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Es bleibt natürlich unter uns

Es bleibt natürlich unter uns

Titel: Es bleibt natürlich unter uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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Eindruck Lügen und sprach dafür, daß der Mann kein Freund von Traurigkeit war und schärfere Getränke als Bier bevorzugte.
    „Ich habe da eine Anzeige, Herr Redakteur...“, sagte er mit der Bemühung um ein korrektes Hochdeutsch, das zu sprechen er sich in einem Redaktionsbüro wahrscheinlich verpflichtet fühlte.
    „Sie meinen eine Lokalnotiz oder einen Artikel...“
    „Nein, eine Anzeige — ein Inserat...“
    „Da sind Sie hier falsch verbunden, Herr Noppenwallner. Inserate werden unten bei Fräulein Lobmüller im Anzeigenbüro entgegengenommen.“
    „Ich weiß schon — aber in meinem Fall handelt es sich um etwas — hm — gewissermaßen... sozusagen...“ Er suchte nach dem richtigen Wort und fand es nicht. Dafür zog er seine Brieftasche heraus und überreichte Lothar Lockner einen Zettel mit einigen Maschinenzeilen darauf: Warnung! Ich gebe hierdurch bekannt, daß ich gegen jeden, der unwahre Behauptungen über mich verbreitet, unnachsichtig und ohne Ansehen der Person gerichtlich vorgehen werde!
    Seine Brille hatte sich beschlagen. Er rieb das rechte Glas mit Daumen und Zeigefinger blank und warf Lothar Lockner einen einäugigen Verständnis heischenden Blick zu: „Die saublöde Geschichte mit der Pröbstl-Fanny...!“ Er schien dabei vorauszusetzen, daß der junge Mann hinter dem Schreibtisch über die ‚saublöde Geschichte mit der Pröbstl-Fanny’ im Bilde sei.
    „Ich habe keine Ahnung, um was es sich handelt, Herr Noppenwallner...“, sagte Lothar Lockner mit einem bedauernden Achselzucken.
    „Geh, machen’s Sachen!“ rief Herr Noppenwallner erstaunt.
    „Wirklich nicht!“ versicherte Lothar Lockner, „und da es sich tatsächlich um ein Inserat handelt, werden Sie sich schon in die Anzeigenabteilung bemühen müssen.“
    Herr Noppenwallner rieb sich die Hände und verdrehte den Hals. „Und ich hab gemeint, daß Sie noch was dazusetzen und dem Luder gewissermaßen eine Spritze verpassen würden, diesem Gschoß, diesem dreckigen, schlampigen, unappetitlichen! — Oder ist das vielleicht eine Art, daß man nichtsahnend und ohne die geringste Absicht über die Straße geht und in seinen Wagen steigen will und nur, weil das Madl gerade vorübergeht, mehr zum Spaß — Ehrenwort! mehr zum Spaß — sagt: ,Na, Fanny, wie wär’s mit uns beiden?’ und sie — so wahr ich hier vor Ihnen sitz — antwortet: ,Ich bin so frei, Herr Noppenwallner!’ — Also ich bitt Sie recht schön, Herr Redakteur, da hört sich doch jeder Anstand und jede Moral auf! Da hat man doch als alter Abonnent vom ‚Anzeiger’ gewissermaßen ein Recht darauf, daß gegen so etwas öffentlich eingeschritten wird! Ja oder nein?!“ — Er schlug vor Empörung mit den Knöcheln auf den Schreibtisch, Knöcheln, die in Skat- und Tarockturnieren hart wie Eisen geworden waren: „Und da haben sie mich verurteilt, den Kindsvater zu machen! Wo ich dem Richter siebzehn Herren nachgewiesen hab, die wo es mit dem Dirndl gehabt haben. Aber jetzt geh ich aufs Ganze! Jetzt muß die Blutprobe her!“
    „Ich verstehe Ihre Entrüstung durchaus, Herr Noppenwallner“, murmelte Lothar Lockner und bemühte sich, ernst und würdig dreinzuschauen, „aber trotzdem müssen Sie Ihre Warnung im Inseratenteil unterbringen, — redaktionell kann ich leider nichts für Sie tun.“
    „Aber der Böhlke hat es mir doch in die Hand versprochen!“
    „Die Spalte ,Wissen Sie schon?’ ist inzwischen abgeschafft worden...“
    „Und das ist ewig schade!“ knurrte Herr Noppenwallner erbittert, „und überhaupt ist die ganze Zeitung stinkfad geworden, und ich werd’ es mir sehr überlegen, ob ich überhaupt weiter drauf abonnier’, wenn man als alter Bezieher hier so im Stich gelassen wird!“ Sein rotes Gesicht war noch röter geworden, und er raffte seine Papiere heftig zusammen.
    „Es steht ihnen frei, sich bei Herrn Lobmüller über mich zu beschweren“, sagte Lothar Lockner kühl und erhob sich unmißverständlich.
    „Ausgerechnet beim Lobmüller! Daß ich nicht lach!“ knirschte Herr Noppenwallner und verschwand grußlos aus dem Zimmer. Lothar Lockner ging ihm kopfschüttelnd nach. Im Sekretariat hatte sich Wastl Kerschbaumer eingefunden, und Lockner winkte den jungen Mann zu sich heran.
    „Sagen Sie bloß, Wastl, was war das eigentlich für ein komischer Vogel?“
    „Der Noppenwallner-Toni?“ grinste der Volontär, „no, eins kann man wohl behaupten, daß er der kinderreichste Vater weit und breit ist..
    „Da schau her!“

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