Es bleibt natürlich unter uns
vom Auto-Strohmayr. Als sich die Kathi vom Dr. Schwarz bückte, um ihre prall gefüllte Einkaufstasche wieder aufzunehmen, sah sie etwas Blankes und wie pures Gold Glänzendes vor sich im Kies liegen. Sie scharrte mit der Fußspitze daran und stieß einen kleinen Schrei aus.
„Was hast, Kathi?“ fragte ihre Kollegin erschreckt und starrte auf den kleinen Fundgegenstand, dessen Schnittfläche in der Sonne blitzte. Es bedurfte keiner Antwort, denn im gleichen Augenblick erkannte sie selber, was die Kathi da in den spitzen Fingern hielt.
„O jessas,und z’wegen dem Bisserl machen dö so an Gscheiß...!“
Aber die Kathi war zu erregt, um sich auf eine Unterhaltung einzulassen. Mit der Linken hob sie den Fund empor und mit dem Daumen und Ringfinger der rechten Hand schnalzend wie früher in der Schule, wenn sie ihre Rechenaufgabe als erste gelöst hatte, schrie sie mit weithin vernehmbarer Stimme: „Ich hab’s, Herr Bürgermoaster, ich hab’s!“ und rannte mit fliegenden Schürzenbändern über den Schulhof. Die Leute, die noch herumstanden, bildeten ihr eine Gasse, und die anderen, die sich gerade anschickten, die verunglückte Feier zu verlassen, blieben stehen und drehten sich neu, gierig um.
„Was gibt’s denn?“ fragte der alte Hilz ein wenig ungeduldig. Aber dann starrte auch er verblüfft auf das kleine Stückchen Metall, das ihm die Kathi flach auf dem Handteller entgegenstreckte. Dem Anderl, der daneben stand, ging der Mund langsam bis zu den Ohren auseinander.
„Respekt, Kathi“, grinste er: „achtzehn bist jetzt, gell? Jaja, da hast freilich schon einen scharfen Blick für solchene Sachen...“
„Halt’s Maul, Zenz!“ unterbrach ihn der alte Hilz und tätschelte der Kathi väterlich das glühende Gesicht. Er verwahrte das corpus delicti in seinem Westentaschl und drückte der Kathi ein Zweimarkstück als Finderlohn in die Hand.
„Wo hast das Zipferl denn gefunden, Kathi?“
„Da hinten, Herr Bürgermeister, wo die Wally vom Strohmayr steht... da lag es im Kies...“
„Soso, im Kies... also dankschön, Kathi... aber in Zukunft bist mir mit dem Finden von so was a bisserl vorsichtiger, gell?“
Die Kathi knickste und stob davon.
„Du kannst es dir ja leisten!“ murrte der Anderl, „weil du Bürgermeister bist, ha?“
Bürgermeister Hilz sah sich nach dem Redakteur vom .Anzeiger’ um, aber Lothar Lockner hatte den Festplatz schon mit dem jungen Kerschbaumer verlassen. Er ahnte, daß der Bürgermeister ihn brauchen würde, — und so komisch die Geschichte an sich war, so unangenehm konnte sie für ihn werden, wenn er sich jetzt nicht mit diplomatischer Gewandtheit aus allen Verwicklungen heraushielt.
*
Am Abend dieses ereignisreichen Tages wartete Lothar Lockner an der verabredeten Stelle an der Achenbrücke. Die Uhr auf der Georgikirche schlug zehn, aber es war noch nicht die Zeit der kurzen Nächte, und zudem hing der Mond groß und rund über der Stadt. Jo Klapfenberg kam mit einer kleinen Verspätung. Das Kino hatte gerade geschlossen und es waren viele Leute auf der Straße, die heimgingen oder noch eine Wirtschaft aufsuchten.
„Ein wenig zu hell für Heimlichkeiten, nicht wahr?“ sagte er, nachdem sie sich begrüßt hatten. Er war befangen, aber er bemühte sich, seine Befangenheit zu verbergen.
„Wenn ich nicht befürchtet hätte, Sie in Ihrer Arbeit aufzuhalten, hätten wir uns schon am Nachmittag treffen können.“
„Ich gratuliere!“ sagte er mit einer salutierenden Bewegung.
„Wozu?“ fragte sie ein wenig erstaunt.
„Nun, wenn Ihnen die Meinung Aldenbergs so gleichgültig ge w orden ist, dann doch wohl deshalb, weil Sie Aldenberg bald oder demnächst verlassen werden, nicht wahr?“
„Wohin gehen wir?“ fragte sie.
„Unsere Bank wird bei dem schönen Wetter besetzt sein, fürchte ich. Es wird uns nichts anderes übrigbleiben als die Achenpromenade. Oder wären Sie tollkühn genug, mit mir ein Lokal zu besuchen?“
„Wir werden heute kaum einen freien Tisch finden...“
Sie gingen über die Brücke und bogen am andern Achenufer nach rechts ab. Die breite Promenade zog sich schattenlos und mondbeschienen in der großen Kurve dahin, in der sie dem Lauf des Flusses folgte. In den dunklen Nischen, in denen die Bänke des Verschönerungsvereins standen, fuhren Liebespaare bei ihrer Annäherung auseinander.
„Ja“, sagte sie nach einer kleinen Weile, „ich werde Aldenberg in einiger Zeit verlassen.“
„Das habe ich mir schon gedacht. Wann
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