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Es darf auch mal Champagner sein

Es darf auch mal Champagner sein

Titel: Es darf auch mal Champagner sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erma Bombeck
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ein überaus aktives Tier. Nicht selten nimmt es eine Wegstrecke von achthundert Meilen in Kauf, um an sein Ziel zu gelangen, wobei es nahezu unermessliche Hindernisse überwindet. Es rast über gefährliche Abhänge, durchschwimmt Flüsse voller Krokodile, nimmt es mit Überschwemmungen und Feinden auf, um an den gewünschten Ort zu gelangen. Durch nichts lässt es sich auf seiner jährlichen Wanderschaft aufhalten.
    Los Angeles ereilt ein Erdbeben von der Stärke 6,6 auf der Richterskala. Eine Frau sitzt vollkommen aufgelöst in ihrem Wagen, denn ein Polizist hat ihr eben erklärt, dass der Freeway, den sie nehmen wollte, wie ein Streichholz eingeknickt sei. Ungeduldig legt sie den Rückwärtsgang ein und windet sich durch kleine Straßen, die mit Glassplittern und Trümmern übersät sind. Verstörte Menschen irren ziellos zwischen brennenden Häusern umher, Feuerwehrmänner beleuchten mit Scheinwerfern die Zerstörung.
    Endlich stellt die Frau ihr Auto auf dem Parkplatz eines kleinen Einkaufszentrums ab, tritt durch die Tür ihres Friseursalons und ruft: »Tut mir leid, Pierre, dass ich mich verspätet habe.«
    Eine Frau mit Friseurtermin stellt sogar die Zuverlässigkeit eines Postboten in den Schatten. Wenn man von Schneestürmen, Platzregen, Hitzewellen und düsterer Nacht spricht, meint man sicher eigentlich die Frau, die die Einhaltung ihres wöchentlichen Friseurtermins über alles stellt.
    Katastrophen betrachtet sie lediglich als Herausforderungen. Sie würde ein Ruderboot durch eine Flutwelle steuern, um rechtzeitig zum Waschen und Legen zu kommen. Tastend und stolpernd fände sie durch die schwärzeste Nacht.
    Das einzige Zugeständnis, das sie während eines Erdbebens machen würde, wäre, mit dem Haareschneiden zu warten, bis das Beben etwas nachgelassen hat.
    Eigentlich möchte man meinen, dass im Staat Alaska Friseur- und Schönheitssalons während der kältesten Jahreszeit geschlossen haben, aber weit gefehlt. Unverdrossen klettern Frauen in ihre Autos mit den extrabreiten Reifen und den eingefrorenen Benzinleitungen, um sich bei minus sechzig Grad den Weg durch Schneeverwehungen zu bahnen, weil der Haaransatz neu getönt werden muss.
    Es gibt eben Situationen im Leben einer Frau, die sie mit ungepflegtem Haar einfach nicht bewältigen kann. Zum Beispiel gebären, heiraten, Kinder irgendwohin bringen, Abfall wegbringen oder mit der Jugendfreundin des eigenen Mannes telefonieren.
    Einer der ersten Termine einer Witwe nach dem Tod ihres Mannes ist der beim Friseur. Alles Übrige mag bei der Beerdigung grauenhaft aussehen, aber die Frisur sitzt und ist mit so viel Haarlack eingesprüht, dass es bis zum Jüngsten Gericht halten wird.
    Je mieser ich mich fühle, desto sicherer bin ich, dass der Grund für meine schlechte Laune an den Haaren liegt. Ich hänge über der Toilettenschüssel und gebe mein Mittagessen von mir, mein mitfühlender Mann will mir einen nassen Waschlappen auf die Stirn drücken, da reiße ich ihm gerade noch den Lappen aus der Hand und schreie: »Du Blödmann! Du drückst meine Locken ganz platt, siehst du das nicht?!«
    Was immer ich auch habe - wenn meine Haare fettig sind, wird es mir nie besser gehen. Daran lässt sich nicht rütteln.
    Ich weiß auch, dass Haare mit unglaublicher Geschwindigkeit wachsen, wenn man verhindert ist, zum Friseur zu gehen. Der Pony kann bis zu achtzehn Zentimeter pro Woche länger werden, und kurzes, nackenlanges Haar bedeckt innerhalb von drei Tagen das ganze Kopfkissen. Was mit dem Haaransatz los ist, brauche ich wohl nicht zu erläutern.
    Sobald eine Frau Stammkundin ist und einmal pro Woche einen schicksalentscheidenden Friseurtermin hat, wird sie diese Gewohnheit nie wieder ablegen.
    Vor einigen Jahren hatte ich Gelegenheit zu einem mehrwöchigen Besuch in der damaligen Sowjetunion. Unmittelbar vor dem Abflug war ich noch mal beim Friseur, mein Haar »saß« also. Fünf Tage später war es allerdings höchste Zeit, eine Generalüberholung vorzunehmen.
    Trotz der Tatsache, dass ich nur zwei russische Wörter kannte - Kaviar und Gorbatschow -, gestikulierte ich mich schließlich zu einem russischen Friseursalon durch.
    Schon die Verständigung mit dem eigenen Friseur kommt bestenfalls der Entschlüsselung eines militärischen Geheimcodes gleich. Aber natürlich lernt man mit der Zeit. Man weiß, dass man jemandem, der Shampookisten und Watte ballenweise kauft, nicht im Ernst sagen kann: »Bitte nur die Spitzen schneiden.« Man weiß auch, dass es

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