Es bleibt natürlich unter uns
Repertoire ist unerschöpflich...“
„Ich muß mich noch umziehen...“
„Derweil rauche ich eine Zigarette“, sagte er unerschütterlich, und sie ergab sich mit einem Seufzer in das Unvermeidliche. Er sah ihr an, daß sie ihn am liebsten gebeten hätte, wieder aus einer anderen Abteiltür auszusteigen, aber für diesen Wunsch war ihre Bekanntschaft nun wohl doch schon ein wenig zu weit vorgeschritten.
„Ich bringe Sie dann bis zur Brücke“, sagte er, um es ihr leichter zu machen.
„Ich bin mündig und über meine Begleiter niemandem Rechenschaft schuldig!“ gab sie zurück; sie schien noch etwas hinzufügen zu wollen, drehte sich aber, ohne es ausgesprochen zu haben, um und verschwand in den kleinen Umkleidekabinen am Rande des Spielfeldes. Lothar Lockner zog eine Zigarette mit den Lippen aus der Packung und sog die Flamme nachdenklich an. Hm, daß es ihr plötzlich so gleichgültig war, in Herrenbegleitung gesehen zu werden...?
Sie kam nach wenigen Minuten zurück; sie trug einen hellgrauen Wickelrock und hatte eine blaue Clubjacke über die Schultern gehängt. Er nahm ihr das Netz ab, aber der Heimweg verlief unter Schweigen.
„Haben Sie nicht gesagt, daß Ihr Unterhaltungsrepertoire unerschöpflich ist?“ fragte sie, als sie schon fast bis zur Achenbrücke gekommen waren.
„Gewiß“, sagte er, „aber das war vor Ihrer überraschenden Erklärung, daß Sie mündig seien und niemandem über Ihren Umgang Rechenschaft abzulegen hätten... Ich werde nämlich das unangenehme Gefühl nicht los, daß Sie mich als Blitzableiter gebrauchen .
Er sah sie von der Seite an und bemerkte, daß sie sehr verlegen wurde.
„Mir macht es nicht viel aus“, sagte er versöhnlich, „und wenn Sie es für zweckmäßig halten — bitte sehr!“
„Ich möchte wirklich wissen wollen, wie Sie auf diesen verrückten Einfall gekommen sind!“ rief sie heftig.
„Durch Erfahrung!“ antwortete er schlicht; „wenn meine Schwester sich mit einem Kavalier treffen wollte, dann nahm sie mich immer als Anstandstrottel mit und spendierte mir sogar eine Kinokarte.“ — Er überreichte ihr das Netz mit den Bällen und zog den Hut: „Auf Wiedersehn, Fräulein Klapfenberg. Meine Telefonnummer haben Sie ja. Wenn Sie also gelegentlich einen Tennistrainer brauchen... oder einen Trottel «,,“ Er hob die Hand und winkte ihr zu.
„Sie sind ziemlich frech...“
„Ehrlich, nichts als ehrlich...*
Lothar Lockner war dabei, das ,Bayerische Mosaik’ zusammenzustellen. Es handelte sich dabei um Nachrichten vermischten Inhalts, die in kürzester Form brachten, was sich im Lande Bayern an Morden, Diebstählen, Unfällen und Kuriositäten zugetragen hatte. Die langen Hellschreiberschlangen glitten ihm rasch durch die Finger und landeten bis auf die Meldungen, die er ausschnitt, im Papierkorb. Er läutete und Fräulein Klühspieß erschien, um die Streifen entgegenzunehmen und für die Setzerei abzuschreiben.
„Ich brauche ungefähr vierzig Zeilen, was darüber ist, können Sie wegwerfen.“
Fräulein Klühspieß klopfte an das Wandbarometer, ein Reklamegeschenk einer bekannten Elberfelder Papiermühle.
„Es steigt! Hoffentlich macht sich das Wetter noch bis elf!“
Der Himmel sah gar nicht so aus, als ob er seine Schleusen in zwei Stunden zusperren würde, er hing grau und tief über der Stadt, und der Regen fiel in senkrechten Schnüren herab. Es war kalt und unfreundlich, der Mai holte nach, was der April versäumt hatte.
„Seit gestern wird die Kirche geschmückt. Ein Blumenmeer! Und was das kostet, bei der Jahreszeit!“
„Wer kann, der kann...!“
„Ich dachte, die Hochzeit würde verschoben werden...“
Lothar Lockner grinste ein wenig: „Der Termin steht seit Wochen fest... Ach so, Sie meinen des Buben wegen... Nun ja, es ist eine Tragödie, und sie hat dem Pflanz das Kreuz gebrochen. Viel peinlicher ist, daß ich meinen Mantel daheim gelassen habe und daß der verdammte Regen mir das Konzept verdirbt. Ich hatte mich innerlich auf schönes Wetter vorbereitet.“
Fräulein Klühspieß kicherte leise: „Herr Böhlke hatte zwei Varianten: ,Auch der Himmel hatte sein strahlendstes Festgewand angelegt’... oder, wenn es regnete: ,Zwar hatte Petrus seinen blauen Frack im Schrank gelassen, tun so heller strahlte dafür das Glück aus den Augen des jungen Paares, das heute, gewillt, den Bund fürs Leben zu schließen’...“
„Hören Sie auf!“ rief Lothar Lockner und schüttelte sich, „dabei wird ja die Milch
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