Erziehen ohne Frust und Traenen
einen Tag ohne Wutausbruch zu überstehen. Angesichts der zahlreichen Anforderungen und schwierigen Situationen, mit denen wir tagtäglich konfrontiert sind, ist es tatsächlich eine größere Herausforderung, ruhig zu bleiben. Ja, so ist es, und deshalb dürfen Sie sich ruhig für jedes Mal, wenn Sie eine Sache konstruktiv lösen, loben und auf die Schulter klopfen. Lassen Sie uns nun beginnen, Strategien zu beleuchten, wie Sie mit Ihrer Wut umgehen können, wenn sie sich das nächste Mal bei Ihnen ankündigt.
Die sechs Stufen der Wut
»Wut« ist ein Begriff, der ein breites Spektrum von Emotionen beschreibt – angefangen von leichtem Ärger bis hin zu rasendem Zorn. Nicht alle dieser Empfindungen sind schlecht oder gefährlich. In schwächerer Ausprägung können sie als Anstoß für Veränderungen und konstruktive Problemlösungen dienen.
Ein schwaches Gefühl von Ärger hält uns fokussiert und führt dazu, dass uns auch die Kinder aufmerksamer betrachten. Emotionen wie Unzufriedenheit oder Gereiztheit können uns darauf hinweisen, dass da etwas Dunkles lauert; aber sie führen nicht dazu, dass wir die Kontrolle über unser Handeln verlieren. Doch je stärker Emotionen allerdings werden, desto schwieriger lassen sie sich kontrollieren – und desto größer wird die Gefahr, dass unsere Reaktionen negativ aus dem Ruder laufen.
Wichtig
Eine erhobene Stimme ist nicht automatisch etwas Schlimmes – solange man sich kontrolliert und respektvoll ausdrückt.
Eine weitere Schwierigkeit in Zusammenhang mit Wut besteht darin, dass sie sich sehr schnell von einer geringen Stufe bis hin zu rasendem Zorn steigern kann, wenn man sie nicht von Anfang an in Schach hält. Hinzu kommt: Je wütender Eltern werden, desto mehr gerät ihnen das Kind außer Kontrolle. Man muss sich das wie zwei Schneebälle vorstellen, die aufeinander zurollen und am Fuße des Berges zusammenrauschen. Die Eskalationsstufen von Wut könnten wie folgt aussehen:
Stufe 1 – Irritation
Stufe 2 – Verstimmung
Stufe 3 – Gereiztheit
Stufe 4 – Ärger
Stufe 5 – Wut
Stufe 6 – Rasender Zorn
Elterliche Wut nimmt oft in einem milden Stadium seinen Lauf und wächst sich dann zu unkontrollierbarem Zorn aus. Die folgende Übersicht zeigt, wie dies ablaufen kann:
Wie elterliche Wut eskalieren und außer Kontrolle geraten kann
Was macht das Kind
Was macht das Elternteil
Elternteil fühlt sich …
Spielt mit seinen Spielsachen.
Bemerkt, dass es Schlafenszeit ist und bittet das Kind, die Spielsachen wegzuräumen: »Zeit, ins Bett zu gehen.«
Ruhig
Hört, aber ignoriert die Bitte der Eltern, spielt weiter.
Bemerkt, dass das Kind nicht auf die Bitte eingeht, und wiederholt die Bitte: »Hast du mich nicht gehört? Räum deine Sachen weg.«
Irritiert
Räumt die Sachen weg, aber holt neue Spielzeuge hervor und fängt an, damit zu spielen.
Bemerkt, wie die Zeit vergeht, und fordert das Kind auf: »Mach mal! Zeit zum Aufräumen.«
Gereizt
Quengelt nach mehr Spielzeit.
Verlangt Gehorsam: »RÄUM’ JETZT AUF!«
Ärgerlich
Jammert und weint.
Erhebt die Stimme und droht Strafe an: »Hört auf zu nörgeln und räum’ auf, sonst gibt es keine Gute-Nacht-Geschichte!«
Wütend
Wirft sich auf den Boden, heult und ignoriert das rundum verstreute Spielzeug.
Brüllt das Kind an und feuert wütend die Spielsachen in die Kiste: »Warum tust du nie, was ich dir sage? Du machst mich so wütend!«
Zornig
Reißt die Spielsachen aus der Kiste, stampft mit den Füßen auf und weint.
Verliert die Kontrolle, gibt dem Kind einen Klaps, zerrt es ins Kinderzimmer und brüllt es dabei an: »Ich hab das so satt! Ab jetzt ins Bett, SOFORT!«
In wilder Rage
Weint sich in den Schlaf, fühlt sich ungeliebt und einsam.
Fühlt sich frustriert, schuldig und voller Scham.
Schuldbewusst
Die Emotionen zwischen Eltern und Kind können sich ziemlich zuspitzen. Wir können eine solche Eskalation vermeiden, indem wir lernen, Wut in ihrem Anfangsstadium zu erkennen und sie ganz bewusst rechtzeitig zu entschärfen. Gehen wir einen Schritt weiter, können wir auch lernen, wie wir mit unserem Kind kommunizieren sollten, um es zur Mitarbeit zu bewegen. Doch zunächst schauen wir einmal, warum und wie Wut sich hochschaukelt.
Machen Sie es schlimmer, als es ist?
Viele Eltern bringen ihren Ärger unwissentlich und unbeabsichtigt zum Anschwellen. Während die Wut im Innern zu wachsen beginnt, verhindert sie vernünftiges Denken – sie schaltet die rationale Hirnhälfte ab.
Die Gedanken, die einem in
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