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Es bleibt natürlich unter uns

Es bleibt natürlich unter uns

Titel: Es bleibt natürlich unter uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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der Pfeifenraucher und Schmalzlerschnupfer in dieses ungute Zeitalter der Zigarettenbürscherl hinüber. ,Bayerische Hauspostille’... ja, unter diesem Zeichen mußte man jedes Herz treffen, das unter dem weißblauen Himmel noch für Heimat, Brauchtum, Tracht und altbayerische Sitte und Sprache schlug!
    Seite 1: ein heimatliches Städte- oder Landschaftsbild. Seite 2: Gedanken zum Feierabend aus der Feder eines Geistlichen. Seite 3: der gemütvolle Roman, feinstes Seelenschmalz für die Hausfrauen. Seite 4: Kapitel aus der bayerischen Geschichte, und dann Erzählungen, humorvoll, kernig, heimatgebunden, und natürlich eine Rätselecke, aber für den kleinen Mann berechnet, keinen englischen Dichter mit elf Buchstaben und so ein Zeug, sondern Vexierbilder, Rätselgedichte wie aus dem Schullesebuch: oben spitz und unten breit, durch und durch voll Süßigkeit, was ist das? Und vor allem nicht zu vergessen die Kinderseite und die Ratschläge für die Familie! Kochrezepte für die Woche, einfache Hausmannsgerichte, daß es nie mehr eine Hausfrau gab, der die Frage ,Was koche ich morgen?’ schlaflose Nächte bereiten konnte! Es war ein scharf durchdachtes, lückenloses Programm, das er dem alten Lobmüller unterbreitete; zwölf Schreibmaschinenseiten lang, von denen sich allein fünf mit der finanziellen Kalkulation des Projektes befaßten: Papierkosten, Satzkosten, Honoraren, Arbeitslöhnen, Klischeekosten, Vertriebskosten, Werbungskosten, Anzeigeneinnahmen, Rentabilitätsberechnungen... alles auf eine vorläufige Auflage von zehntausend Exemplaren berechnet.
    Eine Woche lang ließ der alte Lobmüller sich nur flüchtig in der Redaktion sehen, und Lothar Lockner begann bereits nervös zu werden. Fräulein Klühspieß, die den Grund seiner Unruhe kannte, beging dem Chef gegenüber einen kleinen Vertrauensbruch, als sie von sich aus auf das Projekt zu sprechen kam. Der Chef hatte sie um Verschwiegenheit gebeten, aber er ahnte genau so wenig wie Lothar Lockner selber, daß das alte Mädchen in einer späten Neigung glühte und mehr als er selber litt, als sie ihn so zappeln sah.
    „Ich glaube, Herr Lockner, Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen...“
    „Sorgen?“ fragte er ein wenig bestürzt, denn im ersten Augenblick glaubte er, Fräulein Klühspieß ahne etwas von seinen Beziehungen zu Jo Klapfenberg... “Sorgen worum?“
    „Nun...“, meinte sie, während ihr die Röte fleckig in die Wangen stieg, „um Ihre ,Hauspostille’.“
    „Woher wissen Sie Bescheid?“
    „Pst! Nicht so laut! — Eigentlich dürfte ich gar nicht darüber sprechen. Aber ich habe doch mit dem Chef drei Abende lang Ihre Berechnungen nachgeprüft. Und ich finde Ihre Idee blendend!“ Sie sagte blenndennd...
    „Und der Alte?“ fragte er erregt.
    „Ist von dem Plan genau so begeistert wie ich — von Ihrem Plan. Und ich glaube, es stinkt ihm nur, daß er nicht selber darauf verfallen ist...“
    „Na, den Eindruck habe ich nun gerade nicht gewonnen! Weshalb sagt er dann kein Wort? Weshalb läßt er sich nicht sehen? Und weshalb raunzt und meckert er, wenn er mal ins Büro kommt?“
    „Sie kennen ihn doch! Der wird doch nie zugeben, daß jemand anders als er selber eine gescheite Idee haben kann. Und außerdem...“, sie zögerte plötzlich.
    „Na los, spucken Sie es schon aus, Fräulein Klühspieß, was ist außerdem?“
    Wenn der Chef dieses Thema auch nur gestreift hatte, so wußte sie doch, daß sie jetzt seine geheimsten Gedanken verriet, — aber sie konnte dem fragenden Blick aus Lothar Lockners Augen einfach nicht widerstehen.
    „Nun ja“, stammelte sie, „ich glaube, der Chef ist sich noch nicht darüber klar, wie er sich mit Ihnen vergleichen soll. Schließlich ist es Ihre Idee, nicht wahr, und letzten Endes stecken ja auch Sie Ihre Arbeit in das Blatt hinein...“
    „Lieber Gott“, unterbrach er sie ein wenig ungeduldig, „der Alte soll mir ein paar Kröten auf mein Gehalt drauflegen und damit ist die Geschichte für mich erledigt.“
    Fräulein Klühspieß hob die Hände, als wolle sie sie über dem Kopf zusammenschlagen: „Ich glaube wahrhaftig“, rief sie fast ehrfürchtig vor so viel Dummheit, „so geschäftsuntüchtig sind Sie tatsächlich!“
    „Geschäftsuntüchtig...“, brummte er, „nun ja, ich war immer ein Idiot im Kopfrechnen. Aber ich kann doch dem Alten nicht die Pistole auf die Brust setzen und von ihm vielleicht das doppelte Gehalt fordern!“ Er schnob heftig in sein Taschentuch, das an einer

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