Erzählungen von der Eroberung Spaniens (German Edition)
der Ungläubigen in einer einzigen mächtigen Schlacht zertrümmert; ihr König ist erschlagen; Tausende und Zehntausende ihrer Krieger sind geblieben; das ganze Land ist unserer Gnade anheim gegeben; und Stadt um Stadt überliefert sich den siegreichen Waffen Tarek’s.«
Das Herz des Musa Ben Nosair sank trüb bei diesen Nachrichten, und statt sich des Sieges der Fahne des Propheten zu freuen, bebte er vor eifersüchtigem Bangen, die Triumphe Tarek’s in Spanien würden seine eigenen Siege in Afrika in Schatten stellen.
Er schickte Eilboten an den Kalifen Walid Almanzor ab und benachrichtigte ihn von diesen neuen Siegen und Eroberungen, nahm aber den ganzen Ruhm für sich in Anspruch und erwähnte der Dienste Tarek’s gar nicht, oder gedachte seiner wenigstens nur beiläufig als eines untergeordneten Befehlshabers.
»Die Schlachten« sagte er, »waren schrecklich, wie am Tage des Gerichts; durch Allah’s Beistand aber haben wir den Sieg erfochten.«
Er rüstete sich nun in aller Eile, um nach Spanien überzusetzen und den Befehl über das siegreiche Heer selbst zu übernehmen. Vorher übersandte er Tarek ein Schreiben, um ihn inmitten seiner Laufbahn aufzuhalten:
»Wo dich dieser Brief auch treffen mag« – sagte er, »ich befehle dir, mit deinem Heere Halt zu machen und meine Ankunft zu erwarten. Deine Macht ist der Unterjochung des Landes nicht gewachsen, und du kannst durch ein zu rasches Wagniß Alles auf das Spiel setzen. Ich werde schleunigst und mit einer Truppenverstärkung zu dir stoßen, welche ein so großes Unternehmen fordert.«
Dieser Brief traf den alten Tarek in der vollen Begeisterung seiner glücklichen Siege, als er einige der reichsten Theile Andalusiens überzogen und eben die Nachricht von der Uebergabe der Stadt Ecija erhalten hatte. Als er das Schreiben las, stieg ihm das Blut in die sonneverbrannten Wangen, und das Feuer glühte in seinen Augen; denn er durchblickte Musa’s Beweggründe. Er unterdrückte jedoch seinen Zorn und wendete sich mit einem bittern Ausdruck erzwungener Fassung zu seinen Hauptleuten.
»Sattelt eure Rosse ab« sagte er »und steckt eure Lanzen in den Boden, schlagt eure Zelte auf und pflegt der Ruhe; denn wir müssen der Ankunft des Walid harren, der uns ein mächtiges Heer zuführt, uns in unserm Siege zu unterstützen.«
Die arabischen Krieger brachen bei diesen Worten in ein lautes Murren aus.
»Wozu bedürfen wir der Hülfe« riefen sie, »wenn das ganze Land vor uns flieht? Und welchen bessern Befehlshaber können wir erhalten, um uns zum Siege zu führen, als Tarek?«
Auch Graf Julian, der anwesend war, beeilte sich, ihm seinen verrätherischen Rath zu geben.
»Warum sollen wir« rief er »in diesem kostbaren Augenblicke Halt machen? Das große Heer der Gothen ist besiegt, und ihre Edlen sind getödtet oder zerstreut. Verfolgt den Sieg, den ihr erfochten, ehe das Land sich von seinem Schrecken erholen kann. Bemächtigt Euch der Provinzen, faßt festen Sitz in den Städten, macht Euch zum Herrn der Hauptstadt, und Euer Sieg ist vollständig. [Fußnote:
Condre , I. c. p. I. cap. 10.
– Der Verf. ]
Alle arabischen Häuptlinge, welchen jede Unterbrechung in dem Laufe ihres Sieges zuwider war, sprachen sich beifällig für Don Julian’s Rath aus. Tarek ließ sich leicht zu dem überreden, was der Wunsch seines Herzens war. Er achtete daher des Schreibens Musa’s nicht weiter, sondern schickte sich an, seine Siege zu verfolgen.
Zu diesem Zwecke ließ er seine Gesammtmacht zu einer Musterung auf der Ebene von Ecija zusammen kommen. Ein Theil der Truppen hatte Pferde, welche sie noch aus Afrika mitgebracht; den übrigen gab er Rosse, die er den Christen abgenommen hatte. Er wiederholte seine allgemeinen Befehle gegen muthwillige Kränkung der Eingebornen und gegen die Plünderung solcher Plätze, die keinen Widerstand darböten. Auch wurde ihnen untersagt, sich mit Beute oder selbst mit Lebensmitteln zu sehr zu beladen; sie sollten, hieß es, ihren Zug durch das Land in aller Eile fortsetzen und alle festen Plätze und Bollwerke desselben wegnehmen.
Er theilte sein Heer nun in drei für sich bestehende Züge. Den ersten stellte er unter den Befehl des griechischen Renegaten, Magued el Rumi’s, eines Mannes von verzweifeltem Muthe, und sandte ihn gegen die alte Stadt Cordova. Den zweiten schickte er gegen die Stadt Malaga; diese führte Zayd Ben Kesadi, von dem Bischof Oppas unterstützt. An der Spitze des dritten stand Tarek selbst, und mit
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