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Erzählungen von der Eroberung Spaniens (German Edition)

Erzählungen von der Eroberung Spaniens (German Edition)

Titel: Erzählungen von der Eroberung Spaniens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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diesem beschloß er, eine ausgedehnte Streiferei durch das Königreich zu machen. [Fußnote:
Chron. de Espana, de Alonzo el Gabio , p. III. c. 1.
– Der Verf. ]
    Zweites Kapitel.
    Einnahme von Granada. – Unterjochung der Alpuxarra-Gebirge.
    Der Schrecken der Waffen des Tarek Ben Zejad ging ihm voran und, zu gleicher Zeit, der Ruf von seiner Milde gegen die, welche sich ohne Widerstand fügten. Wohin er kam, schickten die meisten Städte einige ihrer angesehensten Einwohner ihm entgegen, um ihm die Schlüssel anzubieten; denn sie waren ohne Befestigung und Schutzwehr, und ihre waffenfähigen Männer waren im Kampfe untergegangen. Sie leisteten alle dem Kalifen den Eid der Treue und wurden gegen Plünderung und jede Belästigung geschützt.
    Nachdem er eine Strecke in dem Lande vorgedrungen war, betrat er eines Tages eine schöne und ausgedehnte Ebene, welche mit Dörfern bedeckt, mit Gärten und Waldpartieen geschmückt, von windenden Bächen durchschnitten und von hohen Bergen umschlossen war. Es war die berühmte Vega oder die Ebene von Granada, die bestimmt war, den Moslemen Jahrhunderte hindurch als Lieblingsaufenthalt zu dienen.
    Als die arabischen Sieger diese liebliche Vega erblickten, waren sie vor Bewunderung außer sich; denn es schien, als hätte der Prophet ihnen ein irdisches Paradies als Lohn für ihre Dienste in seiner Sache gegeben.
    Tarek näherte sich der Stadt Granada, welche, auf stolzen Höhen gelegen und durch gothische Mauern und Thürme befestigt und durch das rothe Schloß oder die Zitadelle, welche in alten Zeiten von den Phöniziern oder Römern erbaut worden war, vertheidigt, einen furchterregenden Anblick darbot. Als der arabische Feldherr den Platz in Augenschein nahm, erfreute er sich des starken, kriegerischen Charakters desselben, welcher mit der lächelnden Schönheit der Vega und der Frische und üppigen Fülle ihrer Hügel und Thäler in so grellem Gegensatze stand. Er ließ seine Zelte vor den Mauern der Stadt aufschlagen und schickte sich an, sie mit seiner ganzen Macht anzugreifen.
    Die Stadt hatte jedoch nur den äußern Schein mächtiger Befestigung. Die Blüthe der Jugend war in der Schlacht am Guadalate gefallen; viele der ersten Bewohner der Stadt hatten sich in die Gebirge geflüchtet, und die Zahl derer, welche zu Haus geblieben, war nur klein und bestand aus alten Männern, Frauen und Kindern und einer Anzahl Juden, welche letztere ziemlich geneigt waren, mit den Feinden gemeinschaftliche Sache zu machen.
    Die Stadt übergab sich daher bald und wurde unter günstigen Bedingungen in die Knechtschaft der Sarazenen aufgenommen. Die Einwohner sollten ihr Eigenthum, ihre Gesetze und ihren Glauben beibehalten; ihre Kirchen und ihre Geistlichen sollten geachtet werden; keine andere Abgabe sollte von ihnen bezahlt werden, als die, welche sie ihren gothischen Königen zu bezahlen gewohnt waren.
    Nach der Besitznahme von Granada legte Tarek eine Besatzung in die Thürme und festen Punkte, und ließ einen Alcayde oder Statthalter, Namens Betiz Aben Habuz, einen Eingebornen aus dem glücklichen Arabien, zurück, der sich durch seine Tapferkeit und Befähigung ausgezeichnet hatte.
    Dieser Alcayde erhob sich in der Folge zum König von Granada und baute auf einer der Höhen einen Palast, von welchem man noch heut zu Tag die Trümmern sieht.
    [Fußnote: Das Gebäude, welches man als die Wohnung des Aben Habuz zeigt, wird
»la Casa del Gallo«
oder »das Haus des Wetterhahns« genannt. Dieser Name stammt, wie Pedraza in seiner Geschichte von Granada sagt, von der ehernen Gestalt eines mit Lanze und Schild bewaffneten und darüber angebrachten arabischen Reiters her, der sich bei jedem Winde drehte. Auf dieser kriegerischen Wetterfahne las man folgende Inschrift in arabischen Buchstaben:
»Dice el sabio Aben Habuz,
Que asi se defiende el Andaluz.

»Wie der weise Aben Habuz spricht,
Schirmt sich anders Andalusien nicht.«
]
    Selbst die Wonnen von Granada waren nicht vermögend, den thätigen und glühenden Tarek zurück zu halten. Oestlich von der Stadt sah er eine hohe, bis zum Himmel sich aufthürmende Gebirgskette, welche mit glänzendem Schnee bedeckt war. Dies waren » die Berge der Sonne und der Luft; « und der ewige Schnee auf ihren Gipfeln erzeugte die Bäche und Flüsse, welche die Ebenen fruchtbar machten. In ihren Einschnitten, welche von Klippen und Abgründen umgeben waren, zogen sich viele kleine Thäler von entzückender Schönheit und Ueppigkeit hin. Die Bewohner

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