Es darf auch mal Champagner sein
riskant ist, dem Profi ein Foto von Julia Roberts unter die Nase zu halten, das man aus einer Zeitschrift herausgerissen hat, und zu sagen: »Das wär was für mich.« Wenn er sich vor Lachen biegt und sich gar nicht mehr beruhigen kann, lässt man das Bild am besten gleich verschwinden. Auf keinen Fall sollte man sagen: »Ich lasse mich gerne überraschen.« Warum, brauche ich Ihnen nicht zu erklären, oder?
Aber zurück zum russischen Friseursalon. Die Friseuse hatte etwa dreißig Pfund Haare auf dem Kopf, die an einen aufgelösten Strohballen erinnerten. Eigentlich hätte mich das stutzig machen sollen. Ich versuchte es wieder mit Zeichensprache: »Hier über dem Ohr bauschig mit einer Welle, diese Strähne lockig nach hinten, vorne einen Pony. Okay?«
Sie stand hinter mir, starrte stumm und ausdruckslos in den Spiegel und hielt sich an ihrem Kamm fest. Sie rührte sich nicht, ihr Kamm auch nicht.
Gestikulierend wiederholte ich meine Wünsche.
Schließlich ging sie zum Ladentisch hinüber und holte ein Bild von Linda Evans aus dem Denver-Clan. Linda Evans hat schulterlanges blondes Haar. Ich habe einen mausbraunen, etwa neun Zentimeter langen Kurzhaarschnitt.
Ich lächelte. »Wunderbar.«
Sie nahm die Schere und begann, ebenfalls lächelnd und fröhlich summend, munter draufloszuschneiden. Als sie mir den Spiegel in die Hand drückte, damit ich ihr Werk von allen Seiten begutachten konnte, meinte sie in ausgezeichnetem Englisch: »Es wächst ja wieder nach.«
Der Standardsatz der Friseure in aller Welt.
Männer haben die Beziehung zwischen einer Frau und ihrem Friseur noch nie verstanden. Für sie zählt das Haar aber auch nicht zu den Heiligtümern. Selbst wenn ihre Haare auf dem Kragen aufliegen und in neun verschiedene Richtungen abstehen, haben sie es nicht eilig, daran etwas zu ändern. »Ich muss mir die Haare schneiden lassen« sagen sie in demselben Ton wie »Ich muss Geld wechseln für den Kaffeeautomaten.« Zwischen ihnen und ihrem Friseur gibt es keine Kommunikation. Sie sitzen in einem Stuhl, lesen die Zeitung, schließen die Augen, wenn sie einshampooniert werden, zahlen und gehen. Es gibt sogar Männer, die sich nicht einmal die Mühe machen, einen Blick in den Spiegel zu werfen.
Friseure sind Frauensache. Der Termin beim Friseur ist ein Sakrileg. Und weder eine leere Autobatterie noch das größte Unwetter, noch der nicht erscheinende Babysitter, noch eine Bombe, die direkt auf den Friseursalon fällt, können eine Frau auf dem Weg dorthin aufhalten. Darin ähnelt sie dem Gnu.
Möglicherweise kommt jemand, der sich zwischen eine Mutter und ihr Kind stellt, mit dem Leben davon, aber zwischen eine Frau und ihren Friseur - das würde ich keinem raten!
Tierische Ähnlichkeit
Die afrikanische Elefantenkuh trägt ihr Junges sechshundertsechzig Tage aus. Das Neugeborene wiegt rund hundert Kilo und kommt mit Schwangerschaftsstreifen zur Welt. Die Elefantenkuh säugt ihr Junges zwei Jahre lang und ist bis ins hohe Alter gebärfähig.
Bevor Sie wegen der sechshundertsechzig Tage Trächtigkeit der Elefanten in Panik ausbrechen, will ich Ihnen sagen, dass diese Zeit beim Menschen etwa neun Monaten entspricht.
Außerdem ist zu bedenken, dass Elefanten sehr groß und schwer sind. Wenn man groß genug ist, um von einem zehn Meter hohen Baum zu fressen, kann man auch ohne große Anstrengung ein zusätzliches Gewicht von hundert Kilo tragen. Ich war schon immer der Meinung, dass Frauen, die kleiner sind als ein Meter siebzig, keine Kinder haben sollten. Sie sehen sonst einfach zu plump aus.
Ich weiß, dass sich bezüglich des Kinderkriegens viel geändert hat. Eine Schwangerschaft war früher eine äußerst erfreuliche Zeit im Leben einer Frau. Natürlich trug man zunächst einen Wassermelonenkern in sich, der zur Größe eines Klaviers heranwuchs, aber es gab keine Einschränkungen bezüglich der Ernährung, und man wurde sogar dazu angehalten, auf sportliche Betätigung völlig zu verzichten, man durfte Kaffee und Alkohol trinken, man konnte sich stundenlang sonnen, und alle Mitmenschen behandelten einen mit der Nachsicht und Aufmerksamkeit, die man einer selbstgebastelten Zeitbombe entgegenbringt.
Der Zustand außerdem hatte etwas Mystisches an sich. Man vollbrachte etwas, was in der Geschichte der Menschheit kein Mann jemals fertig gebracht hatte und auch niemals fertig bringen würde.
Aber irgendwann wurde eine Schwangerschaft zu etwas ganz Gewöhnlichem. Alle möglichen Leute wurden schwanger.
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