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Es bleibt natürlich unter uns

Es bleibt natürlich unter uns

Titel: Es bleibt natürlich unter uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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um das Madl...!“
    Lothar Lockner wurde plötzlich sehr aufmerksam.
    „Ich versteh nicht recht, wie Sie das meinen...“
    Der Pflanz zupfte sich ein Haar aus der Nase und machte ein Gesicht, als würde er im nächsten Moment niesen: „Weil der Kerl, an den sie sich gehängt hat, nix ist und nix hat und überhaupt meinem Gefühl nach ein Schlawiner ist.“
    „Wie Sie Bescheid wissen!“ murmelte Lothar Lockner.
    „Kunststück, in so einem Kaff...“ sagte der Pflanz achselzuckend, „wo die Spatzen jeden Dreck von den Dächern pfeifen.“
    „Und was pfeifen die Spatzen in diesem Fall?“
    „No ja, er ist halt Vertreter, Textilbranche, und hat mit dem Klapfenberg Sepp — dem Vater vom Hannerl — ein paar Geschäfte gemacht, und hat dabei das Töchterl kennengelernt, und hat sich wahrscheinlich gesagt, daß das genau die Gans mit den goldenen Federn ist, auf die er schon lange gelauert hat.“
    „Hm...“, murmelte Lothar Lockner, „die Liebe...!“
    „Liebe...!“ Der Pflanz lachte durch die Nase, „der Kerl geht nicht auf Liebe, sondern auf Charakter aus!“ Er rieb den Daumen gegen den Zeigefinger. „Und Charakter hat das Madl! Mindestens für fünfzigtausend... Jedenfalls, mein Dirndl wenn das wäre, dann haute ich erst dem Kerl das Hirnkastl ein, und hinterher, wenn sie von dem Burschen mit seinem verpatzten Belli noch nicht lassen tät, ihr auch! Jawoll!“
    „Und was macht Herr Klapfenberg?“
    „O mei’, der Klapfenberg Sepp, — was wird der schon machen? Der rutscht in Altötting um die Kapelln herum und jammert dem Bruder Konrad von Parzham was vor. Und ab und zu macht er daheim einen Wirbel, und dann kriegt er seinen Herzanfall, und dann muß der Doktor Roider kommen und ihm a Spritzen verpassen...“ Er schloß etwas unvermittelt, griff nach dem Büchlein, das noch auf dem Tisch lag und hielt es weit von sich, als wären die Augen noch gut, aber der Arm nicht mehr lang genug.
    „Da schau her! Aldenberg! Von Herrn Eugen Vollmalz... Auch so ein Gelehrter... aber mehr leer am Beutel. Das wär ein Beruf für mich! Hab die Ehre! Kein Bier trinkt er nicht. Wegen seinen Nieren. Sondern allweil Tee. Tee! Wovor es mich graust, wenn ich das braune Geschlamps nur seh. No ja, es muß halt auch solche Leut geben. Aber warum eigentlich? Warum?“ — Eine schwierige Frage, aber wahrscheinlich hatte der Pflanz sie nicht gestellt, um von seinem Gast eine Antwort zu erhalten. Er legte das Büchl weg. — „Aldenberg... Eins sag ich Ihnen, verehrter Herr: unser Aldenberg hat schon allerhand gesehen, aber sowas, was es im Mai sehen wird, hat es noch nicht erlebt! Da werden die Leut spitzen! Da ist die Krönung in England mit Verlaub ein feuchter Kehricht dagegen, wenn meine Elisabeth mit ihrem Franzi zur Trauung fahren wird. Sechsspännig, mit schneeweißen Schimmeln, in einer Glaskutsche...“ Er brach plötzlich ab, denn ein Gast war an den Stammtisch getreten und rutschte auf der Bank zu Lothar Lockner herauf...
    „Ah, der Herr Pfnür! Der Pfnür Michl... Sozusagen ein Kollege von Ihnen, Herr Lockner... Von den ,Aldenberger Neuesten Nachrichten’...“
    Lothar Lockner war für einen Moment verblüfft. Er hatte keine Ahnung davon gehabt, daß der „Aldenberger Anzeiger’ hier eine Konkurrenz hatte.
    „No, Sie werden sich ja auch mal die Haare schneiden lassen müssen... Da sind Sie beim Pfnür an der richtigen Adresse und kriegen das Neueste, was in Aldenberg passiert ist, noch gratis und franko mit. Gute Unterhaltung, die Herren...“
    Der Friseur Pfnür, ein kleiner blasser Mann mit einer unwahrscheinlich langen Nase und ständig entzündeten Augen warf dem Pflanz einen giftigen Blick nach.
    „Dem Pflanz seine Elisabeth...“, knurrte er, „wird höchste Zeit sein, daß sie im Mai heiratet, wenn es noch ein Siebenmonatskind werden soll. Jaja, der Fasching! Sie haben ihn in Aldenberg nicht mitgemacht, Herr... wie war doch gleich der werte Name?“
    „Lockner... Redakteur beim ,Anzeiger’...“
    „Es bleibt natürlich unter uns, Herr Lockner...!“
    „Selbstverständlich!“

Der „Aldenberger Anzeiger’ war kein allzu lukratives Geschäft, trotz der verhältnismäßig hohen Auflage. Die Politik und den Unterhaltungsteil bezog die Zeitung vom Materndienst eines Ringes, dem etwa zwei Dutzend kleiner und mittlerer Heimatblätter angeschlossen waren. Die Nachrichten aus der Umgebung lieferten meist Schullehrer, die für ihre Reporterdienste ein Zeilenhonorar von acht Pfennigen bezogen. Diese

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