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Es bleibt natürlich unter uns

Es bleibt natürlich unter uns

Titel: Es bleibt natürlich unter uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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getragen zusammengestellt hatte. Ein kleines Büchlein von sechzig Druckseiten, auf ziemlich holzigem Papier, und leider weder für Verlag noch für den Verfasser ein Geschäft, denn von den zweitausend Exemplaren der ersten Auflage saß Herr Lobmüller heute noch, drei Jahre nach dem Erscheinen, auf mehr als zwei Dritteln, obwohl die Broschüre fast in jeder Nummer des „Aldenberger Anzeiger’ dem Publikum warm empfohlen wurde.
    Der Gastraum hatte sich inzwischen gefüllt. Fast alle Tische waren besetzt. Außer einer weizenblonden Dame mit blitzenden Goldzähnen, die in den Lebensmittelgeschäften Aldenbergs zur Zeit für eine Suppenwürfelfirma Reklame machte und an Ort und Stelle Kostproben verteilte, waren es lauter Männer, die an den weißen und blau-weiß gewürfelt gedeckten Tischen Platz genommen hatten. Reisende mit müden Gesichtem, die vor dem Essen noch einen raschen Blick in ihre Auftragsbücher warfen, Zahlen addierten, sorgenvoll den Mund verzogen und die Zigarette sorgfaltig ausdrückten und auf dem Rand des Aschenbechers deponierten, wenn die Suppe kam. Man war müde vom Geschäft, man hatte sich tagsüber den Mund fusselig geredet, und man war rechtschaffen hungrig. Vielleicht, daß man später neuen Auftrieb bekam, ein Spielchen machte, ein paar Runden ausknobelte und sich die Gurgel ölte. Andere Vergnügungen fielen in Aldenberg aus.
    Der Pflanz hatte das Metzgergewand inzwischen abgelegt, hatte sich die Finger gebürstet und stand im blütenweißen Hemd und schwarzen Trachtenjanker mit grüner Paspelierung hinter der Theke und ließ das Bier in die Gläser schäumen. Aus einem Hektoliter hundertzwanzig Maßkrüge zu füllen hatte er als Schankbursch gelernt. Der Hausl im grünen Schaber machte sich am Spülkasten nützlich.
    Lothar Lockner hob plötzlich das Gesicht. Mit dem Bierkrug in der Hand und in einem Dirndlgewand, in dem er sie fast nicht wiedererkannt hätte, war Fräulein Klapfenberg an die Theke getreten, um sich den Krug vom Lammwirt füllen zu lassen. — Auch das war Aldenberg, daß die einzige Tochter eines gutsituierten Mannes rasch einmal über die Straße lief, um dem alten Herrn den Abendtrunk zu holen. Wirklich reizend, wie ihr das Dirndl zu Gesicht und Figur stand! Nachtblauer Taft, der im Licht changierte, eine kokette Schürze, und der Ausschnitt, in den der Lammwirt ziemlich unverschämt hineinblinzelte, mit dunklen Samtrüschen eingefaßt. Ein Staatsdirndl, sicherlich aus Ischl oder Gmunden über die Grenze gebracht.
    Er zögerte sekundenlang, aber dann überwand er mit einem Ruck seine Hemmungen und marschierte quer durchs Lokal auf die Theke zu, in deren blitzendem Nickel sich der Lammwirt und die junge Dame aus einer komischen Perspektive spiegelten, — zwei schwarze und zwei rosige Nasenlöcher. Sie blickte erst auf, als er ihren Namen aussprach, und sie schien sich besinnen zu müssen, wer er sei und weshalb er sich das Recht herausnahm, sie anzusprechen.
    „Was für ein Zufall... Ich hätte nicht gedacht, Sie so bald wiederzusehen, Fräulein Klapfenberg...“
    „Kein besonderer Zufall“, meinte sie kühl, „das ,Lamm’ führt das Bier von der ,Schloßbrauerei’, das mein Vater am liebsten trinkt. So trifft man sich eben.“
    „Immerhin, Aldenberg hat viele Lokale..
    „Siebenunddreißig…“
    „Aber nur ein ,Lamm’!“ warf der Pflanz ein.
    Jo Klapfenberg legte eine Mark und sechsundfünfzig Pfennige ab gezählt auf die Theke und nahm dem Pflanz den Krug ab.
    „Servus...“, sagte sie und nickte Lothar Lockner flüchtig zu.
    „Auf Wiedersehn...“, murmelte er ein wenig abgekühlt und betroffen. Oder hatte er sich eingebildet, sie würde an seinen Tisch kommen und die Unterhaltung dort fortsetzen, wo sie vor ein paar Stunden unterbrochen worden war? — Er ließ die halb erhobene Hand langsam sinken und hoffte, kein Mensch würde merken, daß er einen etwas freundlicheren Abschied erwartet hatte. Der Lammwirt kam nach einer kleinen Weile an seinen Tisch.
    „Da schau her! — Sie kennen das Klapfenberg Hannerl…“
    „Flüchtig — flüchtig...“murmelte er.
    „Ein sauberes Madl“, meinte der Pflanz und leckte sich die Lippen mit einer auffallend roten Zungenspitze ab. „Tutterln wie Sechserböck... Ja mei’, zwanzig Jahre jünger müßte man sein!“ Er seufzte laut auf und begann, Lothar Lockner mit seinen Sprüchen ein wenig auf die Nerven zu gehen. Aber der Seufzer galt nicht den zwanzig Jahren, die er zu früh geboren war.
    „Ewig schad

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