Erziehen ohne Frust und Traenen

Vorteile. Zum einen weiß Ihr Kind, was es erwartet und warum Sie so handeln – also wird es nicht überrascht oder überrumpelt sein. Zum anderen zeigen Sie Ihrem Kind mit diesem Plan einen wirksamen Weg, mit seinen eigenen Wutgefühlen umzugehen.
Wut ablassen – aber nicht am Kind!
    Was ist, wenn Sie so wütend sind, dass Sie kurz davorstehen, Ihr Kind zu schlagen, und nicht in der Lage sind, die STOPP!Geste durchzuführen? In diesem Fall leiten Sie Ihre physische Reaktion in lautes Klatschen um. Ja, Sie haben richtig gelesen! Wenn Sie so wütend sind, dass es Sie sprichwörtlich »in den Fingern juckt«, klatschen Sie einfach in die Hände. Laut und fest. Und drücken Sie dabei Ihre Wut verbal aus. Versuchen Sie es mal, am besten sofort. Tun Sie so, als wären Sie wütend, und teilen Sie Ihrem imaginären Kind mit, wie Sie sich fühlen. (»OH! Ich bin gerade so schrecklich wütend!!!«) Sie werden sehen, dass das Klatschen Ihrem Kind eine klare Botschaft vermittelt.
    Der stumme Schrei
    Jane, Mutter zweier kleiner Töchter
    Wir lassen in unserer Familie mit einem stummen Schrei unsere Wut raus. Das ist fast wie ein lauter Schrei, mit weit aufgerissenem Mund, aufgerissenen Augen und verzerrtem Gesicht, geballten Fäusten und einem bis in die letzte Faser angespannten Körper – nur eben lautlos. Ich habe meinen Töchtern gezeigt, wie sie das machen können, wenn sie wütend werden. Nach einem besonders stressigen und frustrierenden Morgen hatmir meine Tochter den stummen Schrei neulich im Verkehrsstau vorgeschlagen. Es war fantastisch. Auch wenn mich die anderen Autofahrer wahrscheinlich für verrückt gehalten haben, hat mich diese Strategie vor einem Wutausbruch bewahrt.
Wann ist Zeit für ein »STOPP!«?
    Diese Technik zum Umgang mit der Wut kann man in allen möglichen Lebenssituationen anwenden. Sie ist sehr wirksam – von kleinen Verärgerungen bis hin zu größeren Konflikten, deren Lösung einen klaren Kopf erfordert. Der Zeitrahmen für diesen Schritt kann irgendwo zwischen wenigen Minuten bis hin zu einem Tag oder mehr liegen, je nachdem, wie wütend Sie sind und wie groß die aktuelle Hürde ist – und wie schnell sie überwunden werden muss.
    Lassen Sie uns noch einmal rekapitulieren: Sobald Sie merken, dass Sie die Kontrolle verlieren, machen Sie die STOPP!Geste, sagen laut »Stopp!« und gebieten Sie Ihrer Wut auf diese Weise Einhalt.
Schritt 2: Nehmen Sie Abstand
    Sobald Sie mit Schritt 1 die Notbremse gezogen haben, müssen Sie sich von Ihrem Kind entfernen. Wenn Sie wütend sind, ist es nicht sachdienlich, inmitten der auslösenden Situation zu verharren – das entfacht nur weitere Wut. Nehmen wir an, das Jammern und Nörgeln Ihres Kindes hat Sie zur Weißglut getrieben. Sie sagen laut »Stopp!«, aber bleiben im Raum, während Ihr Kind weiter nörgelt. Dann wird Ihr Zorn bald wieder auflodern. Deshalb sollten Sie nun etwas Abstand zwischen sich und Ihr Kind bringen.
    Vorgewarnt
    Kim, Mutter zweier Kleinkinder
    Es ist gut, vor dem nächsten Wutanfall mit den Kindern zu sprechen und ihnen zu erklären, was sie erwartet, damit sie nicht überrascht sind, wenn man plötzlich den Raum verlässt. ›Wenn Mama das nächste Mal wieder wütend wird, geht sie vielleicht aus dem Zimmer, um sich zu beruhigen. Was könntet ihr denn in der Zwischenzeit machen? Mama will sich nämlich in aller Ruhe abregen und will euch nicht anschreien.‹
    Dieses »Auf-Abstand-Gehen« kann bedeuten, dass man ein Baby ins Bettchen legt, ein Kleinkind an einen sicheren Ort bringt (notfalls auch vor den Fernseher setzt) oder einem Kind den Rücken kehrt. Wenn sich Ihr Kind nicht freiwillig von Ihnen trennen will, lassen Sie sich davon nicht erneut in Rage bringen – gehen Sie in ein anderes Zimmer und nehmen Sie sich dort eine Auszeit. Wenn Sie den Raum nicht verlassen können, verschränken Sie die Arme vor der Brust, schließen Sie die Augen und stehen Sie ganz still. Oder setzen Sie sich einen Kopfhörer auf und schaffen Sie sich so Ihren Abstand im selben Raum.

    Der Abstand zwischen Ihnen und Ihrem Kind hat in dieser Situation mehrere Funktionen. Zuerst vermittelt er Ihrem Kind Ihre Unzufriedenheit mit seinem Verhalten und gibt ihm zu verstehen, dass Sie zu wütend sind, um einfach im Programm fortzufahren. Weiterhin verhindert der Abstand einen Wutausbruch und ermöglich es Ihnen, sich zu beruhigen und die Situation anschließend adäquat zu lösen. Ein weiterer Vorteil dieser Technik liegt darin, dass gleichzeitig