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Es bleibt natürlich unter uns

Es bleibt natürlich unter uns

Titel: Es bleibt natürlich unter uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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zukünftigen Gemahlin schienen ihn weniger zu interessieren.
    „Also gut“, sagte Lothar Lockner und legte die Finger auf die Tasten, „dann schreiben wir also: sucht Fräulein oder Witwe ohne Anhang zwecks baldiger Heirat kennenzulernen. Etwas Vermögen oder Möbel- und Wäscheausstattung erwünscht. Nur ernsthafte Angebote an die Expedition des ,Anzeigers’. Punktum. Ist es Ihnen so recht, Herr Schmölz?“
    Herr Schmölz kratzte sich das bartlose Kinn: „Wissens, wenn ich’s mir wünschen darf, nachher derft es schon eine Große sein, so gewissermaßen eine Stattliche, wo was dran is, verstehn’s...“
    „Sie kriegen sie ja zum Aussuchen, Herr Schmölz!“ sagte Lothar Lockner mit einer großen Handbewegung.
    „Meinen Sie’s gewiß?“ fragte Herr Schmölz zaghaft.
    „In rauhen Mengen! Oder zweifeln Sie etwa daran? Ein Mann mit Dienstwohnung...! Ich bitte Sie recht sehr!“
    Herr Schmölz lächelte ihm dankbar entgegen. Seine graue Haut färbte sich rosig, und er schnüffelte ein bißchen: „Wissen’s, Herr Redakteur, i bin mal mit einer ‘gangen, vor zwanzig Jahr, a Bauernmagd war es aus Feldmoching, eine sehr resche Person, vier Maß Bier hat’s gsoffen von meinem Geld, und nacha war’s doch nix, dann ist sie mir davon, mit einem Holzknecht von Dingharting, und seitdem... no ja, i bin deenen Weiberleut eben z’kloa...“
    „Zu klein? Aber Herr Schmölz, wie können Sie das sagen?! Sie haben die Flinte zu rasch ins Korn geworfen. Jeder Topf findet seinen Deckel. Auch die kleinen Töpfe ihre Deckelchen! Na also!“
    Das Schicksal des kleinen Mannes hatte ihn angerührt, und er schämte sich ein wenig, daß er das Anliegen des braven Herrn Schmölz nur von der komischen Seite betrachtet und Fräulein Klühspieß mit seiner Unterhaltung eine kleine Gratisvorstellung gegeben hatte. Von dem dankbaren und treuen Hundeblick des späten Heiratskandidaten fast in Verlegenheit gebracht, erhob er sich und überreichte Herrn Schmölz den Text, den sie in gemeinsamer Bemühung aufgesetzt hatten.
    „So, Herr Schmölz, damit gehen Sie an den Schalter von der Anzeigenabteilung, unten links. Der Spaß wird Sie drei oder vier Mark kosten. Und wenn es geht, nehme ich die Anzeige gleich in der nächsten Nummer mit.“
    „Und dann kriag i oane?“ fragte Herr Schmölz erwartungsvoll.
    „Nein, dann kriegen Sie noch keine, so schnell geht das nicht. Dann müssen Sie ein paar Tage warten, und dann holen Sie sich von der Anzeigenabteilung die Briefe ab, die unter Ihrem Kennwort inzwischen für Sie eingelaufen sind.“
    „Und dann krieg i oane?“ fragte Herr Schmölz zum zweitenmal.
    „Dann suchen Sie sich unter den Bewerberinnen diejenige aus, die Ihnen am meisten zusagt...“
    „Und die krieg ich dann?“ fragte Herr Schmölz zweifelnd, als habe die Umständlichkeit des Verfahrens ihn schon des Mutes beraubt.
    „Ich bin felsenfest davon überzeugt!“ antwortete Lothar Lockner. Herr Schmölz stieß einen leisen Seufzer aus und erhob sich. Er reichte Lothar Lockner kaum bis zur Brust. Er griff in die Tasche seiner grauen Drillichhose und holte daraus einen alten, abgegriffenen Geldbeutel. Er wollte es sich nicht nehmen lassen, Lothar Lockner für seine Bemühungen zu entlohnen, und Lockner mußte ihn fast mit Gewalt zur Tür schieben. Er klopfte ihm freundschaftlich auf die Schultern: „Solche kleinen Gefälligkeiten gehören bei uns zum Kundendienst. Leider kann ich nicht mehr für Sie tun, Herr Schmölz. Den Rest müssen Sie schon allein erledigen. Also — alles Gute!“
    „I dank Eahna recht sakrisch!“ sagte der kleine Mann und watschelte auf seinen riesigen Füßen an Fräulein Klühspieß vorüber, die ihm lange nachsah und sprachlos den Kopf schüttelte.
    „Wie sagt Schiller?“ fragte Lothar Lockner, „Liebe ward dem Wurm gegeben... jedem gewöhnlichen Wurm... und dieser hat sogar ‘ne Dienstwohnung!“ Er wollte noch etwas hinzufügen, aber für Fräulein Klühspieß schien ein Stichwort gefallen zu sein.
    „Ach ja!“ rief sie hastig, „der Chef hat angeläutet. Wenn Sie keine andere Verabredung haben, und wenn Sie Hammelrücken mit jungen Erbsen mögen, dann möchten Sie doch um halb eins zu ihm in die Privatwohnung zum Essen kommen. — Merken Sie was?“
    Lothar Lockner sah sie stumm an.
    Fräulein Klühspieß aber faltete die Hände: „So lange ich in der Redaktion bin, und das werden heuer zweiundzwanzig Jahre, Herr Lockner, ist es dem Chef noch nie eingefallen, einen seiner Herren zum

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