine Hände, – ein Land, das an Fruchtbarkeit und Reichthum alle die gepriesenen Regionen weit übertrifft, welche du in Tingitanien erobert hast.«
    Musa’s Herz klopfte hoch vor Freude, als er diese Worte hörte; denn er war ein hochfliegender und ehrgeiziger Eroberer, und hatte bei seinen Zügen durch das westliche Afrika oft ein begehrliches Auge auf die Gebirge Spaniens geworfen, wenn er sie jenseits der Wasser der Meerenge schimmern sah. Dennoch besaß er die ganze Vorsicht eines bejahrten Kriegers, und fürchtete sich, ohne die Genehmigung seines Gebieters [Fußnote: Dies war der Kalife Walid Ben Abdelmelek (Almanzor). – Der Uebers. ] ein so wichtiges Unternehmen einzugehen und seine Waffen in einen andern Welttheil zu tragen.
    Nachdem er vom Grafen Julian über die Einzelnheiten seines Planes gehörig unterrichtet war, und die Mittel kannte, welche ihm zu dessen Ausführung zu Gebote standen, machte er seine vertrauten Räthe und Hauptleute mit dem Ganzen bekannt und fragte sie um ihren Rath.
    »Die Worte des Grafen Julian,« sagte er, »können falsch sein und auf eine Täuschung hinausgehen; vielleicht besitzt er auch die Macht nicht, seine Versprechungen zu erfüllen. Das Ganze kann ein vorgeblicher Verrath sein, um uns in unser Verderben zu locken. Es ist natürlicher, daß er an uns zum Verräther wird, als an seinem Vaterlande.«
    Unter den Häuptlingen, welche unter Musa’s Befehl standen, war ein ärmlicher, schwarzer, mit Narben bedeckter Veteran, – ein echter Araber, der seine größte Lust im Umherstreifen und in verzweifelten Abenteuern fand und sich um nichts in der Welt bekümmerte, als um sein Roß, seine Lanze und seinen Säbel. Er war ein Eingeborner von Damascus und hieß Tarek Ben Zejad. Da er eines seiner Augen verloren hatte, nannten ihn die Spanier gewöhnlich »Tarek el Tuerto« oder »Tarek der Einäugige.«
    Das heise Blut dieses alten Ismaeliten war im höchsten Aufruhr, als er von einem neuen Reiche hörte, das überfallen, und von ausgedehnten Länderstrichen, welche unterjocht werden sollten; und er fürchtete sehr, durch Musa’s vorsichtiges Zaudern mögte der ruhmwürdige Preis eines solchen Unternehmens verloren gehen.
    »Nach deinen Worten,« sagte er, »bist du ungewiß über die Wahrheit der Aussagen dieses christlichen Ritters; es ist aber leicht, sich über deren Zuverlässigkeit zu vergewissern. Gib mir vier Schiffe und eine Handvoll Menschen, und ich ziehe mit diesem Grafen Julian, durchstreife die christliche Küste und bringe dir Nachricht von dem Lande und des Mannes Mitteln, es in deine Gewalt zu bringen.«
    Die Worte des alten Kriegers gefielen Musa Ben Nosair, und er gab seine Zustimmung, und Tarek reisete, von dem Verräther Julian [Fußnote: Julian der Ungläubige. Dies ist die Bezeichnung, welche die arabischen Geschichtschreiber dem Grafen gewöhnlich geben. – Der Uebers. ] geführt, mit vier Gallionen und fünfhundert Mann ab. [Fußnote:
Benter , Chron. genealog. de Espana. lib. I. cap. 28. – Marmol . descript. de Africa. lib. II. cap. 10.
– Der Verf. ]
    Dieser erste Zug der Araber gegen Spanien fand, einigen Geschichtschreibern zufolge, in dem Jahre des Herrn siebenhundert und zwölf statt; andere aber stimmen damit nicht überein, wie denn freilich fast in keinem einzigen Punkte dieser frühern Geschichtsepoche Spaniens eine Uebereinstimmung zwischen den Erzählern vorherrscht. Das Jahr, welchem die urtheilsfähigen Chronisten sich zuneigen, ist das von siebenhundert und zehn, in dem Juliusmonat. Es scheint auch aus einigen bewährten Schriftstellern hervorzugehen, daß die Schiffe Tarek’s unter dem angenommenen Charakter von Handelsboten die Küsten von Andalusien und Lusitanien entlang kreuzten; und dies ist nicht ganz unwahrscheinlich, da sie das Land nur einstweilen auskundschaften und sich mit den Landungsplätzen bekannt machen wollten. Wo sie landeten, sendete Graf Julian Boten aus, welche den Auftrag hatten, seine Freunde und Anhänger an einem bestimmten Platze zu versammeln. Sie trafen heimlich zu Gezira Alhadra, das heißt: die grüne Insel [Fußnote: Das heutige Algesiras. Nach den besten Autoritäten war der 28. April 711 der Tag der Landung; ihnen zufolge war Graf Julian, ehe er mit Tarek und dessen Truppen über die Meerenge setzte,

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