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Erzählungen von der Eroberung Spaniens (German Edition)

Erzählungen von der Eroberung Spaniens (German Edition)

Titel: Erzählungen von der Eroberung Spaniens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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Gebirge zurück; denn wie diese, brauchen sie auf die Pfade, welche sie betreten, nicht zu achten.«
    »Und erzähle mir von den Mauren der Berberei!«
    »Sie gleichen den Arabern in dem Ungestüm und der Gewandtheit ihres Angriffs und in ihrer Kenntniß von den Kriegslisten; sie gleichen ihnen auch an Gesichtszügen, an Tapferkeit und Gastfreiheit; aber sie sind das treuloseste Volk auf der weiten Erde und achten nimmer auf ein gegebenes Versprechen oder ein verpfändetes Wort.«
    »Und das Volk von Afrank – was sagst du von ihm?«
    »Es ist unermeßlich an Zahl, rasch in seinem Angriff, ungestüm in der Schlacht, aber in der Flucht unordentlich und besinnungslos.«
    »Und wie erging es dir unter diesen Völkern – haben sie dich zuweilen besiegt und geschlagen?«
    »Nie, bei Allah!« rief Tarek el Tuerto mit edler Wärme, »nie hat eine meiner Fahnen das Schlachtfeld flüchtig verlassen. Obgleich der Feind doppelt so stark war, haben meine Moslemen nie den Kampf gemieden.«
    Der Kalife hatte seine Freude an der kriegerischen Gradheit des alten Tarek und erzeigte ihm große Ehre; und wo der alte Krieger erschien, war er der Abgott des Volkes.
    Vierzehntes Kapitel.
    Musa langt zu Damaskus an. – Seine Zusammenkunft mit dem Kalifen. – Salomon’s Tafel. – Ein strenger Richterspruch.
    Kurz nach der Ankunft Tarek el Tuerto’s zu Damaskus verfiel der Kalife in eine schwere Krankheit, die so gefährlich ward, daß man für sein Leben fürchtete. Während er so darnieder lag, kam die Nachricht, Musa Ben Nosair habe mit einem großen Reiterzuge die Gränzen von Syrien überschritten und bringe alle die in den westlichen Ländern, die er erobert, erbeuteten Schätze und Siegeszeichen mit sich. Nun war Soliman Ben Abdelmelek, der Bruder des Kalifen, dessen Thronfolger; und er sah, daß sein Bruder nicht lange zu leben hatte, und wünschte, den Antritt seiner Regierung durch dieses siegreiche Entfalten der Beute der Christenheit zu verherrlichen.
    Er schickte demnach Abgesandte zu Musa und ließ ihm sagen: »Der Kalife ist krank und kann dich jetzt nicht empfangen; ich ersuche dich, unterwegs zu zögern, bis er wieder hergestellt ist.«
    Musa achtete jedoch nicht auf die Botschaft Soliman’s, sondern beschleunigte vielmehr seine Reise, um vor dem Tode des Kalifen einzutreffen. Und Soliman gedachte seines Benehmens in seinem Herzen.
    Musa betrat Damaskus sozusagen im Triumph, mit einem langen die Schätze tragenden Zuge von Pferden und Maulthieren und Kameelen, und mit den vierhundert Söhnen gothischer Edlen, welche er als Geiseln mitbrachte und deren Jeder mit einem Diadem und einem Gürtel von Gold geziert war, und mit hundert christlichen Mädchen, deren Schönheit alle Beschauer blendete.
    Während er durch die Straßen zog, ließ er der Menge schwere Börsen Goldes auswerfen, und das Volk erfüllte die Luft mit Jubelgeschrei.
    »Seht,« rief es, »den wahren Besieger der Ungläubigen. Seht das wahre Vorbild eines Eroberers, welcher Schätze in seine Heimath zurückbringt.« Und sie häuften Segnungen auf Musa’s Haupt.
    Der Kalife Walid Almanzor erhob sich von seinem Krankenlager, um den Emir zu empfangen, welcher, als er sich in den Palast begab, einen der großen Höfe desselben mit Schätzen aller Art füllte; auch die Hallen wimmelten von den jungen prachtvoll gekleideten Geiseln und den christlichen Mädchen, welche schön waren, wie die Houris des Paradieses.
    Als der Kalife einen Bericht über die Eroberung Spaniens verlangte, ließ Musa seiner Beredtsamkeit vollen Lauf; bei der Schilderung der mannichfachen Siege erwähnte er aber des Namens Tarek nie, sondern sprach so, als sei Alles durch ihn selbst geschehen. Wie die Rede auf die den Christen abgenommene Beute kam, gab er sich das Ansehen, als hätte er Alles mit seinen eigenen Händen genommen; und als er dem Kalifen die wunderbare Tafel Salomon’s überlieferte, verweilte er mit großer Lebendigkeit bei den Kräften dieses unschätzbaren Talismans.
    Darauf konnte Tarek, welcher gegenwärtig war, nicht länger schweigen.
    »Gebieter der Gläubigen!« sagte er, »untersuche diese kostbare Tafel und sieh, ob irgend etwas daran fehlt.«
    Der Kalife untersuchte die Tafel, welche aus einem einzigen Smaragd bestand, und er sah, daß der eine Fuß durch einen Fuß von Gold ersetzt war. Der Kalife wandte sich zu Musa und sprach:
    »Wo ist der andere Fuß der Tafel?«
    »Ich weiß es nicht!« antwortete Musa; »der eine Fuß fehlte, als die Tafel in meine

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