Es begann im Grand Hotel
musste auch an die anderen denken.
„Wir haben uns ja wenigstens das Dinner erspart.“ Sie unterdrückte ein Schaudern, während sie sich die feindselige Atmosphäre vorstellte, in der sie hätten essen müssen. „Ich muss zumindest beim Dessert da sein, weil ich es Brittany versprochen habe. Außerdem kann ich mich nicht ewig vor meiner Familie verstecken.“
„Du bist nicht mehr allein, vergiss das nicht.“
Ihr Lächeln wirkte eher traurig als erfreut. „Ein Segen und gleichzeitig ein Fluch.“
Gespielt beleidigt zog er die Augenbrauen hoch. „Danke.“
Sofort bereute Brooke ihre Worte. „Entschuldige, so habe ich es nicht gemeint.“
Wieder strich er ihr mit dem Finger über die Wange. „Bei mir brauchst du nicht den Friedensstifter zu spielen. Ich bin ein großer Junge und kann einiges vertragen. Mir ist auch klar, dass es schwer wird, deine Familie auf unsere Seite zu ziehen. Aber ich bin hartnäckig und entschlossen.“
Seine Worte und der wirklich unnachgiebige Ausdruck seiner Augen weckten in Brooke die widersprüchlichsten Gefühle – Erleichterung, Sorge und noch etwas, das sie nicht benennen konnte. „Es ist meine Familie. Ich werde schon mit ihnen fertig. Konzentrieren wir uns nur darauf, es kurz und schmerzlos hinter uns zu bringen.“
„Wie du schon sagst, ist es deine Familie. Ich überlasse dir alle Entscheidungen.“
Solange sie nicht von ihm verlangte, dass er seine Heiratspläne vergaß. So viel war Brooke klar. Denn dann drängte er jedes Mal darauf, mehr Zeit mit ihr zu verbringen. Brooke wollte die Stunden mit ihm natürlich auch dazu nutzen, ihn besser kennenzulernen. Sie wollte mehr über ihn erfahren, aber er verbarg sein wahres Ich immer noch hinter seinem beachtlichen Charme und einem verführerischen Lächeln.
Hinter der Tür ertönten plötzlich laute Stimmen. Wahrscheinlich regte Bonita sich gerade über irgendetwas auf. Nicht dass es schwierig war, sie in Rage zu versetzen.
Seufzend stützte Brooke sich mit einer Hand an der Wand ab. Das hätte sie absehen können. Waren die Ausbrüche ihrer Mutter inzwischen schlimmer geworden? Trank sie mehr? Oder war Brooke wegen der Schwangerschaft reizbarer geworden?
Sanft berührte Jordan ihren Ellbogen. „Vergiss es. Du musst dir das nicht antun.“
Sekundenlang spielte sie noch mit dem Gedanken, seinen Vorschlag anzunehmen, da wurde die Tür aufgerissen und Brittany stand vor ihnen. Erleichtert nahm sie Brookes Hand. Offenbar waren die Garrison-Geschwister alle mit den Nerven am Ende.
„Siehst du, Mutter?“ Brittany zog ihre Schwester über die Schwelle ins Haus. „Brooke ist doch noch gekommen.“
Ihre Mutter stand leicht schwankend unter dem Bogen zwischen Wohnzimmer und Foyer. In der Hand hielt sie ein Glas, die Flüssigkeit darin sah aus wie Eistee. Normalerweise trank Bonita zum Essen nie etwas so Harmloses.
Ihr sonst so tadellos frisiertes schwarzes Haar hing ihr wirr ins Gesicht. Brooke entdeckte einige graue Strähnen, die ihr vorher nicht aufgefallen waren. Lisette bemühte sich seit Jahren aufopferungsvoll darum, dass es Bonita gut ging. Aber inzwischen war wohl auch sie machtlos. Seit John Garrison gestorben war, betrank sich Bonita häufig.
„Meine liebe Tochter. Besser spät als nie. Wo wart ihr denn, du und dein … Wie sollen wir ihn überhaupt nennen, hm? Ihr seid nicht verlobt, und ‚Freund‘ klingt irgendwie nicht richtig.“ Sie kam stolpernd näher und stützte sich auf Brittany, ohne das Glas fallen zu lassen. „Heißt es neuerdings nicht ‚Vater des Kindes‘? Oder habe ich das falsch verstanden, Brooke?“
Jordan legte den Arm um Brookes Taille. „Mrs. Garrison, Brooke und ich sind die Eltern Ihres Enkelkindes.“
„Das weiß ich doch.“ Sie machte eine weit ausholende Handbewegung und verschüttete dabei die Hälfte ihres Drinks. „Ganz South Beach weiß das, dank der fürchterlichen Presse, die es als eine Art Heldentat hinstellt, wenn jemand ein uneheliches Kind in die Welt setzt.“
Sie ist absolut in Hochform, dachte Brooke. Sogar Jordan zuckte bei der letzten Bemerkung zusammen.
Einer nach dem anderen kamen jetzt die übrigen Geschwister ins Foyer, eher zögernd und widerwillig – bis auf Parker. „Mutter, ich glaube, es wird für uns Zeit …“
Bonita reichte ihrem Sohn ihr Glas. „Schön. Hier, nimm das. Ist schon lauwarm.“ Mit unsicheren Schritten ging sie zur Treppe.
Erleichtert schloss Brooke die Augen und atmete tief durch. Sie war sicher, dass es ihren
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