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Erzählungen von der Eroberung Spaniens (German Edition)

Erzählungen von der Eroberung Spaniens (German Edition)

Titel: Erzählungen von der Eroberung Spaniens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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widersetzte sich auf das Eifrigste der Bischof Oppas, welcher den König drängte, sofort gegen die Ungläubigen zu ziehen.
    »Bis jetzt,« sagte er, »ist die Zahl der Araber noch nicht sehr bedeutend; jeden Tag aber landen neue Schaaren, Heuschreckenschwärmen ähnlich, aus Afrika. Sie werden sich schneller vermehren, als wir; auch leben sie auf unsere Kosten, und, während wir zaudern, zehren die beiden Heere das Mark des Landes auf.«
    König Roderich hörte auf den listigen Rath des Bischofs und beschloß, ohne Zögern vorzurücken. Er bestieg sein Streitroß Orelia und ritt unter seine auf der geräumigen Ebene versammelten Schaaren, und wo er sich zeigte, wurde er mit Jubel empfangen; denn nichts vermag den Muth des Kriegers mehr zu erheben, als wenn er seinen Beherrscher gewaffnet sieht. Er sprach in Worten zu ihnen, die geeignet waren, ihre Herzen zu rühren und ihren Muth zu beleben.
    »Die Sarazenen,« sagte er, »verwüsten unser Vaterland, und ihre Absicht ist, es zu erobern. Gelingt es ihnen, so ist selbst euer Dasein als ein Volk zu Ende. Sie werden eure Altäre umstürzen und das h. Kreuz mit Füßen treten; sie werden eure Städte verwüsten, eure Frauen und Töchter wegführen und euch und eure Söhne zu harter und grausamer Sklaverei verdammen. Eure einzige Rettung liegt in der Kraft eurer Waffen. Mich angehend, so werde ich, der ich euer König bin, euer Führer und der Erste sein, der jeder Mühseligkeit und jeder Gefahr Trotz bietet.«
    Die Krieger antworteten ihrem Monarchen mit lautem Zuruf und machten sich feierlich anheischig, bis zu ihrem letzten Athemzuge für die Vertheidigung ihrer Freiheit und ihres Glaubens zu kämpfen. Der König gab nun Befehle in Bezug auf die Anordnung des Marsches. Alle die, welche mit Panzern und Brustharnischen versehen waren, kamen in den Vortrap und in die Nachhut; das Centrum des Heeres bestand aus der bunten Masse derer, welche ohne Rüstungen und nur knapp mit Waffen versehen waren.
    Als Alles zum Abmarsch gerüstet war, rief der König einen edlen Ritter, mit Namen Ramiro, vor sich, übergab ihm das königliche Banner und beauftragte ihn, es zur Ehre Spaniens zu schützen und zu schirmen. Der gute Ritter hatte jedoch seine Hand kaum an das Banner gelegt, so fiel er todt von seinem Rosse, und der Stab des Banners zerbrach in Stücke. Viele alte Höflinge, welche zugegen waren, betrachteten dies als ein böses Vorzeichen und riethen dem Könige, an diesem Tage den Marsch nicht zu beginnen; er aber achtete keines Vorzeichens und keiner Warnung, sondern befahl, das königliche Banner auf eine Lanze zu stecken, und übergab es dem Schutze eines andern Ritters; darauf ließ er die Trompeten schmettern und zog an der Spitze seines Heeres ab, um den Feind aufzusuchen.
    Das Feld, auf welchem dieses große Heer zusammengekommen war, hieß nach dem feierlichen Schwur, welchen die Edlen und die Krieger hier abgelegt hatten,
»El Campo de la Verdad«
oder »das Feld der Wahrheit,« ein Name, welchen es, dem weisen Geschichtschreiber Abulcasim zufolge, noch bis auf den heutigen Tag trägt. [Fußnote:
La perdida de Espana. Cap, IX. – Bleda , Chronica, lib. III. cap, 8.
– Der Verf. ]
    Vierzehntes Kapitel.
    Zug des Gothen-Heeres. – Lager an den Ufern des Guatalate. – Geheimnißvolle Weissagungen eines Pilgers. – Pelistes’ Benehmen in Folge derselben.
    Andalusiens Hoffnungen erwachten wieder, als dieses gewaltige Heer in ausgedehnten Reihen seine fruchtbaren Ebenen entlang zog. Vom Morgen bis in die Nacht dauerten unter dem Klange der Trommeln und Trompeten die Züge, welche die stolzesten Edeln und die tapfersten Ritter des Landes anführten, und die, wenn es ihnen nicht an Waffen und Kriegszucht gefehlt hätte, die Eroberung der Welt unternommen hätten.
    Nach einem Marsche von wenigen Tagen bekam Don Roderich das Heer der Moslemen zu Gesicht. Es hatte sein Lager an den Ufern des Guatalate [Fußnote: Dieser Name ist dem Flusse in der Folge von den Arabern gegeben worden. Er heißt »der Todesfluß.« S.
Petruza, Hist. Granad. part. III. cap. 1.
– Der Verf.
    Die Römer hatten diesem Flusse den Namen Chryssus gegeben. Die Scene, welche der Verf. hier schildert, wird dadurch genauer bezeichnet, daß sie in der Nähe der von Weinbergen umgebenen Stadt Xerez de la Frontera vorging. – Der Uebers.
] aufgeschlagen, da, wo dieser schöne Fluß sich durch das fruchtbare Xerez-Gelände schlängelt. Das Heer der Ungläubigen stand dem der Christen an Zahl weit nach;

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