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Es bleibt natürlich unter uns

Es bleibt natürlich unter uns

Titel: Es bleibt natürlich unter uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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Nachrichten bestanden hauptsächlich aus Mitteilungen aus dem Vereinsleben, aus den Nachrufen für verdiente Abonnenten, und aus den interessanten Mitteilungen, daß sich in Heiligblut die Kuh des Bauern Hartlmeier ein Bein gebrochen hatte und notgeschlachtet werden mußte, oder daß dem Knecht vom Gschlößlbauer beim Gsodschneiden der kleine Finger in die Messer gekommen war. Dem Verletzten wünschte die Zeitung baldige Genesung, wie sie es auch tat, wenn der Lehrer Huber aus Steingassing am Blinddarm operiert worden war oder wenn der jüngste Bub vom Schmied Gotzler sich beim Äpfelstehlen ein Bein gebrochen hatte. —
    „Eine Frage, Herr Lobmüller, — wo muß man sich hier überall vorstellen?“
    Der Alte qualmte Lockners Redaktionsbüro seit einer halben Stunde aus einer halblangen Pfeife voll, deren buntbemalter Porzellankopf ein halbes Päckchen Krülltabak faßte. Das Gemälde auf dem Pfeifenkopf stellte einen frischen, rotwangigen Wildschützen dar, der in romantischer Gebirgslandschaft das Feuer gegen einen Gamsbock aus dem Rohr fahren ließ. Vielleicht war es ein Bildnis von Herrn Alois Lobmüller in seinen jungen Jahren, denn sein Trachtengewand ähnelte dem Anzug des schneidigen Jägers bis auf ein paar Kleinigkeiten haargenau. Es war dieselbe schwarze Bundhose aus Elchleder, derselbe graue Janker mit grünen Aufschlägen und Eichenlaubverzierungen, es waren die gleichen schweren Haferlschuhe und der gleiche breite, kostbar bestickte Ledergürtel, der die Hose hielt. Nur daß der Wildschütz schlank wie eine Tanne war, während der Gürtel bei Herrn Lobmüller einen mächtigen Bauch umspannte, daß der Wildschütz keinen Zwicker trug und daß der Kropf bei ihm noch nicht die Kragenweite zweiundsechzig erforderlich machte.
    „Hm, vorstellen…“, murmelte der Chef. „Sie können ja der Polizei mal einen Besuch machen, Herr Lockner. — Und nehmen Sie auf Redaktionskosten eine Flasche Kirsch und ‘ne halbe Kiste Zigarren mit — von der billigsten Sorte natürlich. Mit den Brüdern muß man sich gut stellen. — Nächstens ist Stadtratssitzung. Da gehen wir mal zusammen hin. Und hinterher ins ,Lamm’ oder in die ,Post’. Vertragen Sie was?“
    „Nicht allzuviel, fürchte ich...“
    „Das müssen Sie lernen, mein Lieber, wenn Sie den Brüdern die Würmer aus der Nase ziehen wollen.“
    „Ich dachte, die Würmer vertragen keine Druckerschwärze...“
    Der Chef trieb sich den ewig rutschenden Kneifer mit einem kurzen Schlag höher auf die Nase hinauf. Er verzog das Gesicht, als hätte er zuviel Magensäure: „Wir stehen über den Parteien, Lockner! Denken Sie immer daran! — Wir berichten nackte Tatsachen. Aber man muß Bescheid über das wissen, was hinter den Kulissen gespielt wird!“ — Er kniff ein Auge zu und sah plötzlich gar nicht mehr so gemütlich und auch gar nicht mehr so brav und bieder aus, wie ihn Tracht, Kropf, Kneifer und Bauch erscheinen ließen.
    „Und ab und zu muß man es ihnen auch zeigen, daß man Bescheid weiß. Natürlich nicht mit dem Holzhammer! Sondern gewissermaßen homöopathisch...“ — Das Wort nahm in seinem Mund eine sonderbare Färbung an, es war, als empfinge die Akropolis den Besuch einer Oberlandlerkapelle.
    Lothar Lockner begann ein wenig nervös zu werden. Auf seinem Schreibtisch türmten sich die Fahnen, das gelbe Papier trocknete und krümmte sich, außerdem hatte er noch einen kurzen Bericht über eine Versammlung des Brieftaubenzüchter-Vereins zu schreiben, die er gestern im Vereinszimmer vom „Eisernen Kreuz’ besucht hätte. Über zwei Wochen lang war er nun schon im Dienst, und er hatte in dieser Zeit an einem guten Dutzend ähnlicher Sitzungen teilgenommen. Man pflegte in Aldenberg ein reges Vereinsleben, aber man begegnete zumeist den gleichen Gesichtern. Auch die Vorstände schienen zumeist die gleichen zu sein, ob es sich dabei um Vereine zur Veredelung von Tauben, Gartenerzeugnissen, Orpingtonhähnen oder Rauhhaardackeln handelte. — Sehr befriedigend waren diese Wochen nicht gewesen. —
    Das Telefon läutete. Lockner griff nach dem Hörer. Er nannte seinen Namen, lauschte und bekam wache Augen.
    „Wo, wo?“ fragte er erregt, „in den Achenwiesen unterhalb der Stadt... natürlich, ich komme sofort!“
    „Was ist los?“ fragte der Chef.
    Lothar Lockner deckte die Muschel mit der Hand ab: „Die Polizei ist am Apparat. Man hat einen Toten in den Achenauen gefunden. Offenbar Mord...“
    „Machens Mäus’!“ stieß Lobmüller

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