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Es darf auch mal Champagner sein

Es darf auch mal Champagner sein

Titel: Es darf auch mal Champagner sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erma Bombeck
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Kaffee und eine komplette Serie weiblicher Hygieneartikel in ihrer Handtasche bei sich tragen. Das habe ich nie getan.
    Aber in einem waren wir uns doch ähnlich. Wir glaubten. Wir glaubten, wenn wir zu den angepriesenen Produkten überwechselten, würden wir die charmantesten, frischesten, besten, saubersten, schlanksten und schlauesten Frauen in unserem Wohnblock (und die Ersten, die ihren Darm zur Pünktlichkeit erzogen hatten).
    Das Einkaufen für die Familie war meine wichtigste Aufgabe.
    Im Jahre 1969 ist ein Mann auf dem Mond spazieren gegangen. Was bedeutet das schon! Im gleichen Jahre habe ich ein paar Turnschuhe gefunden, mit denen mein Sohn hätte höher springen können als bis zum Handballkorb. Eine Antibabypille wurde entwickelt, die die ganze Weltbevölkerung verändern würde. Hosianna!
    Unsere Regierung war in einen Vertuschungsskandal verwickelt. Na, wenn schon. Mir genügte das Wissen, dass mein Backofen sich selber reinigte, während ich im Bett lag und las.
    Meine Kinder herrschten über meine Einkaufsgewohnheiten, das wusste ich selber. Sie konnten die Werbetexte für gewisse Biersorten schon singen, als sie noch keinen Gegenstand mit den Augen fixieren konnten.
    Ich erinnere mich, wie ich eines Tages vor der geöffneten Schranktür stand, vor mir elf angebrauchte Packungen Frühstücksflocken, vom »Honigsüßen Hopserchen« über »Knisterkorn« bis zum »Muntermachenden Mus«. Die knisterten nicht einmal mehr.
    Ich sagte zu den Kindern, jetzt hätte ich genug, und es würden keine Frühstücksflocken mehr ins Haus geschleppt, ehe wir nicht die vorhandenen aufgegessen hätten. Außerdem rechnete ich rasch im Kopf und kam zu dem Ergebnis, dass eine Packung »Lustiger Löffel« mich insgesamt ungefähr 116,53 $ gekostet hatte. Darin enthalten waren die Kosten für den Zahn, den ich mir an einem Plastikunterseeboot, das auf dem Boden der Packung lauerte, ausgebissen hatte, die Antibiotika, die nötig gewesen waren, als ich einen Teil der Flocken dem Hund gegeben hatte, und die Kosten des Verpackens und Transportierens bei drei Umzügen.
    Schließlich leerten wir alle Schachteln, sahen uns aber anschließend einer beklemmenden Familienentscheidung gegenüber: Welche Marke sollten wir ab jetzt favorisieren? Ich persönlich war für »Knisterkorn«, weil es die Verdauung förderte und man als Prämie ein Usambara-Veilchen bekam.
    Eines der Kinder wollte »Soggies«, weil man davon rote Zähne bekam.
    Ein anderes wollte »Dschungel Dschollies«, weil sie überhaupt keinen Nährwert hatten.
    Wir müssen zwanzig Minuten neben dem Regal für Frühstücksflocken verbracht haben, ehe wir uns endlich für »Weizen-Wippchen« entschieden, weil sie »als Imbiss nach der Schule Röntgenaugen verleihen«.
    Auch seit die Kinder groß sind, stehen wir noch unter der Diktatur strenger Verkaufsmethoden. Ich hatte mich daran gewöhnt, ihnen Weihnachtsgeschenke zu kaufen, die
ich nicht aussprechen konnte,
von denen ich nicht wusste, wozu man sie braucht, und
die Maschinenöl ausschwitzen.
    Seit sie größer sind, schreiben meine Kinder nicht mehr: Lieber Weihnachtsmann! Bitte bring mir eine neue Puppe und ein Fahrrad.
    Weit davon entfernt! Marktkennerisch bringen sie mir eine Liste, die ihren Wunsch bis auf die Katalognummer genau beschreibt.
    »Eine RF-60 FMStereo Box. Frag nach Frank. Wenn du bar zahlst, gibt er 5% Rabatt.«
    Oder: »Einen 273 thyristorengeregelten Mecablitz 9-90 mit Schwenkfuß als großes Geschenk und in den Nikolaus-Strumpf kannst du noch ein paar Rollen EX 135 und Ektachrome ASA 64-19 stecken.«
    Über das Phänomen der Kaufangst hatte ich noch nicht viel nachgedacht. Bis ich eines Abends zwölf große Plastiktüten mit Einkäufen aus der Garage hereinschleppte. Mein Mann stöberte darin herum und fragte: »Und was kriegen wir nun zum Abendessen? Den Luftverbesserer? Die Tüte Grillkohle, das Töpfchen Handcreme oder das Lexikon?«
    Da platzte mir schließlich der Kragen. Ich knallte die letzte Tüte auf den Tisch und rief: »Das ist also der Dank dafür, dass ich mich für die Bedürfnisse dieser Familie zerreiße. Im Supermarkt herrschen die Gesetze der Wildnis, und trotzdem muss ich jede Woche hin. Unerfahrene Anfänger stoßen Einkaufswagen vor sich her, fremde Kinder werfen Produkte in meinen Korb, Rabattmarken muss man zusammenhalten, mit Listen jonglieren, Etiketten entziffern, Obst betasten, und das mit dem Lexikon hättest du erleben müssen: 5000 Stück zu 59 Cent, die einem

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