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Es begann im Birkenhain (Heimatroman) (German Edition)

Es begann im Birkenhain (Heimatroman) (German Edition)

Titel: Es begann im Birkenhain (Heimatroman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Steingruber
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keinen Grund, ihm irgendwie böse zu sein. Manchmal kam er ihr vor wie ein großer Schulbub.
    »Was meinst, Barbara?« fragte er an einem Abend, »tätest nit einmal mit mir nach Reitzenstein hinüberfahren. Dort ist Feuerwehrfest, und wir können ein wengl miteinander tanzen.«
    Als Christian den Namen des Nachbarortes erwähnte, war Barbara plötzlich bleicher geworden. Verlegen polierte sie an den Gläsern herum.
    »Sag einmal«, meinte Christian mit gerunzelter Stirn, »dieses Glas hast du doch nun schon dreimal poliert.«
    »Es - es war eben noch nit richtig blank!«, stieß sie hervor.
    »Also, was ist nun mit Reitzenstein?«, wollte er von ihr wissen.
    »Ich - ich hab doch viel zu wenig Zeit«, wehrte sie ab. »Außerdem kann ich nit richtig tanzen, und dann macht es mir überhaupt gar keinen Spaß.«
    »Du bist zusammengezuckt, als ich Reitzenstein erwähnt habe«, bemerkte Christian nun. Er beobachtete sie sehr aufmerksam.
    »Zusammengezuckt?«
    »Ja, zusammengezuckt und blass geworden«, sagte er. »Hast du eigentlich den Jaus-Martin einmal getroffen, denn der ist doch jetzt in Reitzenstein, oder nit?«
    »Nix Genaues weiß ich nit!«, stieß Barbara eckig hervor. Sie war eine sehr schlechte Lügnerin. Ihr Gesicht wurde nun dunkelrot. Kaum verstand sie es, ihre Verlegenheit vor ihm zu verbergen.
    »Barbara, hast du ihn getroffen?«, fragte Christian nun. Aus seiner Stimme konnte man eine merkwürdige Furcht vernehmen.
    »Ja«, presste Barbara Löwinger schließlich heraus, »ich hab ihn getroffen. Ist es eine Schande oder ein Verbrechen, mit ihm zu reden? Es hat nix getan, was man ihm vorwerfen könnte, und du weißt das am allerbesten, Christian. Du bist doch derjenige gewesen, der seinerzeit diese schreckliche Lüge in die Welt gesetzt hat. Warum nur hast du das getan, warum?«
    Ihre Stimme hatte sich gesteigert und war schließlich zu einem Brüllen angewachsen, denn in ihr war eine maßlose Empörung, weil sie nicht begreifen konnte, dass man dem Martin noch alleweil so übel mitspielen wollte.
    »Jetzt hab dich einmal nit so«, sagte Christian, »man könnte ja grad meinen, du hättest mit dem Jaus-Martin etwas.«
    Wie unter einem Peitschenhieb zuckte Barbara Löwinger zusammen. Plötzlich straffte sich ihre Gestalt. Stolz keimte in ihr hoch und überflutete sie wie eine unaufhaltsame Woge.
    »Und wenn schon«, schleuderte sie ihm schließlich ins Gesicht, »dann wäre es ja wohl meine Sache und nit deine.«
    Christian Lieb einer starrte Barbara fassungslos an.
    »Aber - aber das könntest du doch deinen Eltern niemals antun!«, stieß er hervor. »Dass ganze Dorf weiß doch ...«
    »Das ganze Dorf weiß nit, dass du seinerzeit gelogen hast, bloß um deinen Wanst zu retten. Angst hast du gehabt vor ein bissel Prügel, und dafür das Leben eines jungen Menschen kaputt getrampelt. Ja, heut seh ich es klar.«
    »Komm, geh weiter«, sagte Christian gedämpft. »Du hast seinerzeit auch mitgespielt und gesagt, dass es so gewesen ist, wie ich's erzählt hab. Wir wollten uns doch darüber nit streiten. Von mir aus kannst du ja machen, was du willst, aber du solltest doch an deine Eltern und an unsere Tradition denken.«
    »Ach, sollte ich das wirklich?«, fragte sie. Sie wundert sich über ihre eigene Stimme, die plötzlich ganz kalt klang. »Du meinst, ich sollte wohl mehr an dich denken«, fuhr sie fort.
    »Ich versteh dich nit«, stammelte er.
    »Wirklich nit?«, fragte sie zurück. »Glaubst du nit, dass es ein Madl nit fühlt, wenn ein Bursch hinter einem her ist? Du bist doch hinter mir her, oder nit? Du willst doch was von mir. Sag es doch und halt nit zurück, dann könnten wir klare Fronten haben, Christian.«
    Er schwieg.
    »Bring mir einen Wein, und stell ihn mir an den Stammtisch«, bat er schließlich. Sie wusste, dass dies ein reines Ausweichen war. Aber sie gehorchte ihm. Als sie den Wein einschenkte, bemerkte sie selbst, dass ihre Hände ein wenig zitterten. Sie versuchte, dieser Situation Herr zu werden, was ihr schließlich gelang.
    Dann brachte sie ihm den Wein und stellte ihn vor ihm auf den Tisch.
    »Zum Wohl Christian«, sagte sie mit förmlich klingender Stimme.
    Da nahm er plötzlich ihre Hand und zog Barbara zu sich herüber. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als sich neben ihn auf den Stuhl zu setzen.
    »Was willst du?«, fragte sie erbost, wobei ihre Augen zu blitzen begannen.
    Er sah sie an, und sie entdeckte in seinem Blick etwas, das ihr bisher noch nicht aufgefallen war. Es war

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