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Es darf auch mal Champagner sein

Es darf auch mal Champagner sein

Titel: Es darf auch mal Champagner sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erma Bombeck
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Hunde, für Fotos, für Andenken. Schachteln zum Kramen an einem Regentag. Schachteln für Überschuhe neben der Tür. Schachteln, um die gebackenen Bohnen hineinzustellen, damit sie im Kofferraum nicht überschwappen. Schachteln, um ein Geburtstagsgeschenk für ein Kind darin zu verpacken, Schachteln in allen Größen...«
    «Also dann«, sagte Ruth, »es hat mich gefreut, Sie kennen zu lernen. Ich seh Sie dann nächste Woche beim Kurs.«
    »Vielleicht«, sagte ich zurückhaltend.
    »Das Wichtigste beim Organisieren«, meinte Ruth lächelnd, »ist der Terminkalender, den man immer bei sich hat.« Sie zog ein grünes, ledergebundenes, dünnes Buch mit dem Aufdruck Kalender heraus und blätterte das Datum auf. »Wollen mal sehen«, sagte sie. »Nächsten Dienstag, das wäre der 16., und der Kurs beginnt um sieben Uhr. Wie ich schon sagte: Ich bin Perfektionist.« Damit schlug sie den Kalender zu. In goldener Prägung stand darauf: 1964.
    Beim zweiten Kursabend von »Bring Ordnung in dein Leben« hielt ich Ausschau nach Ruth, doch sie erschien nicht. Das war schade, denn diesmal ging es um etwas, was mir lange unbegreiflich geblieben war: darum, wie man sich den häuslichen Papierkram erleichtern kann.
    Zwar verfügte ich über einen Schreibtisch, doch der war voller Kram, und die geschäftliche und private Korrespondenz geriet mir immer durcheinander. Die Vorgänge in meinem Scheckbuch waren seit Jahren nicht mehr nachvollziehbar für mich.
    Mrs. Sonntags Ratschläge waren fabelhaft. Sie sagte, es gäbe da ein Blatt, das genau in mein Scheckbuch hineinpasste, und auf dem könne ich jeden Scheck eintragen, mit Datum, Schecknummer und auf wen er ausgestellt war, samt dem Betrag.
    Ich muss sagen, das hätte doch schon vor Jahren jemand einfallen können. Es machte die Sache wirklich wesentlich leichter.
    Mrs. Sonntag gab uns sogar Hausaufgaben. In der kommenden Woche sollten wir einen unserer Schränke ausräumen. »Greifen Sie rücksichtslos durch«, mahnte sie. »Werfen Sie alles weg, was Sie nicht benutzen. Wir haben alle die Neigung, Dinge aufzuheben, die wir nicht brauchen und trotzdem nicht wegwerfen wollen. Tun Sie es!«
    Noch während sie sprach, wusste ich, was ich zu tun hatte: den Schrank meines Mannes auszuräumen, dieses Sammelsurium aller vier Jahreszeiten. Jedes Mal, wenn ich die Tür aufmachte, kam ich mir vor wie in der berühmten Zeitmaschine. Sein erstes Paar langer Hosen. Die Knickerbocker, die er zur Erstkommunion bekam. Der doppelreihige dunkle Anzug, in dem er Abitur gemacht hatte. Die Nehru-Tunika. Alles war noch da. Außerdem seine Schlittschuhe, Kegelkugeln, Drachen, Aufsatzhefte, alten Zeugnisse, Straßenkarten und fünfzehn Jahrgänge der Lehrerzeitschrift.
    Mit seinen Sachen war er komisch. Ein einziges Mal wollte ich ihm den Koffer packen, als er in den Urlaub fuhr, aber da wurde er kratzbürstig und behauptete, das könne nur er selber. Sein Gepäck wog dann ca. 1000 Kilo. Er hatte für jede nur vorstellbare Gelegenheit gesorgt. Sollte er den Friedensnobelpreis bekommen - er hatte den entsprechenden Anzug bei sich. Sollte er im Gefängnis landen - er hatte den nötigen Anzug bei sich. Er konnte ein Torpedoboot durch einen Sturm steuern, hatte Tauschartikel für Mulis und deren Führer im fernsten Dschungel bei sich. Er führte die nötige Ausrüstung mit für Schnorcheln, Diskobesuche, Safaris, Tee-Einladungen bei Hof, Bummel- und Freizeitbekleidung und außerdem solche, die man statt eines Trinkgelds hinterlassen kann. Beim Durchforsten seiner Sachen befolgte ich drei Grundregeln aufs i-Tüpfelchen genau:
Habe ich es kürzlich getragen oder benutzt?
Werde ich es je wieder tragen oder benutzen?
Hat es irgendwelchen Erinnerungswert für mich? Da es sich um seinen Schrank handelte, war die Entscheidung relativ leicht.
    Mit einem befreiten Gefühl rief ich den Verein an, der ehemalige Obdachlose beschäftigt und gebrauchte Kleider abholt. Ein Lastwagen fuhr vor, und ich winkte dem Ausgemisteten fröhlich nach.
    Der Augenblick, in dem mein Mann entdeckte, was ich getan hatte, ließ sich zeitlich genau bestimmen. Man hörte ihn bis in den Nachbarstaat. »Was hast du mit meinen Sachen gemacht?«
    »Ich habe aufgeräumt«, erklärte ich stolz.
    Fassungslos schüttelte er den Kopf. »Doch nicht meine Hosen mit den Taschen? Doch nicht meinen Glückspullover, den ich bei Kriegsende anhatte? Doch nicht meine ausgelatschten Tennisschuhe?«
    Er hätte sich nicht so anzustellen brauchen. Keine Woche

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