Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Es begann in einer Winternacht

Es begann in einer Winternacht

Titel: Es begann in einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
Vom Netzwerk:
waren ihm öffentliche Bewunderung und Sympathie sicher, besonders nach einem Artikel in der Times, der ihn in einem geradezu heldenhaften Licht gezeigt hatte. Das und die Gerüchte, dass er seine Freundschaft mit dem mächtigen Lord Westcliff erneuert hatte, waren alles, was nötig gewesen war, um Sebastian sofortige und weitreichende Popularität zu bescheren. Stapel von Einladungen kamen täglich im Club an, die die Anwesenheit von Lord und Lady St. Vincent auf Bällen, Soireen und anderen gesellschaftlichen Ereignissen erbaten. Da sie sich noch in Trauer befanden, lehnten sie alles ab.
    Es kamen auch Briefe, stark parfümiert und von weiblicher Hand. Evie hatte nicht gewagt, auch nur einen von ihnen zu öffnen, und sie hatte nicht nach den Absenderinnen gefragt. Die Briefe hatten sich zu einem Stapel im Büro angesammelt, alle noch versiegelt und unberührt, bis Evie sich schließlich früher an diesem Morgen nicht mehr zurückhalten konnte. „Du hast eine große Menge an ungelesener Korrespondenz“, hatte sie zu ihm gesagt, als sie in seinen Räumen zusammen gefrühstückt hatten. „Sie nimmt die Hälfte des Büros ein. Was soll mit all diesen Briefen geschehen?“ Ein spitzbübisches Lächeln trat auf ihre Lippen, als sie hinzufügte: „Soll ich sie dir vorlesen, während du dich ausruhst?“
    Er kniff die Augen zusammen. „Schmeiß sie weg. Oder noch besser, schick sie ungeöffnet zurück.“
    Seine Antwort hatte einen zufriedenen Schauer durch ihren Körper gesandt, den sie aber zu verbergen suchte. „Ich habe nichts dagegen, dass du mit anderen Frauen korrespondierst“, sagte sie. „Die meisten Männer tun das, und es ist wirklich nichts Ungehöriges dabei …“
    „Ich tue es nicht.“ Sebastian hatte ihr mit einem langen, sehr bedeutungsvollen Blick in die Augen gesehen, als wolle er sicherstellen, dass sie ihn auch ganz genau verstand. „Jetzt nicht mehr.“
    Nun stand sie neben Westcliff und betrachtete ihren Ehemann mit besitzergreifendem Vergnügen. Durch das Fieber hatte Sebastian viel Gewicht verloren, selbst wenn sein Appetit unterdessen wieder vollkommen hergestellt war, und seine elegante Abendgarderobe saß ein wenig zu locker. Aber seine Schultern waren breit und seine Hautfarbe gesund, und seine jetzt etwas kantigeren Züge ließen ihn nur noch attraktiver erscheinen. Auch wenn er sich immer noch mit offensichtlicher Vorsicht bewegte, besaß er dennoch die Grazie eines Raubtiers, die Frauen bewunderten und Männer vergeblich zu imitieren versuchten. Evie konnte den Blick nicht von ihm lösen.
    „Danke, dass Sie ihn gerettet haben“, hörte sie sich selbst zu Westcliff sagen.
    Der Earl warf ihr einen Blick von der Seite zu. „Sie haben ihn gerettet, Evie, in der Nacht, als Sie anboten, ihn zu heiraten. Was, denke ich, nur beweist, dass Momente des Wahnsinns gelegentlich doch positive Resultate haben können. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich jetzt gerne hinuntergehen und St. Vincent über die letzten Entwicklungen bei der Suche nach Bullard informieren.“
    „Ist er gefunden worden?“
    „Noch nicht. Aber bald. Nachdem ich das Namensschild auf Bullards Pistole gereinigt hatte, konnte man den eingravierten Namen immer noch nicht erkennen. Also habe ich die Waffe zu Manton & Son gebracht und sie gebeten, mir die Information über den ursprünglichen Besitzer zu geben. Es stellte sich heraus, dass die Pistole zehn Jahre alt ist, was eine lange Suche durch viele Kästen mit alten Unterlagen erforderlich machte. Heute haben sie mir mit Sicherheit gesagt, dass die Pistole für Lord Beiworth angefertigt wurde. Glücklicherweise kommt er ausgerechnet heute Abend nach London zurück, wegen irgendwelcher Parlamentsgeschichten. Ich habe vor, ihn morgen früh aufzusuchen und zu der Sache zu befragen. Wenn wir herausfinden können, wie Mr. Bullard an Beiworths Pistole kam, hilft es uns vielleicht, ihn zu finden.“
    Evie runzelte besorgt die Stirn. „Es scheint unmöglich, einen Mann zu finden, der sich in einer Stadt mit mehr als einer Million Einwohnern versteckt.“
    „Fast zwei Millionen“, sagte Westcliff. „Aber ich bin mir sicher, dass er gefunden werden wird. Schließlich haben wir die Möglichkeiten und sind außerdem fest entschlossen, nicht aufzugeben.“
    Trotz ihrer Sorge konnte Evie ein Lächeln nicht unterdrücken, als sie bemerkte, wie sehr er sich wie Lillian anhörte, die nie eine Niederlage akzeptiert hatte. Sie sah, dass Westcliffs Augenbrauen beim Anblick

Weitere Kostenlose Bücher