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Erzählungen von der Eroberung Spaniens (German Edition)

Erzählungen von der Eroberung Spaniens (German Edition)

Titel: Erzählungen von der Eroberung Spaniens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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allein mit den Seinigen auf die spanische Küste gesendet worden und hatte, um den Arabern einen Beweis seiner Anhänglichkeit zu geben, geplündert und gemordet und reiche Beute und viele Gefangene zurückgebracht. – Der Uebers. ] , zusammen, wo sie in Gegenwart Tarek Ben Zejad’s eine Unterredung mit dem Grafen Julian hatten. Hier gaben sie von Neuem die Versicherung, sich unter seiner Fahne zu sammeln, sobald diese offen entfaltet würde, und stellten ihre mannichfachen Vorbereitungen zum Beginne der Empörung dar. Tarek überzeugte sich aus Allem, was er hier gesehen und gehört hatte, daß Graf Julian ihn weder in Bezug auf seine Gesinnungen, noch auf seine Mittel getäuscht hatte. Seinem Charakter als Araber nachgehend, machte er einen Einfall in das Land, sammelte große Beute, führte viele Gefangene hinweg und brachte seinen Raub im Triumphe zu Musa als einen Vorgeschmack der Reichthümer, welche eine Eroberung des christlichen Landes zu bieten versprach. [Fußnote:
Conde , Hist. Dom. Arab. part. 1. cap. 8.
– Der Verf. ]
    Zehntes Kapitel.
    Musa’s Brief an den Kalifen. – Zweiter Zug des Tarek el Tuerto.
    Als Musa die von Tarek el Tuerto mitgebrachte Kunde vernahm und die Beute sah, welche er gesammelt hatte, schrieb er einen Brief an den Kalifen Walid Almanzor, in welchem er das verrätherische Anerbieten des Grafen Julian und die Wahrscheinlichkeit darlegte, mittelst seines Beistandes einen erfolgreichen Einfall in Spanien zu machen.
    »Ein neues Land,« sagte er, »breitet sich vor unsern entzückten Augen aus und lädt uns ein, es in Besitz zu nehmen; ein Land, ähnlich Syrien an Fruchtbarkeit des Bodens und ewiger Klarheit des Himmels; Yemen oder dem glücklichen Arabien an seiner erquickenden Temperatur; Indien an seinen Blumen und Gewürzen; Cathay an seinen kostbaren Mineralien, und Aden an der Vortrefflichkeit seiner Buchten und Häfen! Auch ist es bevölkert und reich; denn es zählt viele prachtvolle Städte und majestätische Denkmäler der alten Kunst. Was sollte dieses glorreiche Land hindern, ein Erbe der Gläubigen zu werden? Wir sind bereits Sieger der Stämme der Barbaren, von Zab, von Derar, von Zaara, von Masamuda und Sus, und die siegreichen Fahnen des Islam flattern auf den Thürmen von Tangier. Aber ein Meer, vier Stunden breit, trennt uns von den gegenüber liegenden Küsten. Ein Wort von meinem Gebieter, und die Eroberer von Afrika überströmen Andalusien mit ihren Legionen, befreien es von der Herrschaft der Ungläubigen und unterwerfen es den Gesetzen des Koran. [Fußnote:
Conde, part. I. cap. 8.
– Der Verf. ]
    Der Kalife frohlockte über den Inhalt dieses Briefes.
    »Gott ist groß,« rief er aus, »und Mahomet ist sein Prophet! Der Gesandte Gottes hat es geweissagt, sein Gesetz würde sich verbreiten bis zu den entlegensten Theilen der Welt und durch das Schwert in neue und unbekannte Länder gebracht werden. Sieh, ein neues Land eröffnet sich den Siegen der Gläubigen. Es ist Allah’s Wille, und seinem erhabenen Rathschluß ist man Gehorsam schuldig.«
    Der Kalif schickte demnach eine Botschaft an Musa und ermächtigte ihn, die Eroberung zu unternehmen.
    Nun begannen große Vorbereitungen; zahlreiche Schiffe wurden zu Tangier zusammengebracht und ausgerüstet, um auf ihnen das Heer der Araber über die Meerenge zu bringen. Zwölftausend Mann wurden zu diesem Zuge auserlesen, größtentheils leichte arabische Truppen, im Kriege geübt und an Gefahren und rasche Unternehmungen gewöhnt. Unter diesen befand sich eine große Zahl Reiter, mit schnellen arabischen Pferden versehen. Das Ganze wurde dem Befehle des alten Kriegers, Tarek’s el Tuerto oder des Einäugigen untergeordnet, auf welchen Musa das unbedingteste Vertrauen, wie auf sein zweites Ich, setzte. Tarek übernahm den Oberbefehl mit Freude; sein ganzes kriegerisches Feuer erwachte bei dem Gedanken, ein solches Heer unter seinem ausschließlichen Befehl und ein solches Land zu besiegen zu haben; und er beschloß bei sich, nie anders denn als Sieger zurückzukehren.
    Er wählte eine finstere Nacht, um seine Truppen über die Meerenge des Herkules zu führen; und als der Tag anbrach, begannen sie die Landung, bevor die Umgegend Zeit hatte, sich gegen den Feind zu erheben. Eine kleine Anzahl Christen sammelte sich an der Küste und widersetzte sich der Landung; sie wurden aber leicht in die Flucht geschlagen. Tarek stand am Gestade des Meeres und harrte, bis das letzte Häuflein an das Land gesetzt, und alle

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