Erziehen ohne Frust und Traenen
auch Ihr Kind eine wirksame Strategie, mit der Wut umzugehen, erlernt. Sie liefern ihm ein gutes Vorbild dafür, wie man die eigene Wut im Griff behält und weder verletzendes Handeln noch böse Worte benutzt.
Wenn Sie eine gefährliche Situation beenden oder sich prügelnde Kinder voneinander trennen müssen, tun Sie dies, bevor Sie den Raum verlassen, aber tun Sie es ohne Diskussion – Ihre Argumente heben Sie sich für später auf. Denken Sie daran, dass fast jedes Erziehungsthema warten kann. Ein sofortiges Eingreifen ist meist nicht nötig. Und keine Sorge – es wird sich nicht in Luft aufgelöst haben, wenn Sie es später angehen. (Das meine ich natürlich im Scherz!)
Es ist von großer Bedeutung, dass Sie an diesem Punkt nicht die Situation lösen wollen, die Sie so wütend gemacht hat. Mit Wut im Bauch löst man keine Probleme – die Situation wird nur eskalieren oder es werden neue Herausforderungen auftauchen, die zu lösen sind. Deshalb werden Sie sich einige Schritte von Ihrem Kind entfernen, so dass Sie sich beruhigen und sammeln können – und auch Ihr Kind wird sich etwas abregen. Probieren Sie es bei der nächsten Gelegenheit gleich aus – Sie werden sehen: Es funktioniert!
Schritt 2 – Alternative: Umarmen
Wenn Sie mit der STOPP!-Geste Ihrem Kontrollverlust Einhalt geboten haben, müssen Sie nicht unbedingt auf Abstand gehen. Sie können auch Ihr Kind ganz fest und lieb umarmen. Ohne Worte. Nur umarmen. Und bei dieser Umarmung wird Ihre Rest-Wut verpuffen.
Atmen Sie tief ein und wiederholen Sie ein beruhigendes Mantra wie: »Sie ist doch noch so klein.« Oder: »Ich habe die Situation im Griff.« Oder: »Auch das geht vorbei.« Nehmen Sie sich eine Minute Zeit, um Ihr Kind zu betrachten und all die Liebe zu entdecken, die sich in ihm verbirgt. Denken Sie daran, dass Ihr Kind nicht ewig klein sein wird und stetig körperlich und geistig wächst und dass Sie sich irgendwann – glauben Sie mir – wehmütig an diese Zeit erinnern werden.
Die Umarmung bedeutet nicht, dass Sie das Verhalten Ihres Kindes akzeptiert haben – diesen Punkt müssen Sie beide noch ausfechten. Doch diese Umarmung gibt Ihrem Kind zu verstehen, dass Sie es lieben und dass Sie gemeinsam alle Schwierigkeiten lösen werden. Betrachten Sie die Sache einmal von einer anderen Warte. Stellen Sie sich vor, Sie haben das Familienkonto überzogen und versäumt, es auszugleichen. Ihr Mann möchte ein Geschäftsessen mit Karte bezahlen, aber diese wird nicht akzeptiert. Ohne Geld in der Tasche muss Ihr Mann seinen Geschäftspartner bitten, die Rechnung zu begleichen. Wieder zu Hause angekommen, konfrontiert Ihr Mann Sie mit der Situation und wird dabei sehr wütend. Sie fühlen sich unendlich schlecht. Und plötzlich kommt Ihr Mann auf Sie zu und umarmt Sie. Sie wissen genau, dassdie Sache damit nicht erledigt ist, aber Sie spüren, dass Sie trotz des Fehlers, den Sie gemacht haben, geliebt werden.
Diese Umarmung können Sie an jedem Punkt unseres Plans einbauen, wenn Sie das Gefühl haben, Herr der Situation zu sein, und wenn Sie Verlangen danach haben, Ihr Kind zu spüren. Das bedeutet nicht, dass Sie das schlechte Benehmen schon verziehen haben – es bedeutet nicht mehr und nicht weniger, als dass Sie Ihr Kind lieben.
Umarmen ist so viel schöner, als böse zu sein
Heidi, Mutter zweier Kleinkinder
Ich habe die Umarmungs-Variante gestern ausprobiert. Derryn, meine kleine Tochter, hat gerade ihre Mandeln entfernt bekommen und war sehr schlecht drauf. Wade, mein Sohn, war eifersüchtig auf die Zuwendung, die sie bekam, also bockte er. Aber anstatt mit ihm zu schimpfen wie gewöhnlich, setzte ich ihn auf meinen Schoß und umarmte ihn ganz fest. Ich fragte ihn, wie er sich denn fühle mit einer kranken Schwester, um die sich alle kümmern. Ich erwähnte auch, dass er sich sicher ein bisschen vernachlässigt und allein fühle, weil seine Schwester gerade nicht mit ihm spielen kann. Er sah mich an und nickte traurig. Ich umarmte ihn nochmals und dann stieg er von meinem Schoß und ging ganz zufrieden ins Spielzimmer. Es war so viel einfacher und schöner, eine Verbindung zwischen uns herzustellen auf einer Ebene, die er versteht, als einfach böse auf ihn zu sein. Diese Methode hat bei uns tatsächlich funktioniert und ich habe mir vorgenommen, sie viel öfter einzusetzen.
Schritt 3: Beruhigen Sie sich
Ist der Wutfluss erst einmal gestoppt und haben Sie etwas Abstand zu Ihrem Kind bekommen, nehmen Sie sich die Zeit, die Sie
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