Es darf auch mal Champagner sein
Noch im achten Monat nahmen Frauen an Marathonläufen teil, eine Turnierreiterin brachte ein paar Stunden nachdem sie ihr drittes Pferd geritten hatte ihr Kind zur Welt, Nachrichtensprecherinnen verabschiedeten sich am Ende der Sechs-Uhr-Nachrichten, wenn bereits alle drei Minuten die Wehen einsetzten. Ich erinnere mich, dass Maria Maples (die spätere Mrs. Donald Trump) eine Broadway-Show beenden musste, weil ihre Schwangerschaft sie beim Radschlagen behinderte. (Sie war groß!)
Fachleute erklärten nun, körperliche Betätigung sei gut für eine werdende Mutter, Sonne dagegen schlecht; Kaffee und Alkohol waren absolut verboten, und außerdem mussten sich die Schwangeren gesund ernähren und auch noch auf ihr Gewicht achten.
Mit dem Spaß war es nun vorbei.
Während der ersten Monate nahm die Umwelt freudigen Anteil an der Schwangerschaft. Die Reaktion war überall gleich.
In der Regel starrten sie einem auf den Bauch und sagten: »Sie sehen aber gar nicht schwanger aus.« (Warum auch, wenn man ein Lebewesen in sich trug, das kaum größer als ein Komma war?)
Wenn man sich im vierten Monat in normale Kleider zu zwängen versuchte, hieß es wie aus einem Mund: »Ja, man sieht Ihnen an, dass Sie schwanger sind.« (Na ja, am üppigen Mittagessen lag es bestimmt nicht.)
Im sechsten Monat lautete die einhellige Meinung dann: »Sind Sie sicher, dass es nur ein Kind wird?« (Was denn sonst? Ein ganzer Wurf?)
Ungefähr im achten Monat wurde die Stimmung langsam ungeduldig. »Haben Sie Ihr Kind immer noch nicht?«
Besonders taktvoll fand ich die Frage »Haben Sie Ihr Kind immer noch nicht?«, als das Kind bereits ein Jahr alt war.
Die Babyboom-Generation machte die Schwangerschaft schließlich zu einem Event.
Eine Generation, die es nicht erwarten konnte, bis die Wandfarbe trocken war und die Ampel auf Grün geschaltet hatte, konnte natürlich auch nicht ein oder zwei Monate warten, um sicher zu sein, ob wirklich eine Schwangerschaft vorlag. Man entdeckte, dass man nur auf einen kleinen weißen Streifen pinkeln musste; wenn sich der Streifen rosa oder in eine andere fröhliche Farbe verfärbte, konnte man losstürmen, um die Babyausstattung zu kaufen. Natürlich musste man schon vor der Geburt wissen, ob das Kind ein Mädchen oder ein Junge werden würde. Weiß der Himmel, wozu das gut sein sollte, wofür diese Information gebraucht wurde, aber man wollte es wissen.
Der alte Witz »Sind Sie schwanger?« - »Nein, ich trage das Kind meiner Freundin aus« wurde Realität. Heute gibt es Leihmütter für Frauen, die selbst keine Kinder haben können.
Bei Scheidungen wird um tiefgefrorene Embryos genauso ernsthaft gestritten wie um das Abonnement für die Spiele der Chicago Bulls. Die Frage »Vati, woher komme ich?« erhält plötzlich eine vollkommen neue Bedeutung. (»Du wurdest in Milwaukee aufgetaut, mein Sohn.«)
Um das genetische Erbgut der Ehepartner aufzubessern, wurden Samenbanken eingerichtet. Heute kann eine Frau nach Lust und Laune wie im Selbstbedienungsladen auswählen. »Ich nehme den Physiker mit Nobelpreis, und falls das nicht klappen sollte, kommen noch der preisgekrönte Schriftsteller oder der Konzertpianist in Frage.«
Die Babyboomer haben sogar eine ganz neue Zeitplanung aufgestellt. Früher konnte eine Frau, die bis vierzig noch kein Kind geboren hatte, ihre biologische Uhr nicht einmal mehr verschenken.
Das hat sich grundlegend geändert. Eine neunundfünfzigjährige Britin hat nach einer künstlichen Befruchtung Zwillinge zur Welt gebracht. In einem anderen Fall hat eine Frau für ihre Tochter ihre eigenen Enkel ausgetragen.
Meine Meinung ist zwar nicht entscheidend, aber irgendwann muss mit dem Kinderkriegen doch Schluss sein. Die Krankenkassen können die Geburt mit gutem Gewissen nicht mehr bezahlen. Das Risiko ist einfach zu groß, dass die betreffende Frau ihr Kind irgendwo hinlegt und sich später beim besten Willen nicht mehr erinnern kann, wo das war.
In einer Gesellschaft, in der es bereits eine große Sache ist, wenn Männer zum Frühstück mal Wasser in die Kaffeemaschine schütten, kann man über die Fortschritte bezüglich des Rollenverhaltens im Tierreich nur staunen.
Da gibt es einige Arten, bei denen die Männchen gebären. Ist das nicht wunderbar? Da haben wir Frauen uns jahrelang schuldig gefühlt, weil die Männer weder an der Freude teilhaben konnten, wenn uns das ungeborene Kind das Buch aus der Hand gekickt hat, noch an der Herausforderung, wenn man sich mit einem
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