Es bleibt natürlich unter uns
wird die Hochzeit stattfinden?“
„Es wird keine Hodizeit stattfinden“, sagte sie ruhig.
„Na also!“ rief er und atmete tief auf, „mir ist ein Stein vom Herzen gefallen! Haben Sie ihn gehört?“
„Ich glaube, Sie verstehen mich nicht...“, sagte sie.
„Schluß mit der Rätselraterei!“ rief er energisch und griff nach ihrem Arm und zog sie näher an sich heran. „Was ist los? Was ist geschehen? Du hast mit ihm gesprochen, — und?“
„Ja, ich war bei ihm. In seiner Wohnung. Er hatte gerade Besuch von einem Geschäftsfreund. Der Mantel und der Hut dieses Herrn hingen in der Flurgarderobe. Ein türkisgrüner Mantel und ein Federhütchen...“
„Oh...!“ murmelte er bestürzt.
„Wir trafen uns später in einem Café an der Feldherrnhalle. Er war sehr aufrichtig. Er hätte leider nicht viel Zeit für mich. Und es wäre überhaupt besser, wenn ich nicht unangemeldet käme, da er ziemlich viel unterwegs sei. Die Dame, die er soeben meinetwegen allein in der Wohnung gelassen habe, sei eine junge Witwe und besäße eine gutgehende Trikotagenfabrik in der Nähe von Nürnberg. Er könne dort in ein sehr gut fundiertes Unternehmen hineinheiraten. Und natürlich werde er für das Kind in jeder Weise sorgen...“
„War der Kaffee in deiner Tasse wenigstens noch heiß?“ fragte er grimmig. — Sie ging eine Weile schweigend neben ihm her, ein wenig starr und maskenhaft unbewegt, so wie sie auch zu ihm gesprochen hatte.
„Wann war das?“
„Am Samstag vor acht Tagen.“
„Du hast mich auf deinen Anruf lange warten lassen.“
„Ich habe lange mit mir gekämpft, ob ich dich überhaupt anrufen durfte. Wie komme ich dazu, dir diese Dinge zu erzählen, und wie kommst du dazu, sie dir anzuhören? Was geht das alles dich im Grunde an? — Es ist eine Zumutung von mir, dich damit zu behelligen...“
„Hör mit diesen Sprüchen auf!“ sagte er böse; „oder du hättest nie davon anfangen dürfen. — Nachdem du nun aber einmal im Wasser zappelst, wirst du mir schon erlauben müssen, daß ich dir nachspringe. Es ist nur ein Jammer, daß ich selber nicht schwimmen kann und nicht weiß, wie ich dich herausziehen soll. Ich könnte nach München fahren und dem Kerl das Fell volldreschen. Aber was nützt das schon?“ — Er schlug die rechte Faust heftig in die linke Handfläche, es klang wie das klatschende Geräusch eines gut gelandeten Kinnhakens. — „Was hast du vor? Wann willst du von Aldenberg fort?“
„Wenn es sich nicht länger verheimlichen läßt..
„Ach so...“, murmelte er und hüstelte ein wenig verlegen, „nun ja, aber ich glaube, das hat noch eine ganze Weile Zeit. — Deine Eltern sind noch immer ahnungslos, wie?“
„Ich weiß es nicht genau, — ich habe das Gefühl, daß meine Mutter mich manchmal so merkwürdig mustert...“
Er blieb stehen und hob ihr Gesicht in das weiße Mondlicht.
„Ich finde, daß du von Tag zu Tag hübscher wirst“, sagte er zärtlich und zog sie in seine Arme. Sie wehrte ihn nicht ab, aber sie kam ihm auch nicht entgegen, und er löste sich ein wenig enttäuscht von ihren Lippen.
„So kühl...“, murmelte er.
„Verstehst du mich nicht?“ sagte sie und preßte die Hände vor die Augen; „ich möchte dich ja küssen, aber ich kann es nicht. Da ist eine Sperre. Es ist alles so entsetzlich. — Was mußt du von mir denken?“
„Mach bloß keine Tragödie daraus“, sagte er und legte den Arm zart um ihre Schultern, „was dir passiert ist, ist die natürlichste Sache von der Welt. Und wenn du meine Meinung wissen willst, — nun, ich finde, solche Geschichten passieren nur den braven Mädchen. Die weniger braven wissen nämlich, wie man solche Pannen vermeidet. So ist es...“
„Ich fürchte, du wirst in Aldenberg mit deiner Meinung ziemlich allein dastehen...“
„Die Leute...!“ sagte er und verzog den Mund, „was geht dich ihr dummes Geschwätz an? Sie reden immer nur so lange, bis die nächste Sensation fällig ist. Laß mich nur machen, dafür sorge ich schon. — Aber weshalb soll man es in Aldenberg überhaupt erfahren? Wenn du vielleicht in der nächsten Zeit ein bißchen husten würdest, dann fiele es keinem Menschen auf, daß dir irgendein auswärtiger Spezialist einen längeren Sanatoriumsaufenthalt im
Schwarzwald oder in der Schweiz verordnet...“ Er wandte ihr überrascht das Gesicht zu, weil sie plötzlich leise zu lachen begann. „Was ist daran so komisch? Ich finde die Idee gut...“
„Ich habe mit dem Husten ja
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