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Es bleibt natürlich unter uns

Es bleibt natürlich unter uns

Titel: Es bleibt natürlich unter uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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und kehrten aus der Dunkelheit des Erlengehölzes wieder zu der Achenpromenade zurück. Der Mond spiegelte sich in einer zitternden Lichtbahn im Fluß und leuchtete so hell, daß die Stadt mit ihren gotischen Stufengiebeln und Türmen wie ein Spitzwegbild vor ihren Augen lag. Sie fanden eine freie Bank und ließen sich darauf nieder. Lothar Lockner schüttete die Koksschlacke aus seinen Schuhen und fischte in seinen Taschen nach einer Zigarette.
    „Eigentlich bin ich froh für dich, daß dieser Gangster ein lohnendes Ausbeutungsobjekt gefunden hat.“
    „Wenn ich einen anderen Ausweg gesehen hätte, wäre ich nicht zu ihm gefahren.“
    „Du hast ihn doch geliebt...“, sagte er mit schmalen Lippen.
    „Ich habe geglaubt, daß es Liebe sei...“
    „Dann hast du zu teuer eingekauft!“ murmelte er; „das passiert immer, wenn man sich mit Dingen abgibt, von denen man nichts versteht.“ - Die Zigarette schmeckte ihm nicht und er warf sie nach wenigen Zügen fort.
    „Du mußt jetzt viel Zitronensaft trinken...“
    „Wie kommst du darauf?“
    „Du siehst unverschämt gut aus. Kein Mensch glaubt dir, daß deine Lunge nicht ganz in Ordnung ist. Die Frage ist nur, ob es
    Christof bekommt. Aber schließlich hat ja Zitrone viel Vitamine.“ Er sah sie prüfend von der Seite an. — „Wirklich, du siehst wie das blühende Leben aus. Sogar im Mondlicht hast du Farbe. — Wirst du mir aus Sankt Blasien mal ‘ne Ansichtskarte schicken?“
    „Natürlich werde ich das tun!“
    „So natürlich finde ich das gar nicht. Dieses Mal hast du mich wochenlang warten lassen.“
    „Tu doch bitte nicht so, als ob du auf meinen Anruf wirklich gewartet hättest! Was bedeute ich dir schon?“
    „Überlaß das gefälligst mir... Ich finde es wunderbar, neben dir zu sitzen, mit und ohne Mondschein. — Also kurz und gut, wann sehen wir uns wieder? Kurz vor der Abreise oder...?“
    „Wann du willst!“
    „Und ohne Rücksicht auf die Leute?“
    „Das ist für mich vorbei.“
    „Gut, dann treffen wir uns morgen nach dem Abendessen. Ich hole dich von daheim ab. Du kannst mich bei dieser Gelegenheit deinen Eltern vorstellen, damit dein Vater nicht denkt, wir hätten Heimlichkeiten miteinander.“
    „Bitte, erspar mir das...!“ sagte sie flehentlich.
    „Also schön, dann lassen wir die Vorstellung ausfallen“, murrte er; „ich hätte deinen alten Herrn gar zu gern kennengelernt und mit ihm mal deutsch geredet.“

Wochen anstrengender Arbeit lagen hinter Lothar Lockner. Der Versuch, den ,Salfmoninger Boten’ aus dem Aldenberger Interessengebiet hinauszudrängen, hatte zu einem halben Erfolg geführt. Um so verbissener kämpfte die ,Mehlburger Tagespost’ um ihre Bezieher. Der Chef hätte es eigentlich wissen müssen, daß die Sommermonate für die Werbung nicht gerade geeignet waren. Die Bauern standen mitten in der schwersten Arbeit und hatten zum Lesen wenig Zeit. Die Werbenummern kamen ihnen gerade recht, um die Brotzeit darin einzupacken.
    Aus der Berührung mit der Dorfbevölkerung aber kam Lothar Lockner auf eine Idee, die er lange mit sich herumtrug und der er jede Minute seiner freien Zeit widmete, bis er eines Tages meinte, die Frucht sei reif und einer Besprechung mit Herrn Lobmüller wert. Um es kurz zu sagen, es handelte sich um die Gründung eines Sonntagsblattes, das dem Bedürfnis der kleinen Leute in Stadt und Land nach Unterhaltung und Unterrichtung entsprach. Die sorgfältig ausgearbeitete Probenummer, die er Herrn Lobmüller mit der Bitte vorgelegt hatte, sich das Projekt einmal anzuschauen und durch den Kopf gehen lassen, trug den Titel „Bayerische Hauspostille“ und stand im Niveau etwa auf der Höhe jener Heimatkalender, die Lockner in jedem Bauernhaus auf dem Tisch gefunden hatte.
    Kleinformatig, etwa zwölf Seiten stark, von denen eine den Anzeigen Vorbehalten war, durfte das Blatt nicht mehr als 25 Pfennige kosten. Der monatliche Bezugspreis von einer Mark war nach seiner Ansicht für jedermann erschwinglich. Und er war bereit, die redaktionelle Arbeit neben dem ,Aldenberger Anzeiger’ zu übernehmen. — Herr Alois Lobmüller war, wenn er im Augenblick auch hundert Einwände dagegen fand und so tat, als denke er auch nicht im Traum daran, sein gutes Geld in eine so riskante Sache zu stecken, restlos begeistert. Wenn er etwas dabei bedauerte, so nur eins: auf diesen Einfall nicht selber gekommen zu sein. — ,Bayerische Hauspostille’... das klang wie das Horn des Schwagers aus der guten alten Zeit

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