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Es darf auch mal Champagner sein

Es darf auch mal Champagner sein

Titel: Es darf auch mal Champagner sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erma Bombeck
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wollte einen Nickel, der zwar nur fünf Cent wert, dafür aber größer war, weil ihre Schwester so einen gekriegt hatte. Es kam mir irgendwie unbegreiflich vor, dass Mami nicht von Geburt an gewusst hatte, dass ein Nickel weniger wert ist als ein Zehner.
    Omama war es auch, die mir erzählte, wie Mami eines Tages vom Direktor erwischt wurde, als sie vorne in ihr Schulheft schrieb: »Im Brandfall dies als Erstes in die Flammen werfen!« Nie hatte ich größeren Respekt vor ihr als an dem Tag, an dem ich das erfuhr.
    Von Omama hörte ich auch, dass Mami als Kind nicht viel anders gewesen war als ich. Ich fand sie »ganz schön frech«. (Und was für ein Image ist das, bitteschön, für eine Mutter?)
    Nachdem Omama es verlassen hatte, begann das große, weiträumige Haus sehr bald zu schrumpfen. Die herrlichen Stufen, auf denen ich stundenlang gespielt hatte, waren mit einem Mal abgetreten und recht schäbig. Die verwilderten Kletterpflanzen, die abblätternde Farbe, das Eisengitter, das sich unter der Last der Jahre seitwärts neigte, alles schien plötzlich traurig.
    Omama selbst kann man nicht schildern. Wahrscheinlich sind Großmütter nicht beschreibbar. Sie nehmen im Leben eines Kindes eine Sonderstellung ein. Sie haben die Last der Verantwortung abgeworfen, sind entspannt und dürfen ihre Enkel auf eine Weise genießen und sie von Herzen so verwöhnen, wie sie es bei den eigenen Kindern nicht konnten. Es soll sogar Großmütter geben, die dadurch, dass sie ihre Enkel verziehen, späte Rache für die Unarten ihrer eigenen Kinder üben.

Warum wirst du nicht erwachsen?
    Das habe ich nicht nur einmal, sondern mindestens tausendmal gefragt. Bilde ich es mir nur ein oder habe ich wirklich mein Leben lang nichts anderes getan als Kühlschranktüren zu schließen, Tempotaschentücher aus Hosentaschen zu fischen, ehe sie in die Wäsche mussten, nasse Handtücher vom Boden aufzuheben und ausgeliehene Bücher im Korb für schmutzige Wäsche zu suchen?
    Mr. Matterling, bei dem ich Kinderpsychologie belegt hatte, behauptete: Eltern sein heißt lieben. Er hatte wie gesagt keine eigenen Kinder. Ich wollte, ich dürfte mich auf Mr. Matterlings Podium stellen und nur einen Tag lang Vorlesung halten. Ich würde ihm gern sagen, dass mehr dazu gehört, als zu lieben.
    Eltern sein muss man erlebt haben, sonst glaubt man's nicht. Es kann fürchterliche Frustrationen auslösen. Ich hätte mir nie vorgestellt, dass es Tage geben würde, an denen ich keine Zeit fand, mir mit dem Kamm durch die Haare zu fahren. Hätte ich geahnt, dass etwas so Schlichtes, Schönes und Unkompliziertes wie ein Kind einen dazu treiben kann, zu brüllen: »Wir sind eine Familie und du gehörst dazu und du wirst einen einzigen Freitagabend mit uns verbringen, oder ich kette dich an den Bettpfosten, so wahr mir Gott helfe!« Und eine mutlose Stimme in meinem Inneren seufzte klagend: »Warum wirst du nicht erwachsen?«
    Elternsein ist zum Fürchten, mein lieber Mr. Matterling. Sie ahnen nicht, wie sehr zum Fürchten, ehe Sie nicht auf der Jungfernfahrt Ihres Sohnes am Lenkrad Ihres Wagens im Beifahrersitz gesessen haben und ihn sagen hörten: »Mein Fahrlehrer meint, ich hätte nur ein kleines Problem: Sooft mir ein Wagen entgegenkommt, führe ich in die Mitte.«
    Und die Sorgen. Ich machte mir Sorgen, wenn sie zu Hause blieben. (»Mein Gott, mein Sohn wird doch nicht für alle Zeiten bei uns bleiben, und ich darf ihn dann mit meiner Rente durchfüttern?«)
    Ich machte mir Sorgen, wenn sie weg waren. (»Wenn das Stofftier aus ihrem Bett fehlt, ist es passiert, dann ist sie mit einem Mann durchgegangen!«)
    Ich machte mir Sorgen, wenn sie mit mir sprachen. Und ich machte mir Sorgen, wenn sie nicht mit mir sprachen.
    Ich machte mir Sorgen, wenn sie mit Freunden ausgingen. (»Aber die Meditationen im Yoga-Club dauern doch nicht bis 2 Uhr früh, Eduard.«) Ich machte mir Sorgen, wenn sie kein Date hatten. (»Vielleicht sollten wir mal versuchen, ihren BH einen halben Zentimeter auszupolstern?«)
    Ich machte mir Sorgen, wenn sie schlechte Noten brachten. (»Mit solchen Zensuren nehmen sie ihn ja nicht einmal in einer Karate-Schule!«) Ich machte mir Sorgen, wenn ihre Noten gut waren. (»Schau, dass du ein bisschen mehr an die frische Luft kommst, du kannst nicht ewig über den Büchern hocken und an deinen Pickeln herumdrücken.«)
    Ich machte mir Sorgen, wenn sie einen Job bekamen. (»Sie sieht so müde aus, und wer weiß, ob dann nicht wieder ihre Asthmaanfälle

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